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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Tigerbrücke‘ zu verstehen.“
    „Möglich. Aber wo mag diese Halbinsel liegen?“
    „Kaum anderswo als an der Küste von Sumatra. Wir werden nach ihr suchen.“
    „Nach ihr suchen? In welcher Weise? Etwa so, daß wir ganz Sumatra umfahren und bei jeder Halbinsel fragen, wie sie heißt?“
    „Nein; ich meine, daß wir auf den Karten nach ihr forschen werden, Sir John.“
    „Well; das lasse ich mir eher gefallen; aber dazu ist wohl morgen auch noch Zeit.“
    „Natürlich. Wir haben hier unsern Zweck und noch viel mehr erreicht und wollen die Angelegenheit zunächst einmal beschlafen.“
    Wir verließen das Schiff, nachdem wir den Soldaten die größte Wachsamkeit anbefohlen hatten. Natürlich nahmen wir Quimbo mit, der im Hotel einen besseren und bequemeren Platz fand, als sein Versteck unten im Ballastraum der Dschunke gewesen war.
    Am darauffolgenden Morgen saßen wir noch beim ersten Frühstück, als der Mudellier schon zu uns kam, um sich nach dem Ergebnis unserer Gespensterjagd zu erkundigen. Raffley erzählte es ihm und knüpfte hieran einige scharfe Bemerkungen in Beziehung auf den Aberglauben, den nicht nur die Wächter, sondern auch deren oberster Vorgesetzter gezeigt hatten. Dies brachte den Mudellier in eine Verlegenheit, aus der es sich dadurch zu helfen suchte, daß er eine wichtige Amtsmiene annahm und von uns verlangte, ihm Quimbo auszuliefern, weil sich dieser in doppelter Weise straffällig gemacht habe. Ich lachte einfach darüber; Sir John aber sah ihn erstaunt an und fragte:
    „Doppelt straffällig? Wieso?“
    „Er hat die Soldaten in Schreck gejagt; schon das muß streng bestraft werden, und sodann – – –“
    „Und sodann? Was noch?“ fiel ihm der Englishman in die Rede.
    „Und sodann die Hauptsache: dieser Mensch ist auf der Dschunke getroffen worden und also ebensogut ein Seeräuber wie die Chinesen. Er muß grad so streng bestraft werden wie sie, und es ist meine Pflicht, ihn arretieren und einsperren zu lassen.“
    Da rutschte der Klemmer schnell vor auf die Nasenspitze, und der Besitzer dieser beiden Gegenstände fuhr den Mudellier an:
    „Was fällt Euch ein, Sir! Habt Ihr vielleicht vergessen, was ich bin?“
    „Nein.“
    „Nun, was? Ich meine nämlich mein Verhältnis zu seiner Herrlichkeit, dem General-Gouverneur.“
    „Ihr seit ein Verwandter dieses hohen Herrn.“
    „Schön! Und wer ist der Gentleman, den Ihr hier neben mir sitzen seht?“
    „Euer Freund.“
    „Ebenso schön! Und was ist dieser Quimbo, den Ihr einen Seeräuber zu nennen beliebt?“
    „Er ist ein – ein – ein – – –“
    Er stockte; da fuhr Raffley an seiner Stelle fort:
    „Quimbo ist der Diener dieses Gentleman. Was folgt daraus? Könnt Ihr mir das sagen?“
    „Nein“, gestand der Mudellier, dem es bei dem herrischen Ton des Engländers bang wurde.
    „Das ist aber doch so kinderleicht zu sagen! Hier ein Verwandter des General-Gouverneurs, dann ein Freund dieses Verwandten und dann ein Diener dieses Freundes; daraus folgt doch augenfällig, daß Quimbo ein Diener des General-Gouverneurs ist. Seht Ihr das nicht ein, Sir?“
    Der Mudellier antwortete nicht, sondern schüttelte langsam und zweifelnd den Kopf.
    „Wie? Ihr seht es nicht ein? Wißt Ihr, was das heißt? Wenn ich etwas behaupte und Ihr schüttelt den Kopf dazu, so ist das eine Beleidigung, welche unter Gentlemen nur durch Blut abgewaschen werden kann. Ich hoffe doch, daß Ihr Euch für einen Gentleman haltet. Charley, bitte, holt einmal meine Pistolen her!“
    Da rief der Mudellier schnell und ängstlich aus:
    „Halt! Wartet doch! Es ist mir nicht eingefallen, Euch zu beleidigen, und also ist kein Blutvergießen nötig. Ich schenke Euch vollständig Glauben, Sir.“
    „Ihr gebt also zu, daß unser guter Quimbo kein Räuber, sondern ein Ehrenmann ist?“
    „Ja.“
    „Der vollständig unangetastet bleiben muß?“
    „Ja.“
    „Well“, nickte Sir John befriedigt, indem er den Klemmer wieder an die Augen schob. „Wir sind also einig. Übrigens würde ich Euch auch ohnedies raten, ganz so zu tun, als ob gar kein Mensch vorhanden wäre, der Kaffer ist und Quimbo heißt.“
    „Warum?“
    „Weil Ihr ihn für ein Gespenst gehalten habt. Ich müßte das dem Gouverneur erzählen, wenn er kommt. Sagt selbst, ob Euch das lieb sein kann!“
    „Wir werden ihm nichts sagen, kein Wort. Es hat gar kein Gespenst auf der Dschunke gegeben. Ist Eure Lordschaft damit einverstanden?“
    „Yes, will einverstanden

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