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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heiligen Fußstapfen auf dem Adamspik, dessen steiler Gipfel den Pilgern auf Aetagalla in einer Entfernung von etwa vierzig Meilen deutlich sichtbar ist.
    Zu gewissen Zeiten ist die Hitze in Kornegalle höchst intensiv infolge der Glut, welche diese Granitfelsen fortwährend widerstrahlen. Die Wärme wird deshalb gegen Abend hin fast unerträglich, und die schwüle Nacht ist zu kurz, als daß bis Sonnenaufgang eine Kühlung eintreten könnte.
    Aus ähnlichen Gründen kommt es vor, daß Flüsse versiegen und Teiche austrocknen: dann steigen die Leiden der wilden Tiere in einem solchen Grad, daß zahlreiche Krokodile und Bären in der Stadt erscheinen, um aus den dortigen Brunnen zu trinken. Der Boden des Distriktes ist außerordentlich fruchtbar, Reis, Baumwolle und trockene Früchte werden in Menge gebaut. Jede Hütte ist von einem Garten umgeben, welcher mit Kokos- und Arekapalmen, mit Dschackbäumen und Kaffeesträuchern bestanden ist. Die Hügel sind, soweit der Pflug geht, mit üppiger Vegetation bedeckt, und nach allen Seiten hin dehnen sich, soweit das Auge reicht, von Strömen durchschnittene Wälder aus, in deren Schatten Elefanten und anderes Wild in Überfluß sich aufhalten.
    Es ist hinlänglich bekannt, daß der Elefant zu allerlei Arbeiten verwendet wird, bei denen physische Kraft mit Überlegung gepaart sein muß. Tritt einmal Mangel an gezähmten Tieren ein, so wird eine Jagd veranstaltet, zu welcher nicht nur die Beteiligten sich einstellen, sondern auch die Bevölkerung aus einer meilenweiten Entfernung herbeiströmt, um an dem aufregenden Vergnügen teilzunehmen, welches mit einer solchen Jagd verbunden ist. Eben jetzt war der Bedarf an Elefanten ein dringender geworden, und der Vorsteher des Civil-Ingenieur-Departements hatte sich von dem Gouverneur die Erlaubnis zu einer Elefantenhetze erbeten. Derselbe hatte natürlich seine Genehmigung erteilt und zugleich diese Gelegenheit ergriffen, Sir John Raffley seine Aufmerksamkeit durch eine Einladung zu beweisen.
    Es war alles zu unserm Empfang bereit, und am Tag nach unserer Ankunft in Kornegalle begaben wir uns nach dem etwa zwanzig Meilen von der Stadt entfernten Ort, wo der Korral aufgerichtet worden war. Der Boden, über welchen wir dem Schauplatz des bevorstehenden Fanges zuritten, zeigte Spuren der tiefsten Trockenheit; die Felder lagen wegen Mangels an Wasser größtenteils unbebaut, und die fast ausgetrockneten Teiche waren mit den Blättern der rosenfarbenen Lotosblume bedeckt.
    Unsere Gesellschaft sah so orientalisch aus wie die Gegend, durch welche wir vorrückten. Der Gouverneur bildete mit seinem Stab und Haushalt einen langen Zug, dem die eingeborene Dienerschaft, die Pferdeknechte und Schnelläufer als Eskorte dienten. Die Damen wurden in Palankins und die jugendlichen Mitglieder der Gesellschaft mittels Stangen auf Stühlen getragen, über welche man ein grünes, kühlendes Sommerzelt aus frischen Blättern der Taliputpalme gebreitet hatte.
    Nachdem das bebaute Land zu Ende war, führte der Pfad über offene Blößen und trat schließlich in den Wald, in den Schatten uralter Bäume ein, welche bis zur Krone mit Kletterpflanzen umwunden und mit natürlichen Girlanden von Convolvulus und Orchideen geschmückt waren. Das hier herrschende Schweigen wurde nur von dem leisen Summen der Insekten und hier oder da von dem gellenden Ruf eines flaumenköpfigen Papageis oder dem Flöten des goldenen Pfingstvogels unterbrochen. Wir überschritten die breiten, sandigen Betten zweier ausgetrockneter Flüsse; über sie ragten mächtige Bäume, unter denen der ansehnlichste der Kombuk (Pentaptera paniculata) war, aus dessen kalkiger Rinde die Eingeborenen eine Art Leim für ihren Betel bereiten, und von den Zweigen hingen über die wasserlosen Rinnen hin die riesigen Hülsen der kolossalen Pusnoael-Bohne (Entada pursaetha), deren Schote bei einer Breite von sechs Zoll drei Ellen in der Länge mißt.
    Nachdem wir die steilen Ufer des zweiten Stromes erstiegen hatten, befanden wir uns in Front der Gebäude, welche in unmittelbarer Nähe des Korrals für unsere Gesellschaft zeitweilig errichtet worden waren. Diese kühlen und angenehmen Wohnungen bestanden aus Zweigen mit einem Dach aus Palmblättern und duftendem Zitronenlaub; außer einem Speisesaal und Reihen von Schlafzimmern, welche zeltartige Einrichtung hatten, enthielten sie Küchen, Vorratsräume und Ställe – alles dies von den Eingeborenen im Laufe weniger Tage hergestellt.
    Was die Wahl des

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