327 - Mit eisernem Willen
das ist die richtige Gelegenheit für einen Testflug. Verbinden wir das Notwendige mit dem Nützlichen.«
Matt verstand nicht gleich. »Was...«
Takeo wies auf den Hubschrauber, der wie ein Koloss aus längst vergangener Zeit mitten im Hangar stand. »Er ist startbereit. Muss nur noch betankt werden.«
Matt nickte ihm zu. »Danke, Mann.« Dann schaltete er das Funkgerät wieder ein und stellte die Verbindung zur Kommandozentrale her.
»Serpon«, meldete sich der Comm’deur. »Wer spricht?«
»Matthew Drax hier. Capitaine Chevalier hat Sie über die Vorkommnisse im Lager der Expedition unterrichtet?«
»Das hat er. Schlimme Sache. Aber ich wüsste nicht, wie wir helfen könnten. Bis ein Stoßtrupp dort ist...«
»Darum geht es mir«, unterbrach ihn Matt. »Miki Takeo und ich werden mit dem Helikopter hinfliegen. Dazu benötigen wir Treibstoff.«
Für einen Moment war Stille am anderen Ende der Verbindung. »Die Maschine ist startbereit?«, fragte Benedict Serpon dann.
»Wie gesagt – wir brauchen nur noch etwas Sprit.«
»Und Sie selbst?«, hakte der Comm’deur nach. »Der Doktor meint, Sie wären frühestens in einer Woche so weit.«
»Ich fühle mich fit genug«, gab Matt ungeduldig zurück. »Hören Sie, Serpon, wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Je früher wir dort sind, desto besser stehen unsere Chancen, die beiden Frauen und die Wachen zu retten.«
Serpon zögerte noch einen Moment, dann lenkte er ein. »In einer Viertelstunde haben Sie den Treibstoff. Ich stelle einen kleinen Trupp zusammen, der Sie begleiten wird. Für alle Fälle.«
»Negativ!«, sagte Matt schnell. »Mit Miki Takeos Gewicht ist der Hubschrauber bereits an der Grenze seiner Nutzlast. Mit zusätzlichen Passagieren kommen wir nicht mal in die Luft. Takeo und ich sind beide ausgebildete Piloten; wir schaffen das allein.« Er bedeutete dem Androiden, still zu sein, als der Einspruch erheben wollte.
»Gut. Dann viel Glück.«
»Danke.« Matt schaltete das Funkgerät aus, stand auf und wischte sich das schweißnasse Haar nach hinten.
»Ausgebildeter Pilot?«, fragte Takeo nach. »Ich habe gerade mal das Handbuch gescannt, bis also lediglich in theoretischer Hinsicht geschult.«
»Ich bring’s dir unterwegs bei«, winkte Matthew ab.
Takeo hob die Schultern in einer imitierten menschlichen Geste. »Also gut«, sagte er. »Dann los.«
Er stapfte voran, Matt folgte ihm. Sie öffneten das Rolltor, dann schob der Android die tonnenschwere Flugmaschine aufs Rollfeld.
Draußen waren die Legionäre dabei, die Folgen des Angriffs unter Kontrolle zu bringen. Brände wurden gelöscht, Leichen abtransportiert, Verwundete versorgt. Der Wind wehte Vogelfedern wie schwarze Flocken durch die Luft. Voller Bitterkeit besah sich Matt das Blut auf der Start- und Landebahn.
Seine Gedanken eilten zu Xij. War sie wirklich einem Panthaa zum Opfer gefallen, vor ihm geflohen – oder steckte etwas anderes dahinter, wie auch Chevalier zu vermuten schien? Wie auch immer – er würde nicht ruhen, bis er sie gefunden hatte. Lebendig... oder tot.
***
Tief im Dschungel
Die Kleidung klebte an Xijs schweißnassem Körper. Ein Stoß mit dem Speer trieb sie voran. Sie stolperte über eine Mangrovenwurzel und konnte sich gerade noch fangen.
Sie biss die Zähne zusammen vor Wut. Wie konnte ich mich nur so reinlegen lassen?
Zornig betrachtete sie den Trupp. Der Anführer, ein dicker, grobschlächtiger Kerl, lief vorneweg. An einem Strick führte er die riesige Raubkatze mit sich. Direkt hinter ihm ging Merle, die Xij keines Blickes würdigte. Die Krieger folgten ihr mit Xij in einer Reihe.
Ab und an drehte sich einer der Indios um, im Gesicht eine Mischung aus Furcht und Feindseligkeit. Wenn sie etwas sagten, verstand Xij kein Wort. Schon am Morgen hatte sie zu ihrem Leidwesen bemerkt, dass der implantierte Translator die Sprache der Dschungelbewohner nicht übersetzen konnte.
Mit auf den Rücken gefesselten Händen stolperte sie vorwärts. Die Wirkung des Pfeilgiftes ließ zwar nach, aber Xij fühlte sich immer noch benommen. In ihren Innereien kribbelte es unentwegt.
Träge sah sie nach vorn. Der gewundene Pfad verlor sich zwischen Büschen, Farn und Bäumen. Ein Skorpion krabbelte über den dunkelbraunen Boden, zwischen den Wipfeln kreischten Affen.
Den bohrenden Durst verdrängend, konzentrierte sich Xij darauf, Kräfte zu sammeln. Sie versuchte ihre Fesseln zu lösen, indem sie die Armgelenke drehte. Es klappte nicht, der Knoten saß zu
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