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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schlafenden.
    „Pst, Mylady, Misses, Miß –! Wollt Ihr nicht so gut sein und die Augen aufmachen? Die Sonne hat schon längst die Anker gelichtet.“
    Sie erhob sich.
    „Goeden Morgen, mijne Heeren! Heb ik zu lang geslapen?“
    „Good morning! Nein, denn ich bin auch gleich erst unter Segel. Aber er da ist schon länger auf.“
    „Mynheer, hoe gaat het mit Ihrem Kopf?“ fragte sie besorgt.
    „Danke, Mejuffrouw; er ist vollständig hergestellt. Wollen wir aufbrechen, Käpt'n?“
    „Ich denke nicht, daß wir hier noch etwas zu tun haben. Wir können mit Ehren abziehen, denn wir haben das Schlachtfeld behauptet.“
    „Aber eine unangenehme Affäre war es doch und von allzu großem Ruhm ist keine Rede, denn wir haben unsere ganze Bagage und auch das eroberte Boot eingebüßt.“
    „So ganz unrichtig ist dies allerdings nicht; aber wir haben eine Lady befreit, Charley, grad so, wie es in Romanen zu lesen oder im Theater zu sehen ist. Das haben Tausende in ihrem ganzen Leben nicht fertiggebracht, und das ist also etwas, wovon man sprechen kann, wenn man zu Hause ist. Seht, Charley, es ist doch richtig, was Ihr sagt: Man muß in die weite Welt gehen, um Land und Leute kennenzulernen, und wenn man nun gar eine so schwere Sprache gelernt hat, wie die chinesische ist, so gehört gar nicht viel dazu, solche Bücher und Geschichten zu schreiben, wie Ihr sie macht.“
    „Irrt euch nicht, Käpt'n! Die chinesische Sprache ist auch nicht schwieriger als jede andere; daß sie so ungemein schwer sein soll, ist nur eine Annahme, die einer von dem andern übernommen hat, ohne den Gegenstand näher zu kennen.“
    „Well! Aber wir beide kennen ihn durch und durch, nicht wahr? Es soll mich verlangen, was sie in Hoboken bei Mutter Thick in der Kapitänsstube sagen werden, wenn der alte Frick Turnerstick anfängt, geläufig chinesisch zu reden. Das ist ganz sicher das Absonderlichste, was seit langen Jahren dort passiert sein wird. Meint Ihr nicht auch, Charley?“
    „Ich bin vollständig überzeugt, daß sie alle staunen werden. Doch vorwärts; denn ein längeres Bleiben hat keinen Zweck.“
    „Am liebsten möchte ich jetzt noch nicht nach dem Fluß, sondern zurück nach dem Tempel, um noch einmal mit diesen Drachenmännern zu reden.“
    „Kann vielleicht geschehen, denn wir werden das erste europäische oder amerikanische Fahrzeug, welches wir treffen, um Hilfe bitten.“
    „So wollt Ihr bei den Chinesen selbst keine Anzeige machen?“
    „Muß sich erst finden.“
    Wir schritten nach dem Hauptkanal zu und folgten ihm, dem Fluß entgegen. Grad als wir diesen erreichten, kam eine holländische Pinasse herbei, welche stromabwärts segelte. Das traf sehr glücklich. Wir riefen sie an, und sie folgte unserm Rufe.
    „Wohin das Fahrzeug?“ fragte der Kapitän, als sie anlegte.
    „Nach Macao, Schiff ‚De valk‘ aus Amsterdam.“
    „Wollt Ihr uns einen Gefallen tun?“
    „Welchen?“
    „Hier ist eine Lady aus Macao, welche die Strompiraten in die Gefangenschaft schleppten. Wir haben sie frei gemacht. Wollt Ihr sie mitnehmen?“
    „Eine Holländerin, nicht wahr?“
    „Yes; ein sehr braves Weibsbild; das kann ich Euch versichern.“
    „Herein mit ihr!“
    „Und die Passage? Werde sie abmachen.“
    „Wer seid Ihr?“
    „Kapitän Turnerstick vom, The Wind', New-York.“
    „Seid ein Ehrenmann, Mynheer. Landsmännin, Passage soll Euch nichts kosten; es ist ja eine Landsmännin, die wir einnehmen.“
    „Weil; seid ebenso brav, ihr Leute. Grüßt mir euren Käpt'n!“
    „Danke! Wollt ihr nicht mit?“
    „Nein; wir gehen stromauf.“
    „Habt auch sonst keine Besorgung?“
    „Keine.“
    „Dann met God, Kapitein!“
    „Good bye!“
    Unser ‚Meisje‘ konnte sich gar nicht so schnell von uns trennen; es dauerte noch einige Minuten, bis sie uns den tausendsten Teil von dem gesagt hatte, was sie uns unbedingt noch sagen mußte, und die Pinasse befand sich beinahe auf der Mitte des Stromes, als uns die tapfere Köchin noch immer lauten Dank für ihre Rettung herüberrief. Die letzte Versicherung, welche ich vernahm, endete damit, „de siechte Gezelschap hängen laten!“
    Jetzt konnten wir nichts anderes tun, als ruhig am Ufer warten, bis sich ein passend bemanntes Fahrzeug sehen ließ. Bei dem regen Verkehr, welcher auf dem Strom herrschte, konnte unsere Geduld voraussichtlich gar nicht lange auf die Probe gestellt werden, und wirklich kam auch bereits nach kurzer Zeit eine kleine englische Privatyacht den Fluß

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