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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fußringe gebracht wurden, nahm Quimbo sie schnell an sich und sagte mit einem Lachen, welches von dem rechten Ohr bis zum linken ging:
    „Geb' Eisen an gut', schön', tapfer Quimbo! Quimbo will mach' so fest Eisen, daß Räuber beiß aus all' Zähne und doch nicht werd frei.“
    Als wir unten ankamen, um die ledernen Riemen mit den metallenen Fesseln zu vertauschen, blitzten uns die beiden Kerls aus glühenden Augen wütend an. Ich hielt ihnen den schon halb durchnagten Riemen hin und sagte zu dem, der sich seiner Zähne gerühmt hatte:
    „Ich kenne deine Zähne, und ich kenne auch eure Gedanken und Absichten. Ihr wolltet heut abend in die See springen.“
    „Das ist Lüge! Das kann uns nicht einfallen!“ rief der eine mir zornig zu.
    „Oh, es ist euch sogar noch mehr eingefallen. Ihr wolltet in Kamorta an das Land schwimmen und ein Boot stehlen, um nach Tillangdschong zu fahren.“
    „Zu wem?“ hohnlachte er.
    „Zu Ta-ki.“
    „Das sagst du, weil du weißt, daß wir von ihm gesprochen haben!“
    „Nein, sondern weil ich weiß, daß er euch helfen soll, unter die Seeräuber zu gehen. Wir werden euch in Kamorta abliefern; vorher aber werdet ihr die Güte haben, mir eure Hemden zu borgen.“
    Sie schwiegen; dafür fragte mich der Lord erstaunt:
    „Diese Hemden borgen? Redet Ihr im Ernst?“
    „Ja.“
    „Für wen denn?“
    „Für mich und Mahaba.“
    „Wollt Ihr sie etwa anziehen?“
    „Ja.“
    „Ihr redet irre, Charley!“
    „Oh, ich habe im Gegenteil alle meine Sinne und Gedanken sehr gut beisammen.“
    „Das muß ich außerordentlich bezweifeln. Welcher Gentleman zieht solche Hemden – – – brrrrr!“
    „Derjenige Gentleman, welcher die Absicht hegt, einen gewissen Ta-ki zu fangen.“
    Da ließ er den Klemmer vor auf die Nasenspitze rutschen, starrte mir über die Gläser hinweg in das Gesicht und wiederholte langsam:
    „Einen – gewissen – Ta-ki – zu – fangen – – –! Es ist wirklich Euer Ernst?“
    „Yes!“
    „So sagt mir um des Himmels willen, was diese vor Schmutz und Ungeziefer starrenden Hemden dabei zu tun haben? Es ist ja geradezu ein Selbstmord –“
    „Abwarten!“ fiel ich ihm in die Rede. „Hier ist nicht der Ort, davon zu sprechen. Gehen wir aufs Deck oder in Eure Kajüte, Sir!“
    „Well! Soll mich verlangen, was Ihr wieder einmal für eine bunte Raupe im Kopf habt!“
    Wir stiegen nach der Kajüte empor. Natürlich durfte ich die Hemden da nicht mit hineinnehmen; ich überließ sie vielmehr Quimbo, indem ich ihm erklärte, wie er sie zu reinigen hatte. Der Lord warf sich auf einen Stuhl, legte die Beine übereinander und fragte mich:
    „Charley, wollen wir wetten?“
    „Worüber?“
    „Daß das, was Ihr jetzt vorhabt, eine riesenhafte Dummheit ist.“
    „Ich wette nicht mit.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich die Überzeugung habe, daß Ihr verlieren würdet, und wo diese Überzeugung da ist, da hört die Wette auf, Wette zu sein.“
    „Unsinn! Wette hört nie auf, Wette zu sein. Ihr seid aber einmal so ein unverbesserlicher Querkopf, der sich nie dazu verstehen will, vollständig gentlemanlike zu sein. Sagt mir doch einmal um aller Welt willen, was habt Ihr denn eigentlich mit diesen Hemden vor?“
    „Anziehen wollen wir sie.“
    „Also wirklich – wirklich?“
    „Yes.“
    „Da hört aber doch alles auf! Und diese Tollheit soll auf Ta-ki Bezug haben?“
    „Yes.“
    „Inwiefern denn?“
    „Sagt mir vorher, Sir, ob Ihr vielleicht alte Korkstöpsel habt?“
    Er machte eins seiner dümmsten Gesichter und fragte:
    „Korkstöpsel? Habe ich recht gehört?“
    „Sehr richtig!“
    „Aber wozu wollt Ihr sie? Korkstöpsel und alte Züchtlingshemden! Ich werde ganz irr an Euch!“
    „Es handelt sich um eine Art von Maskerade. Die Korkstöpsel sollen angebrannt oder vielmehr angeräuchert werden, damit ich mir mit ihnen die Haut einreiben kann.“
    „Die Haut einreiben? Haut einreiben! Mit angeräucherten Korkstöpseln! Es wird wirklich immer toller! Seid Ihr denn so unzufrieden mit Eurer bisherigen Haut?“
    „Das nicht; aber wenn ich nichts trage als das Züchtlingshemd, so kommen doch zuweilen die Arme, die Unterschenkel, auch die Brust zum Vorschein, und da versteht es sich ganz von selbst, daß ich diese Körperteile dunkel färben muß.“
    „Dunkel färben! Wozu denn aber?“
    „Damit Ta-ki nicht sieht, daß ich ein Europäer bin. Meine weiße Haut würde das verraten.“
    „Hm! Die Finsternis beginnt sich zu lichten. Ihr wollt

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