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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Schlangengift, über die ich nun verfüge, schenkt mir die erhofften Freiheiten, mich meinem eigentlichen und wichtigsten Vorhaben zuzuwenden: meiner Heimkehr. Ihr werde ich all meine Kraft, all meinen Verstand widmen. Die Zeit wird weisen, ob ich von beidem genug besitze.
    ***
    Gegenwart
    Der Archivar traf an der Absturzstelle ein, als AV-01 sich bereits an die Verfolgung der Insassen des Fluggeräts gemacht hatte. Permanent mit ihm verbunden, blieb er stets auf dem aktuellen Stand der Jagd. So kann ich mich derweil hierum kümmern...
    Von der ersten Sekunde an war er fasziniert vom technischen Stand, auf dem das unbekannte Vehikel sich befand. Wo auf der Erde gab es noch Menschen, die zu solcher Ingenieurskunst fähig waren? Die sogar ins All vorstoßen konnten – denn das dieses Gefährt auch für den luftleeren Raum konzipiert war, hatte er schnell erkannt.
    Er begriff, dass die Gebiete, die er und seine eisernen Kinder bislang durchstreift hatten, längst nicht den Stand der weltweiten Zivilisation darstellten. Irgendwo, vielleicht jenseits der Ozeane, musste es Menschen geben, deren Wissen alles übertraf, worauf er bislang gestoßen war.
    Und nun kamen Vertreter dieser Kultur zu ihm ...
    Musste er jetzt, da er das Raumschiff zum Absturz gebracht hatte, mit Vergeltungsmaßnahmen dieser fernen Macht rechnen? Nein, sagte er sich selbst. Noch weiß niemand sonst davon. Der EMP hat die Funkverbindung der Fremden gekappt. Wir müssen sie nur aufspüren, bevor ein Suchtrupp kommt.
    Waren sie wirklich zu dritt? Es gab noch keine Spur des Kunstmenschen, der laut den Informationen aus Cancún an Bord gewesen sein sollte. Hatten sie ihn unterwegs abgesetzt? Oder besaß er eine Abschirmung gegen den Elektromagnetischen Impuls, so wie auch AV-01, und war mit den anderen geflohen?
    Er aktivierte seinen Funksender. »Der Große Herr an AV-01. Wie lange braucht er noch?«, rief er den Prototyp seiner Roboter, während er die untere, offen stehende Einstiegsluke des aerodynamisch geformten Fluggeräts erklomm. Mit Hilfe des Exoskeletts gelang ihm das trotz der Schräglage problemlos.
    »AV-01 an den Großen Herrn. Genaue Prognose unmöglich. Wir bleiben dran.«
    »Lasse er sie keinesfalls entkommen! Wir müssen wissen, wer sie sind und woher sie stammen! Das ist der wichtigste Auftrag, den er jemals von Uns erhalten hat. Versagt er, werden Wir ihn ersetzen!«
    Der Archivar verzichtete darauf, seinen Wunsch in noch drastischere Worte wie »einschmelzen« oder »zertrümmern« zu kleiden. Während AV-01 die Verfolgung fortsetzte, konzentrierte er sich auf das Innenleben des Vehikels. Alle Systeme waren heruntergefahren. Aber für den Archivar – oder vielmehr den Reaktivator aus dem zeitlosen Raum – stellte es keine große Herausforderung dar, sie wieder zum Leben zu erwecken. Gut, dass dieses Gerät mit dem EMP-Strahler verbunden gewesen war, als es durch das Tor geschleudert wurde.
    Rings um ihn erwachten Geräte zu maschinellem Leben, deren Aufgabe der Eindringling fast ausnahmslos intuitiv erfasste. Dinge, die sich ihm nicht sofort erschlossen, schienen auch nicht von vorrangigem Belang.
    Mit Hilfe der Instrumente, die in sein Exoskelett integriert waren, führte er schon bald den ersten Diagnose-Check durch. Das Fahrzeug hatte nur geringe Schäden bei seiner Bruchlandung erlitten. Nichts, was er nicht binnen Stunden reparieren konnte.
    Vielleicht würden die Datenspeicher des Raumfahrzeugs ihm schon vor der Festnahme der Flüchtigen verraten, woher sie stammten. Er musste die Speicherkristalle nur zum »Sprechen« bringen...
    ***
    Erinnerung
    Wochen später
    Wie sich die Zeiten ändern! Es ist, als wäre ich aus einem Fiebertraum erwacht, der mich daran hinderte, mein eigentliches Potenzial abzurufen. Als hätte ich krank darniedergelegen und alles um mich her wie durch einen Schleier betrachtet.
    Von einem Tag auf den anderen ist mein Verstand klar wie ehedem. Ich bin sicher, es liegt an der permanenten Zufuhr des Schlangengifts, an dem ich keinen Mangel mehr leide.
    Seit dem Überfall sind etliche Planetenrotationen vergangen. Die Schlangen befinden sich jetzt in einem stabileren, größeren Käfig aus dünnen Ästen, die ich mit Lianen verflochten habe.
    Ich bin erleichtert, dass die gefangenen Schlangen nicht ebenso in den Hungerstreik gehen wie jenes erste Exemplar. Freitod scheint für sie keine Option zu sein. Führen sie etwas im Schilde, das ich noch nicht durchschaue? Oder hoffen sie immer noch darauf, von

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