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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was er wußte, zu Ende. Er hatte mir überhaupt mehr gesagt, als was von ihm zu erwarten gewesen war, und so wandte ich mich wieder an den Englishman:
    „Ich glaube, daß wir jetzt die notwendige Grundlage zum Handeln gefunden haben. Wahrscheinlich ist Ling-tao der oberste Kommandant der sauberen Gesellschaft und residiert auf der Tigerbrücke. Es ist möglich, daß er mehrere Raubschiffe besitzt. Ta-ki ist, um mich so auszudrücken, Magazinmeister auf Tillangdschong, wohin wir zunächst und vor allen Dingen müssen, um ihm das Geständnis zu erpressen, wo die berüchtigte Halbinsel liegt.“
    „Hm! Wollen wir wetten?“
    „Nein.“
    „So wartet doch erst, was ich meine, ehe Ihr nein sagt! Ich wette nämlich um fünfzig oder auch um hundert Pfund, daß wir von ihm nichts erfahren.“
    „Wettet mit Quimbo, Sir; ich tue nicht mit.“
    „Hört, Ihr seid wirklich ein schauderhafter Kerl, mir zuzumuten, mit einem Kaffern zu wetten! Ihr seid also entschlossen, mit mir zu fahren, um diesen Mr. Bontwerker zu befreien?“
    „Ja.“
    „Well, so sagt, ob Ihr ein gutes Gelingen erwartet?“
    „Ich hoffe, daß wir ihn herausholen.“
    „Schön! Wann dampfen wir ab?“
    „Mit der Ebbe morgen früh.“
    „Die Jacht ist schon heut bereit.“
    „Das wäre zu früh. Auf ein solches Unternehmen darf man nicht eingehen, ohne vorher alles reiflich zu überlegen. Es eilt ja nicht so sehr. Von hier bis nach den Nikobaren brauchen wir vier Tage, während welcher Zeit wohl nicht zu befürchten ist, daß der liebe Ta-ki uns davonläuft. Es gibt wohl wenige Tage im Jahr, an denen ein Schiff die Insel Tillangdschong anlaufen wird.“
    „Stimme bei. Euer Quimbo geht natürlich mit?“
    Ich brauchte diese Frage nicht zu beantworten, denn der Kaffer tat dies eiligst an meiner Stelle:
    „Oh, schön', gut', tapfer Quimbo mitfahren! Will bleiben bei lieb', gut' Deutschland, um mach' frei Mynheer Bontwerker und schlag tot all' Chines', Malay' und Räubervolk.“

Ta-ki
    Die Eilandsgruppe der Nikobaren liegt ungefähr auf dem 112. Längengrad östlich von Ferro, südlich von den Andaman-Inseln und nordwestlich von Sumatra. Ihr Klima ist ein tropisches, wird aber durch die Seewinde und häufigen Regen abgekühlt; dennoch ist der Aufenthalt dort ein höchst ungesunder, weil die während der Ebbe bloßgelegten Strandmoräste und Mangrovendickichte ein Fieber ausbrüten, von welchem selbst auch die Eingeborenen nicht verschon werden. Ja, das Nikobarenfieber ergreift sogar die Tierwelt, und es ist nichts Seltenes, daß man Schweine und Hühner unter starken Fieberanfällen hin und her taumeln sieht.
    Aus diesem Grund hat man mit den wiederholten Versuchen, diesen Archipel zu kolonisieren, keine Erfolge gehabt, und zuletzt nahmen die Engländer im Jahre 1869 von den Inseln nur zu dem Zweck Besitz, hier eine Verbrecherkolonie anzulegen, welche unter der Verwaltung des Gouverneurs der Andamangruppe steht.
    Die hierher deportierten Verbrecher sind meist indische Sepoys und gehören allen Völkerschaften an, welche in Hindostan und dem Dekan wohnen.
    Wenn ich früher von der Pflanzenpracht Ceylons mit Bewunderung gesprochen habe, so muß diese doch zurückstehen vor der unvergleichlichen Vegetation der Nikobaren. Während auf Ceylon die Kokospalme dominiert, streitet diese auf den Nikobaren mit der Arekapalme und dem prächtigen Pandanus um den Vorrang, wozu sich eine Menge anderer, tropischer Baumarten gesellt, bei deren Anblick man sich in eine Märchenwelt versetzt fühlen möchte. Auf Ceylon läßt sich trotz der ausgedehnten Tropenwälder der Einfluß der Menschenhand nicht verkennen; die Nikobaren aber bieten den unberührten, jungfräulichen Urwald des Südens, dessen grandiose Herrlichkeit jeder Beschreibung spottet. Da gibt es Dschungel, welche noch nie der Fuß eines Europäers betreten hat; da entsprossen dem Boden Millionen fruchtbarer Keime, welche sich zu den phantastischen Pflanzenformen entwickeln, und über diesem Gewimmel anstaunenswerter Bäume und Gewächse ragen, einen Wald über dem Wald bildend, die unvergleichlichen Kronen der Palmen hoch empor. Kein Mensch, und sei er ein noch so großer Meister der Feder oder des Pinsels, vermag es, dieses Bild nur annähernd wiederzugeben. Die Großartigkeit dieser Schöpfung läßt sich weder auf das Papier noch auf die Leinwand bringen.
    Von den unzähligen Pflanzenindividuen ist der Pandanus wohl das sonderbarste zu nennen; er gehört nächst den Palmen zu den imposantesten Formen der

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