329 - Die Fährte der Roboter
Miki als Erster. »Die Stadt wird von Robotern angegriffen!« In seiner Stimme lag trotz der eher nüchternen Modulation eine gewisse Aufregung.
»Bist du dir sicher?«, fragte Matt. »Die sehen sich einander gar nicht ähnlich. Eine Roboterarmee müsste doch aus derselben Baureihe stammen, oder?«
»Nicht, wenn sie einzeln erbaut wurden«, widersprach Takeo. »Glaub mir, das sind nichtorganische Geschöpfe. Ansonsten hätte ich ihr Wärmebild auf dem Scanner.«
»Vielleicht haben die Schlangenmenschen wegen denen die Waffen aus Kourou gestohlen«, mutmaßte Xij. »Weil sie sich gegen die Robotertypen zur Wehr setzen wollen.«
Matt nickte. »Klingt logisch.«
Eine weitere Erkundungsschleife. Einer der Schlangenmenschen kletterte aus einem Schützengraben und warf eine Granate. Sie rollte vor die Füße eines etwa zwei Meter großen Roboters, der sich blitzschnell bückte und sie zurück in Richtung Stadt warf.
Noch im Flug explodierte die Granate. Splitter hackten in das Holz der Palisade. Eine junge Frau, die mit anderen zusammen versuchte, das offenbar von den Robotern verursachte Feuer zu löschen, warf getroffen die Arme in die Luft und fiel zu Boden. Die Szene wurde bis ins Detail auf die Monitore des Shuttles übertragen.
Matt seufzte. »Ich hatte befürchtet, dass wir hier auf Gegenwehr stoßen würden. Aber damit hat wohl keiner gerechnet.«
»Vor allem frage ich mich«, fügte Xij hinzu, »wer zum Teufel diese Roboter konstruiert hat. Stecken Technos dahinter? Retrologen?«
»Oder...«, Matt sah zu Takeo, »könnte es ein Gruß aus dem San Fernando Valley sein?«
Der Android, der ursprünglich zu den »Unsterblichen« in Amarillo gehört hatte, schüttelte den Kopf. Er wusste, was Matthew meinte: In dem Tal nahe Los Angeles hatte er damals seine U-Men entwickelt, die später von General Arthur Crow zu einer Robot-Armee umfunktioniert worden waren. »Negativ«, sagte er. »Ich erkenne keine baulichen Gemeinsamkeiten mit den U-Men. Bei dem hauptsächlich verwendeten Material scheint es sich um einfachen Stahl zu handeln.«
Xij Hamlet räusperte sich. »Wie auch immer – hier sollten wir nicht landen. Das Shuttle verfügt über keine eigene Bewaffnung und wir würden vermutlich in die Schusslinie beider Parteien geraten.« Sie tippte auf die Kartenansicht. »Solange sich alles auf diesen Angriff konzentriert, könnten wir die Gunst der Stunde nutzen und unbehelligt im Hafen wassern.«
Matt verspürte zwar den Wunsch in sich, einzugreifen und gegen die Roboter vorzugehen, aber er musste Xij recht geben: Eine Landung hier hätte nur alles Feuer auf sie gezogen. Und mit seiner Laserpistole, Mikis Blaster und Xijs Kampfstab konnten sie wahrlich keinen Blumentopf gewinnen. Da war es Erfolg versprechender, auf der anderen Seite der Stadt zu landen und einen ersten Kontakt mit jemandem aufzunehmen, der nicht mit einer Wumme herumlief.
»In Ordnung, versuchen wir es«, stimmte er Xijs Vorschlag zu. Er zog das Shuttle in die Höhe, flog in einer weiten Kehre ein paar Hundert Meter auf das Meer hinaus und nahm dann wieder Kurs auf die Küste. Im Nordteil des Hafens lungerten ein paar angelnde Jugendliche herum, aber der Südteil lag scheinbar verlassen da.
»Haltet euch fest! Wir wassern in wenigen Augenblicken!«
***
Der Morgen war etwas kühl, fand Gilbeeto, während er seine Beine über die Kaimauer des Hafenbeckens baumeln ließ und die Angel einholte, um zu prüfen, ob der Köder noch am Haken saß.
Weil es in der Nacht geregnet hatte, war die Luft frisch und vom Staub der letzten Tage gereinigt. Aber sie war auch kälter als sonst, und die Brise, die vom Meer her zu ihm herüberwehte, ließ eine Gänsehaut auf seinen nackten braunen Armen entstehen.
Gilbeeto gähnte. Seit Nooritas Geburt war es um die Ruhe in der heimischen Hütte geschehen. Nicht, dass er seine kleine Schwester nicht leiden konnte. Aber ihre Krippe stand nur wenige Armlängen von ihm entfernt, und wenn sie in der Nacht anfing zu plärren, war er meist der Erste, der davon wach wurde.
So auch heute Morgen – deswegen hatte er sich verzogen, als er erwacht war und den Tag anbrechen sah. Hier im Hafen lullten ihn das Rauschen und Gluckern der Brandung ein und er konnte mit dem Rücken an einen Poller gelehnt noch etwas dösen, während er versuchte, einen Fisch fürs Frühstück zu fangen.
Die Nachtfischer waren gerade zurückgekehrt, als er seinen gewohnten Platz am Rand der Anlegestelle einnahm. Sie hatten ihre Netze geleert
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