33 - Am Stillen Ozean
Schweiß in das Zimmer trat.
„Verzeiht, Sihdi“, keuchte er, „daß ich nicht eher gekommen bin.“
„Du bist bemerkt worden?“
„Ja, Sihdi. Ich mußte, um zu Euch zu gelangen, durch die Straßen der Stadt, durch welche man mich vorhin geführt hatte. Man erkannte mich daher und wollte mich fangen.“
„Well, mein Junge. Aber man hat dich nicht bekommen.“
„Nein. Ich sprang bis an das Wasser und bog dann hinter der Stadt herum, um durch den Garten in das Hotel zu kommen. Sie haben mich aus dem Auge verloren und werden mich hier nicht finden.“
„All right. Setz dich nieder und sieh, daß du wieder zu Atem kommst! Seht Ihr es, Charley, daß ich recht hatte? Sie haben ihn nicht eingeholt. Er ist ein tüchtiger Kerl, gewandt und mutig, welch letzteres man von dem feigen, singhalesischen Pack hier nicht zu sagen hat. Und grad deshalb gefällt er mir.“
„Sihdi, Ihr seid ein zu gütiger Maharadscha!“ fiel Kaladi ein.
„Pshaw, sei still! Die Haie hätten mich ja längst verschlungen, wenn du mich nicht gerettet hättest. Ihr müßt nämlich wissen, Charley, daß ich einmal mit meiner Dampfjacht eine Fahrt um diese langweilige Insel unternahm. Ich kam an die Bänke von Negombo, und da ich die Perlfischerei sehen wollte, so hielt ich nahe an sie heran, stellte mich auf die Reling und hielt mich an den Wanten fest. Wir aber kannten das Fahrwasser nicht, streiften an ein Riff, und ich wurde von dem Stoß, welcher dabei erfolgte, über Bord geworfen.“
„Man stoppte doch sofort die Maschine, Sir?“
„Hat sich sein Stoppen, Charley! Da ich die Jacht stets selbst kommandiere und der Steuermann ganz verteufelt beschäftigt war, vom Felsen abzuhalten, war gar niemand da, der dem Maschinisten den Befehl hätte erteilen können. Übrigens hatte, wie sich später herausstellte, kein Mensch meinen Unfall bemerkt. Hist, ich sage, kein Mensch, und das ist nicht wahr, denn dieser brave Bursche hier hatte es doch gesehen. Er war drei Minuten lang unter Wasser gewesen und kam ermattet und mit einer schweren Ladung Muscheln zur Oberfläche empor. In diesem Augenblick sah er mich fallen, ließ die Muscheln wieder zur Tiefe, kam auf mich zu und faßte mich. Es dauerte allerdings eine gute Weile, bis er mich hatte, denn die Strecke von ihm bis zu mir war ganz bedeutend, und obgleich ich kein übler Schwimmer bin, fühlte ich mich vollständig ermattet, so daß er grad zur rechten Zeit kam, mich über Wasser zu halten. Auf der Jacht hatten Sie endlich doch bemerkt, was vorging; man setzte schleunigst ein Boot aus und holte uns an Bord. – Du bleibst jetzt hier, Kaladi, und wartest auf uns. Ihr aber, Charley, begleitet mich zum Mudellier!“
Wir schlossen den Singhalesen ein und gingen.
Vor der Wohnung des Beamten lungerte eine Menge seiner Untergebenen herum. In diesen Länderstrichen hat jeder besser situierte Mann für fast jede besondere Handreichung auch einen besonderen Bedienten. Das ist bedingt durch das Kastenwesen und wird ermöglicht durch die überaus große Billigkeit von allem, was die Notdurft des Leibes und des Lebens erfordert.
„Wollt ihr zum großen Mudellier?“ fragte einer von ihnen.
„Allerdings.“
„Da müßt ihr morgen kommen. Jetzt ist es zu spät!“
Raffley nahm den Mann und schob ihn zur Seite.
„Sheep, Schaf, mache dich beiseite!“
Im Nu waren wir umringt. Einige hatten sogar die Verwegenheit, uns anzufassen. Sir John ließ durch eine ihm bei guter Laune eigentümlichen Bewegung der Gesichtsmuskeln den Klemmer auf die Nasenspitze avancieren, erhob den Schirm und zog mit demselben dem ihm zunächst Stehenden einen Hieb über das Gesicht, daß er weit zurücktaumelte.
Dies setzte uns sofort in den beabsichtigten Respekt, so daß wir nun ungehindert eintreten konnten.
„Seht Ihr es, Charley, was so ein Chair-and-umbrella-pipe zu bedeuten hat? Es ist ein Universalreisegerät, wie es sicher kein zweites gibt“, lachte höchst befriedigt der Engländer. „Vielleicht kann ich Euch dies gleich zum zweitenmal beweisen.“
Wir waren durch die Veranda in ein Vorzimmer gelangt, dessen Wände die Decke nicht erreichten, sondern nur bis etwas über Mannshöhe emporgingen, um der Luft den freien Zustrich zu gestatten. Man findet diese dem Klima höchst angemessene Bauart fast an jedem Haus von Point de Galle. Hier saßen auf Bastmatten zwei Diener, welche sich erhoben und die schon vorher an uns gerichtete Frage wiederholten.
„Ihr wollt zum großen
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