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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns wehren. Dabei konnte es meine Absicht nicht sein, sie ungehindert das Ufer erreichen zu lassen.
    „Halt!“ rief ich ihnen entgegen. „Hier wird nicht gelandet!“
    „Das ist er. Drauf; stecht ihn nieder!“
    Ich sah die Riesengestalt des Dschiahur inmitten des Bootes stehen. Dieses stieß an, und mehrere der Leute sprangen an das Land. Wir hatten das Ruder erhoben; zwei Schläge und noch zwei – wir waren von ihnen befreit.
    „Nehmt auch die Ruder“, gebot der Mongole. „Schlagt die Yeng-kie-li-tsey nieder!“
    Er blieb im Boot stehen; die übrigen sprangen heraus. Drei davon warfen sich auf mich. Sie holten zu gleicher Zeit aus. Den vordersten traf mein Hieb, die beiden andern vermochte ich nicht zu gleicher Zeit zu parieren; ich erhielt einen Schlag auf die linke Achsel; dann wurde ich von vorn und von hinten gepackt.
    „Haltet ihn fest!“ rief der Dschiahur.
    Ein rascher Sprung brachte ihn an das Land. Ich schüttelte die beiden kleinen Männer von mir ab, brachte es aber nicht schnell genug fertig. Er konnte seine verstauchte Rechte nicht gebrauchen, doch in seiner Linken blitzte das Messer. Ich bog mich zur Seite, und die Klinge fuhr mir an das Ohr. Ich packte ihn bei der Kehle und beim Arm, wurde aber zu gleicher Zeit von den beiden andern wieder gefaßt, strauchelte über eines der Ruder, welche wir weggeworfen hatten, und wurde zu Boden gerissen. Schon sah ich das Messer des Mongolen über mir.
    „Stirb, Yen-dschi!“ rief er.
    In demselben Augenblick aber erhielt er einen wuchtigen Schlag auf seinen Arm, und ich bekam Zeit, mich aufzuraffen. Die Holländerin hatte den Hieb geführt.
    „Believen de Heeren niet auszureißen?“ rief sie. „Oder soll ik euch Bene maken!“
    „Hilfe, Charley!“ rief in diesem Augenblick der Kapitän.
    Ich sah mich um und bemerkte, daß er am Boden lag und sich nur mit Mühe seiner Angreifer erwehrte. Mit beiden Fäusten zugleich rannte ich gegen den Dschiahur. Er überstürzte sich und flog in das Wasser. Ich warf die beiden Chinesen zur Seite und sprang Turnerstick zu Hilfe.
    „Gebt acht, Mynheer!“ rief da die mutige Köchin. „Da in het Water kommen zij wie de Vische gezwommen!“
    Ich machte dem Kapitän Luft, so daß er aufspringen konnte, und wollte mich nun nach dem Kanal wenden, als ich einen Ruderschlag auf den Kopf erhielt, daß mir Hören und Sehen verging. Ich fühlte mich in einen Zustand halber Betäubung versetzt, so daß ich von jetzt an wie im Traum handelte. Ich sah Gestalten aus dem Wasser springen und sich der Ruder bemächtigen; es waren jedenfalls die Leute unseres Bootes, welche schwimmend den ihrigen zu Hilfe kamen; ich sah den Kapitän wie einen Wütenden um sich schlagen; auch die Köchin gebrauchte das Ruder. Der Schlag auf den Hinterkopf schien mir die Nerven für den Augenblick gelähmt zu haben. Das Ruder wurde mir zu schwer, und ich griff nach den beiden Revolvern.
    Als ich die ersten Schüsse abgab, hörte ich die Stimme Turnersticks:
    „Blitz und Knall, an diese Dinger habe ich gar nicht gedacht! Heraus damit! Zwölf Schüsse, das gibt zwölf Spitzbuben!“
    Seine Schüsse krachten. Ich sah die Feinde in die Boote springen und sandte ihnen so viele Kugeln nach, als ich noch geladen hatte; doch glaube ich nicht, daß eine einzige getroffen hat, da mir in eigentümlicher Schwäche die Hände zitterten. Auch der brave Turnerstick wird kein großes Blutbad angerichtet haben, da er es von jeher besser verstand, um die Ecke als geradeaus zu schießen.
    Dennoch aber hatten die schnell aufeinanderfolgenden Schüsse ihre Schuldigkeit getan – die Drachenmänner waren verschwunden; leider aber auch die Boote mit ihnen.
    „Wohin denn so schnell?“ rief ihnen Turnerstick nach. „Feige Memming, elende Haseng, furchtsamong Pack! Kommung doch her, du Mongoling! Der Kapitang Turningsticking will dir das Lebung wohl in die Physiognoming schlageng!“
    „Zij zijn verschwunden!“ meinte die Köchin, welche sich so außerordentlich musterhaft benommen hatte. „Hoe vaart gij, Mynheer?“
    „Nicht sehr wohl, Mejuffrouw Hanje“, antwortete ich, indem ich mir Mühe geben mußte, deutlich zu sprechen. „Ich habe – einen sehr – unbequemen Schlag – auf den Kopf erhalten.“
    „Was ist denn das, Charley?“ fragte Turnerstick besorgt. „Ihr lallt ja wie ein Betrunkener! Traf Euch der unglückselige Hieb vielleicht auf den Hinterkopf?“
    „Allerdings!“
    „Das ist bös! An die Stirn oder auf den oberen Schädel könnt Ihr

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