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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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färben zu lassen; ich hatte mich für diesen Farbstoff entschieden, weil jeder andere nicht so leicht wieder weggegangen wäre. Dieses Geschäft besorgte mein ‚tapferer‘ Quimbo mit großem Vergnügen und noch größerer Hingebung. Es war wirklich eine Wonne, zuzuschauen, wie er im Schweiße seines Angesichts rieb und arbeitete, und welch außerordentliche Gesichter er dabei schnitt. Seine Züge wurden verklärter und immer verklärter; schließlich bearbeitete er mir auch noch das Gesicht, obgleich dies sonnverbrannt genug war, sprang dann auf, trat einige Schritte zurück, um mich, wie ein Maler sein Meisterwerk, zu betrachten, und rief dann wonnevoll jubilierend:
    „Oh, wie schön bin gut', brav Deutschland worden, wie schön, wie schön! Bin worden beinah so schön wie Quimbo und Basutokaffer!“
    „Wirklich so schön?“ fragte ich, über diese großartige Schmeichelei entzückt.
    „Ja, so schön! Gut', tapfer Quimbo bin nur ein ganz klein wenig mehr schön, weil Farbe fest auf Haut; bei Mynheer Deutschland aber nicht so fest; Quimbo kann nicht wisch' wieder fort. Oh, wenn gut' Deutschland jetzt bin wär in Land, wo wohn' Basutokaffer!“
    „Warum?“
    „Mynheer Deutschland bin so schön, daß bekomm gleich ein, zwei, fünf, zehn Basutofrau! Und wer hab Deutschland mach so schön?“
    „Du, nur du allein hast das gekonnt, lieber Quimbo.“
    „Ja“, rief er stolz aus, „schön', gut', tapfer Quimbo bin es wesen, der mach aus Mynheer Deutschland ein so wunderbar Basutokaffer. Oh, Quimbo bin klug; Quimbo hab Geschick und Talent; Quimbo sein eben Quimbo, und nichts geh' über Quimbo!“
    Die Wonne, welche er empfand, erlitt nur eine Einbuße durch den Gedanken, daß er es nicht war, der mich begleiten sollte; er wäre gar zu gern mit mir nach Tillangdschong gefahren, aber einesteils war Mahaba überhaupt geeigneter dazu, und andernteils durfte ich gar nicht daran denken, den Kaffer mitzunehmen, weil der Chinese ihn ja kannte, da sie sich beide auf der Seeräuberdschunke befunden hatten.
    Der nächste Morgen begann zu grauen, als die Jacht die Anker lichtete, um den Hafen von Kamorta zu verlassen und die hohe See zu gewinnen. Mit den beiden zusammengebundenen Andamanbooten von dem Hafen aus den Weg nach der Ostküste von Tillangdschong zu machen, wäre für mich und Mahaba zu beschwerlich gewesen. Wozu diese unnötige Anstrengung, wenn wir es leichter haben konnten? Wir dampften also nach Nordwesten, und erst als wir in die Strömung von Batti Malve kamen, sprangen wir in die Boote hinab, deren Tau gelöst wurde.
    „Good result!“ rief der Lord uns zu; dann ruderten wir mit der Strömung südöstlich davon.
    Da wir von dem Beamten gehört hatten, daß die eigentliche Besitzung des Chinesen auf der Nordwestspitze von Tillangdschong lag, war unser ursprünglicher Plan geändert worden. Die Jacht sollte uns nämlich nicht direkt nach der Ostküste folgen und dort bei den drei Masten Anker werfen; das hätte Ta-ki auffallen müssen, sondern sie sollte an der erwähnten Spitze anlegen, scheinbar um mit dem Chinesen ein Geschäft zu machen, vorher jedoch einmal rund um die Insel dampfen und nach mir und Mahaba ausschauen. Nur in dem Fall, daß wir durch die Fernrohre bei den drei Masten erblickt würden, sollte der Lord dort beidrehen oder Anker werfen.
    Die Strömung führte uns so schnell in der beabsichtigten Richtung fort, daß wir fast gar nicht zu rudern brauchten. Ich verwendete meinen Riemen als Steuer. Mahaba betrachtete mich dabei lächelnd und sagte:
    „Sahib, Ihr seid ein echter Singhalese geworden; dazu die Kette an den Füßen; der Chinese wird keinen Augenblick daran zweifeln, daß wir flüchtige Verbrecher sind.“
    „Kein Singhalese, sondern ein arabischer Seemann bin ich, wie wir besprochen haben; das vergiß ja nicht!“
    Nach kaum einer Stunde kam uns die Nordwestspitze von Tillangdschong zu Gesicht; wir sahen die Hütten liegen und trieben vorüber. Am Ufer standen einige Menschen, welche uns bemerkten; sie beobachteten uns kurze Zeit, und dann rannte einer fort; er schien ein Mensch von ungewöhnlicher Höhe und Stärke zu sein.
    „Ob das vielleicht der Chinese ist?“ fragte Mahaba.
    „Sehr wahrscheinlich“, antwortete ich. „Er hat bemerkt, daß wir nach der Ostküste wollen, und muß annehmen, daß wir Flüchtlinge sind. Nun eilt er fort, um uns bei den drei Masten zu empfangen.“
    „Man sieht, daß er ein Riese ist. Werden wir vielleicht mit ihm kämpfen

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