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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit der üppigsten Vegetation bedeckt und von Korallenriffen umgeben war, durch welche die Annäherung sehr erschwert wurde. Als wir in den Hafen dampften, umgab uns tiefe Stille, ganz im Gegensatz zu dem regen, südlichen Leben, welches in den anderen Häfen des indischen Ozeans herrscht. Am Land sahen wir einige runde, kugelförmig bedachte Pfahlhütten der Nikobaresen liegen, und dann erblickten wir einige Häuser der Strafkolonie. Einige Gruppen von Neugierigen standen fern am Ufer, dem wir uns nicht nähern konnten, denn es war die Zeit der Ebbe, und die See hatte ihre Wasser so weit zurückgezogen, daß uns ein breiter Schlick- und Schlammgürtel von der Küste trennte.
    Wir warfen Anker und sahen Leute, welche durch den tiefen Schlick gestiegen kamen, indem sie ein leichtes Boot und einen Mann trugen. Als wir das Wasser erreichten, ließen sie das Boot nieder, setzten den Mann hinein, stiegen ihm nach und kamen auf uns zugerudert. Dieser Mann kam an Bord; er war ein Europäer, ein Engländer, der Kommandant der hiesigen Strafkolonie, welcher sich nach unserm Gesundheitszustand erkundigen und erfahren wollte, wie lange wir hier zu bleiben beabsichtigten. Seine Ruderer waren Strafkolonisten. Als er hörte, daß sich kein Kranker unter uns befand, erteilte er uns die Erlaubnis, an das Land zu gehen, und war enttäuscht, als wir darauf verzichteten. Er hätte uns sehr gern gastlich bei sich aufgenommen; wir aber wußten, daß uns eine einzige Nacht am Land das Nikobarenfieber bringen konnte, und so zogen wir vor, an Bord zu bleiben.
    Natürlich aber erfuhr er, welcher Zweck uns hergeführt hatte, und war augenblicklich bereit, die beiden Gefangenen von Bord holen zu lassen. Als wir uns erkundigten, ob er einen Chinesen namens Ta-ki kenne, antwortete er:
    „Natürlich kenne ich ihn. Er wohnt auf Tillangdschong und ist der einzige Händler, der sich auf den Nikobaren niedergelassen hat. Indem er uns mit Gegenständen versorgt, welche wir hier sonst nicht bekommen würden, haben wir ihm manche Erleichterung zu verdanken.“
    „Ist er ein ehrlicher Mann?“ fragte ich.
    „Unbedingt, soweit man nämlich bei einem chinesischen Händler von Ehrlichkeit sprechen kann.“
    „An welcher Seite der Insel wohnt er?“
    „An der Nordspitze. Wenn man sich dieser Spitze nähert, sieht man seine Hütten schon von fern.“
    „An der Ostküste hat er keine Hütte?“
    „Nein. Da gibt es nur einen einzigen, kleinen Pfahlbau, der einem alten Eingeborenen gehört.“
    „Stehen drei Masten von verschiedener Größe da?“
    „Ja. Ich höre, daß Ihr diese Hütte kennt?“
    „Allerdings.“
    „So seid Ihr früher schon einmal hier gewesen?“
    „Nein. Ich kenne die Örtlichkeit durch die Beschreibung, welche mir die beiden Gefangenen ohne ihre Absicht geliefert haben. Euer Chinese ist nämlich kein ehrlicher Mann, wie Ihr meint, Sir, sondern ein Schuft, der Euch an der Nase führt.“
    „Das ist ein Irrtum, Sir!“
    „Nein. Ich kann es Euch beweisen.“
    Erst jetzt teilte ich ihm mit, welches Gewerbe Ta-ki eigentlich trieb. Der Beamte hörte mir erstaunt zu, schenkte mir aber Glauben und wollte in übermäßigem Eifer sofort mit einigen Booten voll Sepoys nach Tillangdschong rudern, um den Chinesen festzunehmen. Wir rieten natürlich ab, indem wir erklärten, daß wir diese Arbeit für ihn unternehmen und ihm Ta-ki ausliefern würden. Er war sofort damit einverstanden, denn das Ergreifen eines kühnen Seeräubers ist immerhin eine gefährliche Sache, bei der man leicht zu Schaden kommen kann und die man daher gern anderen überläßt, die sich dazu melden.
    Er ließ sich wieder nach dem Land zurückrudern und schickte dann ein größeres Boot, welches uns köstliche Früchte brachte und dafür die Gefangenen von uns ausgeliefert bekam. Von diesen Früchten waren uns die Kokosnüsse wegen ihrer Milch am liebsten, doch gehört eine gewisse Geschicklichkeit dazu, sie zu öffnen, ohne die Milch zu verschütten. Man bedient sich hier dazu eines schweren, aus Birma stammenden Eisenmessers, Tahn genannt. Der Ungeübte zerschlägt die Nuß gar zu leicht und verspritzt den köstlichen Saft dabei; der Geschickte aber entfernt mit kecken Schlägen die Spitze ohne die Hülle der Innenhöhle. Ist diese Höhle, das ölhaltige Mark der Nüsse, freigelegt, dann macht er darin ein Loch und ist nun leicht imstande, die Nuß auszutrinken.
    Als es Abend geworden war, ging ich daran, mich an Armen, Beinen und der Brust mit angeräuchertem Kork

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