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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für den Fall, daß sie leise sprachen, verstehen konnte. Die Hauptfrage war freilich, welcher Sprache sie sich bedienen würden.
    In dieser Beziehung war mir das Glück günstig, denn sie unterhielten sich in jenem Laskarenmischmasch, den dort jeder Seemann kennt und der mit der Lingua franca der Mittelmeerhäfen zu vergleichen ist. Ich verstand fast jedes Wort, welches ich hörte.
    „Ob wir wohl allein hier sind?“ fragte der eine leise.
    „Es ist niemand da“, antwortete der andere lauter.
    „Weißt du das gewiß?“
    „Ja. Ich habe in allen Ecken geschaut, während das Licht hier brannte.“
    „Ich auch, und niemand war zu sehen außer denen, die uns herunterbrachten und wieder hinaufgegangen sind.“
    „Wir können also reden; es hört uns kein Mensch.“
    „Was nützt uns das? Vom Reden werden wir nicht frei.“
    „Nein; aber wir können doch darüber sprechen, ob es nicht einen Weg zur Freiheit gibt.“
    „Es gibt keinen; wir sind verloren.“
    „Ich habe noch Hoffnung!“
    „Wirklich?“ erklang die schnelle Frage.
    „Ja. Diese englischen Hunde schaffen uns sicher nach Kamorta, um uns dort abzuliefern. Wahrscheinlich kommen wir dort an, wenn es schon dunkel geworden ist; da springen wir über Bord und retten uns durch Schwimmen.“
    „Schwimmen? In diesen Fesseln?“
    „Fesseln!“ sagte der vorige mit einem verächtlich zischenden Lachen. „Ja, wenn sie von Eisen wären! Aber es sind Riemen, und du kennst meine Zähne. Ich zernage die deinigen, und dann knüpfst du mich los.“
    „Ja, das geht, das geht, das geht! Wir springen dann über Bord! Aber – – –“ fügte er in viel weniger zuversichtlichem Ton zu – – – „wir haben die Kette an meinen Füßen vergessen; die hindert mich im Schwimmen.“
    „Ich helfe dir. Wir kommen in der Dunkelheit ganz gewiß an das Ufer, wo wir Kähne finden, so viel wir wollen; dann rudern wir in der Nacht nach Tillangdschong. Erreichen wir diese Insel glücklich, so sind wir geborgen, denn Ta-ki wird uns so gut verstecken, daß uns kein Verfolger finden kann.“
    „Hat er wirklich so gute Verstecke?“
    „Ja. Es ist noch nie ein Flüchtling auf Tillangdschong entdeckt worden.“
    „Und dann. Was geschieht dann mit uns?“
    „Das habe ich dir ja bereits gesagt. Wir gehen unter die Seeräuber.“
    „Wird man uns aufnehmen?“
    „Unbedingt.“
    „Aber ich verstehe vom Seewesen nichts.“
    „Das schadet nichts; das lernt sich alles. Ta-ki rettet überhaupt keinen Flüchtling als nur unter der Bedingung, daß er unter die Räuber geht. Oder graut dir etwa davor?“
    „Unsinn! Meine Freiheit will ich haben; für sie tue ich alles, was von mir verlang wird. Aber weißt du auch gewiß, wo man Ta-ki auf der Insel trifft?“
    „Ja, bei den drei verschiedenen Masten. Die Bewohner der Nikobaren pflegen nämlich jede Stelle, wo gelandet werden kann, mit hohen Bambusmasten zu bezeichnen, an deren Spitzen Büschel von getrockneten Kokospalmenwedeln angebracht sind. Diese Masten sind wohl an Zahl, selten aber in Beziehung auf die Höhe verschieden. Davon hat Ta-ki eine Ausnahme gemacht, damit seine Landestelle leichter erkannt werden möge. Sie liegt auf der Ostseite von Tillangdschong; rudert man an derselben hin und sieht drei Masten von verschiedener Höhe zwischen Korallen stehen, so ist das der Ort, an dem man landen muß. Jetzt aber wollen wir nicht mehr sprechen, sondern handeln. Die Riemen sind fest, und ehe man sie durchbeißen kann, müssen Stunden vergehen.“
    Aus diesen Wort schloß ich, daß nun nichts mehr zu erfahren war, und zog mich langsam und leise zwischen den Tanks zurück. Dann schlich ich mich zur Treppe und kroch diese so vorsichtig hinauf, daß auch nicht das geringste Knarren zu hören war. Als Raffley mich sah, kam er mir schnell und neugierig entgegen und fragte:
    „Nun, wie ist's gegangen? Habt Ihr Glück gehabt und etwas gehört?“
    „Ja.“
    „Was?“
    „Sagt vorerst einmal, Sir John, habt Ihr eiserne Fesseln?“
    „Yes. Man ist unterwegs zuweilen gezwungen, mit dem Personal zu wechseln, und die Kerls, welche man hier in diesen Gegenden bekommt, taugen meist nichts. Jeder Kapitän, der sich mit Laskaren abgeben muß, hat eisernes Schließzeug bei sich.“
    „So fesselt die beiden Gefangenen mit Eisen. Sie wollen ihre Riemen zerbeißen.“
    „Ah! Diese Sorte hat allerdings die richtigen Dolchzähne. Werde ihnen aber etwas umbinden, was sie wohl nicht zerbeißen können.“
    Als die eisernen Hand- und

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