327 - Mit eisernem Willen
fest. Und je mehr Xij sich anstrengte, umso fester zog er sich zu.
Die Stöße ins Kreuz taten ein Übriges. Dazu kam die Befürchtung, ihr Hintermann könnte sie bei einem Fluchtversuch gnadenlos aufspießen. Im Moment bestand nicht die geringste Chance zur Flucht, das musste Xij sich zähneknirschend eingestehen.
Zwischen einer Masse aus grünen Büschen und niedrigen Bäumen glitzerte stehendes Wasser. Schilfinseln wucherten darin. Am Rand hatten sich tote Zweige angesammelt. Der Trupp watete hindurch. Das Wasser reichte Xij bis zur Wadenmitte.
Einschläfernd legte sich das Summen der Fleggen in ihre Ohren, da erhielt sie abermals einen Speerstoß. Sie stieß einen Schmerzenslaut aus, drehte den Kopf und funkelte den Krieger zornig an. Im gleichen Moment erschrak sie. Faustgroße Spinnen schwammen ein paar Meter von ihr entfernt vorbei.
Wollte er mich nur warnen?, fragte sie sich. Instinktiv watete sie schneller, und der Krieger hinter ihr lachte.
Kurz darauf bekamen sie wieder festen Boden unter die Füße. Allerdings war der Pfad, auf dem sie sich bewegten, derart schmal, dass sie nur hintereinandergehen konnten.
Ein Rauschen klang auf. Rechts von Xij erstreckte sich eine Lagune, deren türkisblaues, kniehohes Wasser geradezu paradiesisch wirkte. Unter der spiegelnden Oberfläche zeichneten sich die Rücken großer Fische ab. Gischtwellen, hervorgerufen durch den großen Wasserfall am Ende der Lagune, schoben sich kräuselnd heran.
Xij kniff die Augen zusammen. Was sie sah, ließ ihr Herz schneller schlagen. Der Wasserfall strömte über einen hohen Berg, unter den herabrauschenden Schaumkaskaden gähnte eine Grotte.
Das ist meine Chance! , durchzuckte es sie.
Beim Wasserfall angekommen, hob der Anführer die Hand. Der Trupp blieb stehen. Der Dicke diskutierte mit Merle und einem der Männer. Sekunden, in denen Xij zum wiederholten Mal der seltsame Schmuck der Dschungelbewohner auffiel. Sie trugen Ketten aus Chip-Karten und Büroklammern um den Hals! Eine Kriegerin hatte sich einen Gürtel umgeschnallt, der aus Schilf und farbigen Bleistiften bestand.
Das stammt aus der BASTILLE. Jede Wette.
Bewegung kam in den Tross. Der Anführer hatte sich für den Wasserfall entschieden.
Klar , dachte Xij. Das Wasser schluckt jede Fährte. Nicht umsonst nennen die Leschoneers sie › Unsichtbare ‹ . Sie kommen lautlos und verschwinden ohne jede Spur .
Die Gruppe schritt im Gänsemarsch die Anhöhe hoch. Ein paar der Krieger überholten Xij. Sie eilten zu ihrem Anführer, der sie anwies, den Wasserfall als Erste zu durchqueren. Xij vermutete, dass sie auskundschaften sollten, ob die Gruppe auf der anderen Seite Gefahr erwartete.
Sie konnte nicht umhin sich einzugestehen, dass sie die Eingeborenen unterschätzt hatte. Die ganze Aktion lief äußerst routiniert ab. Lediglich der Grund für ihre Entführung war Xij schleierhaft.
Der Anführer gab laute Befehle und Xij erhielt erneut einen Stoß. Fluchend riskierte sie einen Blick zurück. Nur noch ein Krieger befand sich hinter ihr.
Der donnernde Wasserfall rückte näher heran. Die Gruppe ging unter dem Wasser hindurch, durch das Getöse drangen nur noch Wortfetzen an Xijs Ohr. Als sie an der Reihe war, unter dem sprühenden Vorhang der herabstürzenden Fluten hindurchzugehen, setzte sie alles auf eine Karte.
Sie taumelte zurück, als hätte sie das Gleichgewicht verloren. Der Krieger hinter ihr rief etwas Unverständliches. In der Rückwärtsbewegung drehte Xij sich und verpasste ihm einen Seitwärtstritt. Der Kerl riss die Augen auf und segelte im hohen Bogen ins Wasser.
Ein dumpfer Aufschrei ließ sie herumfahren. Der Unsichtbare vor ihr verzog das Gesicht zu einer Grimasse und griff sie mit einer Art Beil an. Xij duckte sich, wartete, bis er ausholte, und kam wuchtig hoch. Ihr Kopfstoß erwischte den Mann am Kinn. Xij war, als knalle ihr ein Hammer gegen die Schädeldecke, doch der Kerl sackte zu Boden.
Weg hier!
Sie rannte los. Mit auf den Rücken gefesselten Armen keine leichte Aufgabe, wie sie feststellte. Hinter ihr brandete Geschrei auf, ein greller Pfiff ertönte.
Die Lagune!
Wenn man minutenlang unter Wasser die Luft anhalten konnte, war das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Xij war dazu in der Lage.
Sie rannte in die Lagune und peitschte sich durch das Wasser. Zum Tauchen war der Pegel hier definitiv zu niedrig, also musste sie so schnell wie möglich vorwärtskommen.
Ein Hagel aus Speeren und Pfeilen pfiff an ihr vorbei. Die Waffen
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