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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jagdgrundes betrifft, so nimmt man stets eine Position an irgendeiner der Straßen, welche die Tiere bei ihren jährlichen Wanderungen nach Wasser und Futter einzuhalten pflegen. Unumgänglich ist ferner die Nähe eines Stromes, nicht nur für den Bedarf der Elefanten während der Zeit, welche über dem Zusammentreiben nach der Umzäumung vergeht, sondern auch um ihnen die Möglichkeit zu gewähren, sich nach der Gefangennahme während des Verlaufes der Zähmung baden und abkühlen zu können.
    Bei dem Bau des Korrals hütet man sich sorgfältig vor Zerstörung der Bäume und des Gebüsches innerhalb des eingeschlossenen Raums, zumal auf der Seite, von welcher die Elefanten herbeikommen, damit die Umzäunung so viel wie möglich durch das dichte Laub maskiert wird. Die Bäume, welche man zum Bau verwendet, haben bis zwölf Zoll im Durchmesser; sie werden ungefähr drei Fuß tief in die Erde eingesenkt und haben dann über der Erde noch eine Länge von zwölf bis fünfzehn Fuß; die Räume zwischen den Pfählen sind so weit, daß ein Mensch hindurchgleiten kann. Diese senkrechten Pfähle werden durch Querbalken zusammengehalten, welche mit Rohr und biegsamen Schlingpflanzen oder, wie man sie nennt, ‚Dschungel-Seilen‘ angebunden werden, und das Ganze wird mittels gabelförmiger Stützen befestigt, welche die Bindepfahle umfassen und den Zaun bei einem etwaigen Andringen der wilden Elefanten gegen das Zusammenbrechen nach außen hin schützen. An dem einen Ende des Korrals wird ein Eingang offengelassen, welcher durch Vorschieben von Querbalken augenblicklich geschlossen werden kann, und von jeder Ecke derjenigen Seite, wo die Elefanten herkommen sollen, setzt sich eine Linie desselben starken Zaunes fort, ebenfalls durch Bäume versteckt, so daß, wenn die Herde, statt durch den Eingang einzutreten, nach rechts oder links ausbrechen will, sie sich plötzlich aufgehalten und gezwungen sieht, die Pforte doch zu passieren. Auf einer Gruppe starker und nahe an der Umzäunung stehender Bäume hatte man für die Gesellschaft eine Tribüne angebracht, von welcher aus man den ganzen Vorgang vom Eintritt der Herde an bis zur Abführung der gezähmten Elefanten beobachten konnte. So massiv der beschriebene Bau auch ist, so fehlt ihm dennoch die Festigkeit, dem mit voller Kraft unternommenen Angriff eines in Wut gebrachten Elefanten zu widerstehen, und wirklich hat man Beispiele von Unglücksfällen, welche sich bei dem Durchbrechen einer ganzen Herde ereignet haben. Indessen verläßt man sich nicht so sehr auf den Widerstand der Umzäunung als auf die Furchtsamkeit der Gefangenen, die allerdings ihre eigene Stärke nicht kennen, sowie auf die Kühnheit der Jäger und auf die List, mit welcher sie die Unterjochung der gewaltigen Tiere ausführen.
    Der Verlauf einer solchen Jagd ist nun gewöhnlich folgender:
    Sobald der Korral fertig ist, beginnen die Treiber die Elefanten zusammenzutreiben. Zu diesem Zweck müssen sie oft einen Kreis von vielen Meilen Peripherielänge bilden, um eine genügende Anzahl der Tiere zu umringen. Die dabei zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln erfordern viel Geduld; man muß alles vermeiden, die Elefanten unruhig und mißtrauisch zu machen, weil sie sonst entwischen würden. Da das Naturell dieser Tiere im ganzen friedfertig ist und sie nur darauf bedacht sind, ungestört und in Sicherheit zu weiden, so ziehen sie sich instinktmäßig vor dem leisesten Andrängen zurück, und man benützt diese Schüchternheit, indem man nur grad so viel Geräusch verursacht, als nötig ist, sie in der gewünschten Richtung vorwärts zu treiben.
    Durch dieses Verfahren werden mehrere Herden auf einem Areal konzentriert, welches noch vollständig von den Wächtern umringt werden kann, und Tag für Tag ist man nun beflissen, sie nach der Umzäunung des Korrals zu drängen. Wenn ihr Verdacht rege wird und sie Unruhe zeigen sollten, so greift man zu stärkeren Maßregeln, um ihre Flucht zu verhindern. Man errichtet in einer Entfernung von zehn zu zehn Schritten auf der ganzen Treiberlinie Feuer, welche Tag und Nacht brennen; die Zahl der Treiber wird vermehrt, so daß deren oft vier- bis fünftausend anwesend sind, und durch die Dschungel werden sorgfältig Fußwege gehauen, um die so notwendige Kommunikation zu ermöglichen. Dabei unterhalten die Anführer eine beständige Patrouille, um sich zu überzeugen, daß jeder sich auf seinem Posten befindet und wachsam ist, da eine Nachlässigkeit auf einer einzigen Stelle

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