33 - Am Stillen Ozean
mit?“
„Ja.“
„Das macht mir das Herz leichter, denn er ist ein zuverlässiger Kerl. So folgt also Eurem Kopf; ich will nichts dagegen haben. Aber wehe dem Chinesen, wenn er Euch nur ein einziges Haar krümmt! Ich reiß ihn in Stücke! Welche Gelegenheit wollt Ihr denn benutzen?“
„Die beiden Boote der Flüchtlinge.“
„Well; das ist das beste. Wann?“
„Morgen früh, sobald es Tag wird.“
„Wo bleiben wir da heut?“
„Auf Kamorta.“
„Wo wir die Flüchtlinge abgeben?“
„Ja.“
„Da müssen wir auch ihre Hemden hergeben.“
„Der Beamte wird sie uns lassen, wenn er erfährt, wozu wir sie brauchen.“
„Hm! Da befürchte ich noch etwas anderes.“
„Was?“
„Daß dieser Mann Euch einen Strich durch die Rechnung macht.“
„Wieso?“
„Er geht vor uns und selbst nach Tillangdschong, um Ta-ki wegen Beihilfe zur Flucht zu verhaften.“
„Wenn er das je wollte, würde ich es ihm sehr leicht ausreden. Er wird es viel lieber sehen, daß wir den Chinesen festnehmen und er sich also gar nicht in Gefahr zu begeben braucht.“
„Wie? Ihr meint, daß wir Ta-ki festnehmen?“
„Ja.“
„Das ist ja gar nicht nötig, wenn Ihr ihn mit List ausholen wollt!“
„Aber wir müssen ihn doch unschädlich machen!“
„Warum? Wenn er uns gesagt hat, wo die Tigerbrücke zu finden ist, kann er uns doch nicht mehr schaden.“
„Sogar sehr!“
„Wieso?“
„Nehmen wir an, er sagt mir alles; dann plötzlich verschwinde ich auf Euer Schiff; muß er da nicht einsehen, daß ich ihn betrogen habe?“
„Natürlich.“
„Wird er da nicht alles mögliche tun, unsere Absichten zu vereiteln?“
„Das kann er nicht.“
„Wirklich nicht?“
„Nein. Was will er tun, was will er anfangen? Kann er uns nachsegeln oder gar nachdampfen? Kann er uns überholen, um die Bewohner der Tigerbrücke zu warnen?“
„Das wohl schwerlich; aber wir kennen die Verhältnisse nicht. Diese Bande hat sich jedenfalls mit Vorsichtsmaßregeln und Heimlichkeiten so umgeben, daß man niemals sagen kann, ob irgend etwas möglich sei oder nicht. Nein, Ta-ki muß unschädlich gemacht werden.“
„Wodurch?“
„Dadurch, daß wir ihn entweder als Gefangenen hier an Bord behalten oder ihn dem Verwalter von Kamorta übergeben.“
„Was haltet Ihr für besser?“
„Das letztere.“
„Well, so werden wir es tun. Also braucht Ihr wohl meine Jacht gar nicht?“
„Sogar sehr. Ich rudere mit Mahaba früh nach Tillangdschong hinüber, und Ihr kommt nach einigen Stunden nach.“
„Wohin?“
„Nach der Ostküste, wo Ihr drei verschieden hohe Bambusmasten stehen seht.“
„Sollen wir Anker werfen?“
„Ja.“
„Und an Land kommen?“
„Nein.“
„Aber ich denke, wir wollen den Chinesen fangen?“
„Allerdings.“
„Wie sollen wir das fertigbringen, wenn wir an Bord bleiben?“
„Nichts leichter als das, denn ich bringe ihn an Bord.“
„Was? Wie? Ihr wollt ihn bringen?“
„Ja.“
„Das ist ja unmöglich!“
„Ich mache es!“
„So wäre es ein Meisterstück!“
„Wenn jedes Meisterstück so wenig erfordert wie dies, so wäre es außerordentlich leicht, Meister zu werden. Kurz und gut, ich bringe ihn an Bord, und wir dampfen mit ihm ab, um ihn in Kamorta der strafenden Hand zu übergeben.“
„Wenn alles so glatt und so gut geht, wie Ihr es jetzt denkt, so will ich es loben. Also alte Flaschenkorke gibt es. Wann soll die Malerei beginnen?“
„Das hat Zeit bis gegen Abend; die Kette lege ich erst morgen früh an.“
„Welche Kette?“
„Die der eine Gefangene an den Füßen trägt.“
„All devils! Die wollt Ihr Euch doch nicht etwa an die Beine hängen?“
„Warum nicht?“
„Ihr seid doch kein Spitzbube, Dieb und Einbrecher?“
„Man soll mich aber für einen halten. Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß der Chinese mir leichter Vertrauen schenkt, wenn ich mit dieser Kette vor ihn hintrete.“
„Will's glauben. Macht, was Ihr wollt; ich habe nichts dagegen, wenn man Euch für einen Hauptzuchthäusler hält.“
Damit war die Sache für ihn abgemacht. Nun nahm ich Mahaba vor und freute mich über die Bereitwilligkeit, mit welcher er auf meinen Wunsch, mich zu begleiten, einging. Ich instruierte ihn, soweit dies möglich war, da ich ja selbst noch nicht wußte, wie alles kommen werde, und war überzeugt, in ihm einen Kameraden zu haben, auf den ich mich verlassen konnte.
Es war noch nicht Abend, als wir Kamorta vor uns liegen sahen, eine hügelige Insel, welche
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