33 - Am Stillen Ozean
zu Ta-ki?“
„Ja.“
„Nach Tillangdschong?“
„Ja.“
„Anstelle der beiden Gefangenen?“
„Ja.“
„Euch für einen entflohenen Verbrecher ausgeben?“
„Ja.“
„Um ihn auszuhorchen?“
„Ja.“
Da stampfte er wütend mit dem Fuß und schrie mich an:
„Ja, ja, ja, und immer wieder nur ja! Sprecht Euch doch deutlicher und ausführlicher aus! Wie kommt Ihr denn auf die sonderbare und dabei höchst gefährliche Idee, diesen Ta-ki in der Gestalt eines flüchtigen Deportierten aufzusuchen?“
Ich erzählte ihm, was ich unten erlauscht hatte.
„Hm!“ brummte er. „Daraus folgt noch gar nicht, daß Ihr Euch in eine so augenscheinliche Lebensgefahr begeben müßt.“
„Es ist gar keine Gefahr dabei.“
„Das versteht Ihr nicht!“
„Ah! Wirklich?“
„Oder Ihr achtet es nicht“, lenkte er ein. „Ihr seid eben so ein Hallodri, dem es gar nicht gefällt, wenn es nicht so ein bißchen um die Gesundheit und um das Leben geht. Ich begreife nicht, warum grad dieses Wagnis notwendig sein soll.“
„Desto besser begreife ich es.“
„Das ist Einbildung. Ich will Euch sagen, wie es gemacht wird, und wenn Ihr mich angehört habt, werdet Ihr mir recht geben.“
„Nun, wie?“
„Wir dampfen nach Tillangdschong – – –“
„Well!“
„Ankern da, wo drei verschiedene Bambusmasten zu sehen sind – – –“
„Well!“
„Gehen da ans Land – – –“
„Well!“
„Suchen diesen Ta-ki auf – – –“
„Well!“
„Schweigt mit Eurem impertinenten Well! Ihr wollt Euch über mich lustig machen und das dulde ich nicht!“
„Fällt mir gar nicht ein“, lächelte ich.
„Oh, Euch kennt man schon! Also wir suchen diesen Ta-ki auf und zwingen ihn, uns zu sagen, wo die Tigerbrücke zu suchen ist.“
„Wie wollt Ihr ihn zwingen?“
„Erst versuche ich es in Güte, und wenn das nicht hilft, so bekommt er Prügel.“
„Hm! Hm!“
„Was sind das für zwei Hm's? Soll das heißen, daß Ihr nicht einverstanden seid?“
„Ja!“
„Warum nicht?“
„Habt Ihr nicht schon wiederholt gesagt, selbst heut noch, daß aus diesem Chinesen nichts herauszubringen sein wird? Habt Ihr nicht sogar wetten wollen?“
„Hm! Das ist richtig. Hm!“
„Ja, nun hmt Ihr selber, Sir John. Wenn wir es so machen, wie Ihr wollt, erfahren wir nicht das geringste von diesem Menschen.“
„Wenn Ihr aber Euern Plan ausführt, so – –?“
„So bin ich überzeugt, daß er sich auf das glanzvollste übertölpeln läßt.“
„Wäre freilich nicht übel, gar nicht übel!“
„Denke es auch.“
„Aber die Gefahr?“
„Ich sage ja, daß gar keine Gefahr dabei ist.“
„Oho! Wenn er Euch nun durchschaut?“
„Da müßte ich die Sache sehr dumm anfangen.“
„Das ist nicht gesagt; man kann so klug sein wie nur möglich und doch von dem geringsten Zufall über den Haufen geworfen werden.“
„Wenn man sich werfen läßt! Wer eben klug handelt, der zieht den Zufall auch mit in Berechnung.“
„Mag sein. Ihr habt in solchen Pfiffigkeiten mehr Erfahrung und Übung als ich. Aber ich bleibe dennoch bei meiner Warnung: Wenn er Euch durchschaut, so seid Ihr verloren.“
„Oho!“
„Ihr habt ja gehört, was für ein Riese er ist!“
„Und Ihr habt darauf selbst gesagt, daß körperliche Hünen oft gar keinen Mut haben.“
„Da kommt Ihr mir schon wieder in die Quere! Wenn Ihr Euch etwas eingebildet habt, so bringen Euch zehn Pferde nicht von der Stelle. Ich werde Euch sehr wahrscheinlich noch einmal als Leiche kennenlernen. Dann nehmt es mir aber nicht übel, wenn ich meine Hände in Unschuld wasche. Jetzt gehe ich. Ich will mir die Sache noch überlegen.“
Er entfernte sich ärgerlich, und ich konnte ihm nicht bös darüber sein; es war ja doch nur die Zuneigung, die Liebe zu mir, die aus ihm sprach. Er war besorgt um mich und wollte nicht haben, daß ich mich in Gefahr begab.
Als ich an Deck kam, sah ich ihn da mit langen Schritten hin und her gehen. Das tat er wohl eine Stunde lang, ohne mich zu beachten; dann stand er plötzlich vor mir, legte mir die Hand auf die Schulter und sagte:
„Charley!“
„Sir John!“
„Glaubt Ihr wirklich, daß Ihr's übersteht?“
„Was?“
„Die Maskerade mit dem Gefängnishemd?“
„Ja.“
„Quimbo hat die Gewänder erst übers Feuer gehalten und dann in kochendes Wasser gesteckt; anziehen also könntet Ihr sie; aber der Chinese – der Chinese!“
„Der macht mir gar nicht bange.“
„Und Mahaba soll
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