33 - Am Stillen Ozean
ist?“
„Der! Oh, der ist nicht so dumm wie ich, daß er sich an der eigenen Nase hierher ziehen läßt. Den fängt so ein Chinese nicht, denn er ist – – –“
Er hielt inne und horchte, denn ich hatte geklopft.
„Ist jemand draußen?“ fragte er dann laut.
„Ja“, antwortete ich.
„Wer?“
„Einer, der mit Euch wetten möchte.“
„Um was?“
„Um Eure Chair-and-umbrella-pipe.“
„Charley, Charley, Ihr seid es, Ihr wirklich! Macht auf, macht schnell auf!“
Ich öffnete; er konnte nicht heraus, denn er lag gefesselt an der Erde, neben ihm, auch gefesselt, ein anderer, dem man es ansah, daß er sich lange Zeit an diesem traurigen Ort befunden hatte.
„Macht mich los, Charley, nur schnell los, damit ich Euch umarmen und die Hände drücken kann!“
„Ist das Mynheer Bontwerker?“ fragte ich.
„Yes, yes! Doch redet nicht ewig, sondern schneidet uns die Stricke entzwei, damit wir loskommen!“
Das geschah natürlich auf das schnellste. Der Lord sprang auf, riß mich an sein Herz und drückte mich, daß ich hätte schreien mögen. Dabei nannte er sich wohl zehnmal den dümmsten Menschen, den es nur geben könne, und forderte mich auf, zu erzählen, wie es mir gelungen war, in sein Gefängnis zu gelangen.
Was ihn selbst betraf, so war er ganz einfach von dem Schreiber nach der Insel gerudert und nach dem Aussteigen dort hinterrücks niedergeschlagen, gebunden und dem Chinesen überliefert worden.
Dem Niederländer brauchte ich nichts zu erklären, denn er hatte schon von dem Lord, seinem früheren Bekannten von der Kapstadt her, erfahren, wie und wo wir von ihm gehört hatten und daß wir dann auf den Gedanken gekommen waren, ihn aus seiner mißlichen Lage zu befreien. Um alles zu wissen, bedurfte er nur noch des Berichtes über meine heutige Rekognoszierung, den ich ihm denn auch in kurzen Worten lieferte.
Mit welcher Freude begrüßten die Matrosen ihren lieben Lord! Sie verlangten stürmisch die Erlaubnis, Ling-tao die neunschwänzige Katze geben zu dürfen, was ihnen allerdings verweigert wurde. Wir nahmen unsere Gefangenen ins Verhör, konnten ihnen aber kein Wort entlocken; sie antworteten nicht.
Als wir die Gebäude untersuchten, fanden wir die Räume von einer solchen Einfachheit, daß wir uns darüber wunderten. Der Seeraub mußte doch Unsummen eingebracht haben! Wo steckten diese? Bontwerker hatte einen Brief um Geld nach Tjelatjap schreiben müssen, war aber so klug gewesen, eine fingierte Adresse anzugeben. War doch schon die Summe, die ihm bei dem Überfall abgenommen worden war, mehr als groß genug! Wo war dieses Geld? Auch darüber erhielten wir keine Auskunft. War es verteilt worden? In diesem wie in allen andern Fällen hatte Ling-tao als Anführer jedenfalls den Löwenanteil erhalten. Wir durchsuchten alle Räume und die ganze Umgebung der Gebäude, fanden aber nichts als eine kleine Münze.
Da aber erhielten wir über diesen Punkt ganz unerwartet Aufschluß. Es erschien nämlich der alte Fischer, unser heutiger Pilot, mit Quimbo am Platz. Bei meiner Rückkehr nach der Jacht hatte ich nicht Zeit gefunden, an den Alten zu denken, und war wieder fortgerudert, ohne mit ihm zu sprechen, der mir doch sein Boot geborgt hatte. Da kam er mit Quimbo zu sprechen, welcher wußte, daß ich fort war, um außer dem Lord auch seinen früheren Herrn, Mynheer Bontwerker, zu befreien. Wie gern wäre er dabeigewesen! Indem sie dies einander sagten, kamen sie zu dem Entschluß, nach der Tigerbrücke zu rudern. Nun waren sie da.
Als der alte Fischer hörte, daß wir vergeblich nach Geld und Wertsachen suchten, sagte er zu mir:
„Sahib, hier wirst du auch nichts finden, denn der Reichtum dieses Hing-ßen liegt nicht hier, sondern anderswo.“
„Weißt du, wo?“
„Ja, nämlich in Padang. Hier ist seine eigentliche Wohnung gar nicht. Er kommt nur zu gewissen Zeiten hierher, weshalb, das habe ich nicht gewußt, weiß es aber jetzt. Er wohnt in der Hauptstadt Padang.“
„Was treibt er dort?“
„Er hat mit seinem Bruder ein großes Geldgeschäft in Compagnie.“
„Ah, Bankier also! Da kann sich Mynheer Bontwerker freuen, denn wenn es so steht, wird ihm sein Verlust vollständig vergütet werden.“
Als der Chinese dies hörte, sprach er sein erstes Wort; es war ein Fluch, den er mir entgegenknirschte. Aber dies war nicht sein letztes Wort; er sprach noch einmal, nämlich als der Kaffer vor ihn hintrat, ihm einen Fußtritt versetzte und ihn anfuhr:
„Hab du Augen? Seh
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