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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müssen. Die ganze Schiffsbemannung stand dabei, als ich mit dem Steuermann sprach. Ich sagte ihnen, was ich gesehen und gehört hatte, da wollten sie alle augenblicklich fort, um ihren Lord zu holen; ich mußte Einhalt tun:
    „Nicht so schnell! Wir können die Jacht doch nicht ohne Wache lassen, und es sind überhaupt nicht so viele Leute nötig. Übrigens schaut, dort kommt der Lotse angesegelt. Wollen doch hören, was er vorbringen wird!“
    Als der Kerl sein Segel fallen ließ, warfen wir ihm ein Tau zu, und er stieg an Bord. Er grüßte, kam auf mich zu und sagte:
    „Sahib, ich habe dir eine wichtige Botschaft zu überbringen. Der Herr dieses Schiffes ist fort, um die Tigerbrücke zu suchen?“
    „Ja.“
    „Die befindet sich nicht hier, sondern in Padang. Er ist mit dem Schreiber nach dort unterwegs und läßt euch durch mich sagen, daß ihr schnell nachkommen und ihn an Bord holen sollt.“
    „Schön! Zunächst aber haben wir dich an Bord und werden dich nach Padang bringen, nachdem wir den Lord von der Tigerinsel geholt haben. Bindet ihn!“
    Er wurde von zehn kräftigen Männern niedergerissen, gebunden und hinunter in den Raum geschafft. Dann befahl ich unsere Gig in das Wasser, bemannte sie außer mir mit vier wohlbewaffneten Ruderern und nahm, als ich einstieg, den Bärentöter für den Panther mit. Wie mit Dampf ging es über die Bai hinüber und in die Flußmündung hinein.
    Ich hatte mit Quimbo über drei Viertelstunden gebraucht, um die Tigerbrücke zu erreichen; jetzt war kaum halb so viel Zeit dazu nötig. Die Jungs legten sich wie die Teufel in die Riemen, um ihren Lord möglichst schnell herauszuholen. Wir fuhren natürlich nicht weiter als bis zur Insel und legten am Landeplatz an. Die Matrosen versteckten sich und ich suchte nach dem Gong. Er hing an einem Baumstamm, und ich schlug dreimal sehr laut an. Ling-tao kam schnell aus dem Haus und nach der Insel. Er war höchst betroffen, als er mich erblickte.
    „Wer bist du und was willst du hier?“ fragte er mich in strengem Ton.
    „Ich will mit Mynheer Bontwerker und dem englischen Lord sprechen, den du hier eingesperrt hast.“
    Er schluckte und schluckte vor Schreck und antwortete dann:
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Wie ist dein Name?“
    „Ich heiße Hing-ßen.“
    „Schön! Hier aber wirst du Ling-tao genannt. Ich gehöre zur Jacht, deren Besitzer du eingesperrt hast. Wir haben deinen Haiang-dze erobert und die Bemannung aufgehängt, dann haben wir Ta-ki auf Tillangdschong gefangen, und jetzt sind wir gekommen, um mit dir und deinem Bruder Hi-ßeng in Padang abzurechnen.“
    „Ich verstehe dich noch immer nicht“, stammelte er.
    „So will ich es dir deutlicher sagen. Hier!“
    Ich gab ihm einen Jagdhieb gegen die Schläfe, daß er niederstürzte. Die Matrosen verließen ihre Verstecke, um ihn zu binden. Da sah ich den Schreiber, den Malayen und einen kleinen, krummbeinigen Chinesen, welcher der Wärter sein mußte, aus dem Haus kommen. Sie wollten auch wissen, wer geläutet hatte. Was waren diese Kerls gegen uns! Eine Minute später waren auch sie gefesselt. Diese Halunken wurden über die Brücke nach dem freien Platz geschleift und dort niedergeworfen. Dann begaben wir uns nach der Tür der äußeren Palisaden.
    Ich nahm den Bärentöter zur Hand, und einer der Matrosen öffnete leise, leise. Aber die Bestie hatte uns doch gehört. Ich sah durch die schmale Tür, daß sie, die Lichter auf uns gerichtet, sprungfertig an der Erde lag. Ich legte an, zielte kurz und schoß; das Tier wurde durch den Schuß ins Auge fast kerzengerade emporgerissen und fiel dann fast genau auf dieselbe Stelle nieder, wo es vorher gelegen hatte. Die Matrosen wollten schnell hinein; ich hielt sie aber zurück, denn es konnten auch zwei Panther dagewesen sein, obgleich ich vorhin nur einen gesehen hatte. Ich lud also den abgeschossenen Lauf wieder und trat in die Umzäunung. Es war kein zweiter da. Nun wollten meine Begleiter jubilierend nach der Innenpalisade rennen, die einen kleinen, runden Raum abschloß; ich winkte sie aber zurück und schlich mich vor ihnen leise hin. Ich sah die Tür und horchte an derselben. Zwei Männer sprachen drin.
    „Dieser Schuß war von ihm“, hörte ich den Lord sagen. „So kann nur seine alte, fürchterliche Büchse knallen.“
    „Ihr glaubt wirklich, Mylord, daß dieser Deutsche kommen wird?“
    „Der kommt; der läßt mich ganz gewiß nicht stecken; ich kenne ihn genau.“
    „Wenn er aber selbst auch gefangen

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