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33 Cent um ein Leben zu retten

Titel: 33 Cent um ein Leben zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Jensen
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Woche wird es am Montag, Mittwoch und Freitag sein.«
    »Dann kommst du nicht?«
    Ich nickte. Ich hatte darüber nachgedacht. Dass ich immer an denselben Tagen fehlte, war nicht so schlau. Es war besser, das anders zu verteilen, sonst war ich in manchen Fächern fast nie da.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Weil die sterben, deshalb«, sagte ich.

DAS GESETZBUCH
     
     
    Wegen Diebstahls wird bestraft, wer ohne Zustimmung des Besitzers eine fremde bewegliche Sache entfernt, um sich oder anderen durch diese Aneignung einen unberechtigten wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen. Mit beweglicher Sache gleichgestellt wird hier und im Folgenden eine Energiemenge, die zur Hervorbringung von Licht, Wärme, Energie oder Bewegung oder einem anderen wirtschaftlichen Zweck hergestellt, aufbewahrt oder in Gebrauch genommen wurde.

14 JAHRE
    »Und du bist 14 Jahre alt?«
    Ich nicke.
    Sie heißt Emma Jansen. Sie ist die Verkaufsleiterin beim Coop.
    »Und du gehst zur Schule?«
    Ich nickte wieder. »Aber nur jeden zweiten Tag.«
    »Nur jeden zweiten Tag?«
    »Deshalb«, sage ich, »kann ich schon gleich morgens kommen.«
    Sie zögert, sieht mich an: »Nur jeden zweiten Tag?«
    »Genauso ist es«, sagte ich. »Das ist eine neue Regelung.«
    Zwar kenne nur ich die Regelung, aber neu ist sie.
    »Dann wollen wir mal sehen«, sagt sie. Sie heißt Emma Jansen, das habe ich schon gesagt. Sie hat gefärbte Haare. Das sieht ziemlich blöd aus. An den Schläfen kommt das Grau wieder durch. Oben auf dem Kopf ist auch nicht mehr viel Farbe übrig. Sie ist dick. Ist das Gesicht auch gefärbt? Die Nägel sind lila.
    Sie wiederholt: »Na, dann wollen wir mal sehen.« Sie winkt mir, dass ich mit ihr das Büro verlassen soll. Wir gehen durch den Laden, an den Regalen vorbei, jede Menge Regale, jede Menge Waren, und immer so weiter. Wir gehen durch ein Gebiet, das mindestens so groß ist wie der Fußballplatz der Schule. Und jetzt nieselt es, wir gehen durch die Gemüseabteilung. Frisches Wasser in der Luft, auf den Wangen und den Haaren, so bekommt man Lust, mehr Gurken und Tomaten und Äpfel und Salat zu kaufen. Frisch! Es muss frisch duften!
    Sie bleibt stehen, deutet auf etwas. Dort liegen Früchte, die ich nicht kenne. Sie sehen sonderbar aus, aber schön.
    »Direkt aus Afrika eingeflogen«, sagt Frau Jansen stolz.
    Wir gehen zu einer Tür. Die ist abgeschlossen, Frau Jansen macht auf. Sie deutet auf eine weitere Tür. Und noch ehe Frau Jansen es sagt, habe ich es verstanden: »Das ist der Personaleingang.«
    »Das ist der neue Junge«, sagt Frau Jansen.
    Ein Mann blickt auf. Er sitzt an einem kleinen Tisch und blättert in irgendwelchen Papieren. Überall stehen leere Kisten und Kisten mit leeren Flaschen, liegt Papier, sind Regale voll mit allem Möglichen. Blumen stehen auf Wagen, mit denen man Waren herumfährt. Es riecht nach verdorbenem Obst. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander.
    »Das ist Berg«, sagt Frau Jansen. Berg heißt der Mann. Er blickt auf, dann blättert er weiter. Sein Kopf ist rund. Kleine Augen, auch sie rund, die Nase ebenfalls und die Wangen und der Mund. Alles ist rund. Er sieht aus, als öde ihn alles an.
    Frau Jansen bleibt stehen. Sie sieht sich um, sie presst die Lippen vor und kraust die Nase. Sie ist nicht zufrieden mit dem, was sie hier sieht. Berg blättert stumm weiter in dem Stoß Papiere. Das sind Programme der Trabrennbahn, aber das finde ich erst später heraus. Berg wettet auf Trabrennen. Das ist im Grunde das Einzige, was ihn interessiert. Das Lager ist ihm egal. Das ödet ihn an.
    Es gibt Überwachungskameras. Ich habe sie gesehen. Aber ich habe nicht vor, hier im Coop zu stehlen.
    »Er fängt morgen an«, sagt Frau Jansen, macht kehrt und verlässt den Raum. An der Tür dreht sie sich um: »Er kommt jeden zweiten Tag.« Dann ergänzt sie: »Schon gleich morgens.«

WAS IST DA LOS?
    »Was ist da los?«, fragt meine Mutter.
    Sie hat mit der Schule gesprochen. Die Schule hat mit meiner Mutter gesprochen. Herr Olsen, die anderen Lehrer und der Rektor.
    »Von jetzt an«, sage ich, »gehe ich nur jeden zweiten Tag in die Schule.«
    »Ja, das haben sie mir in der Schule gesagt, aber warum?«
    »Ich muss Geld verdienen«, sage ich.
    »Aber du bekommst doch Geld.«
    Das stimmt, Taschengeld, und eigentlich ziemlich viel, aber das reicht nicht. Ich brauche mehr. Je mehr Geld ich verdiene, umso mehr kann ich vorm Sterben retten.
    »Wo arbeitest du?«
    »Drüben im Coop.«
    Wir reden ziemlich lange. Bis mein

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