34 Kurz-Krimis (German Edition)
gewesen war und reimte sich eins zum anderen..." Wenig später war die Polizei da, und bevor Baring abgeführt wurde, fragte er noch: "Waren Sie wirklich in jener Nacht im Park?"
Der kleine, hagere Mann schüttelte den Kopf. "Es gibt für diesen Mord nur einen einzigen Zeugen, Herr Baring, und das sind Sie. Es tut mir leid, aber irgendwie mußte ich diesen Zeugen dazu bringen, eine Aussage zu machen!"
KALT WIE EIS
"Wo soll ich das Zeug hinbringen?" fragte der Eismann und wollte sich schon an Anderson vorbei ins Haus bewegen, aber dort konnte dieser die Eisstangen nicht gebrauchen. "Die Dinger sollen in den Kofferraum vom Wagen." Phil Anderson ging vor dem Eismann her bis sie den Wagen erreichten, machte dann den Kofferraum auf und ließ sich den länglichen Eisblock hineinlegen. "Die anderen auch in den Kofferraum?" vergewisserte sich der Eismann. "Ja", sagte Anderson kühl. Insgesamt drei dicke, quaderförmige Stangen waren es. "Sie werden sich den Wagen damit verderben!" sagte der Eismann, als Anderson bezahlte. "Das lassen Sie mal meine Sorge sein!" kam die nicht gerade freundliche Erwiderung. Der Eismann hob die Hände. "Ist ja schon gut", maulte er. Anderson sah ihm nach, bis er mit seinem Lieferwagen weggefahren war. Dann griff er zu dem Handy, den er in der Jacketinnentasche stecken hatte und wählte die Nummer von Melinda Harris, seiner Sekretärin. "Melinda? Legen Sie nicht gleich wieder auf! Wir müssen miteinander reden!" "Haben Sie es sich überlegt?" fragte Melinda kühl.
"Ich war heute morgen wohl etwas unbeherrscht, wie mir scheint", sagte Anderson. "Entschuldigen Sie das bitte." "Schon gut. Sie wissen, was ich will. Hunderttausend halte ich für angemessen", sagte Melinda. "Wenn die Sache rauskäme, würden Sie nicht nur Ihren Job in der Firma verlieren, sondern wohl auch ins Gefängnis wandern." Anderson seufzte. "Ich habe begriffen, daß Sie am längeren Hebel sitzen, Melinda. Eine Frage: Haben Sie bislang schon irgendjemandem etwas von der Sache erzählt?" "Nein.
Glauben Sie, ich will das Geld mit jemandem teilen?" Anderson nickte. "Ich verstehe... Sie können das Geld haben. Ich habe es hier. In bar." Melinda schien erstaunt. "Gut...", murmelte sie. Mit so viel Entgegenkommen schien sie nicht gerechnet zu haben. "Ich bin dafür, daß wir uns jetzt gleich treffen und die Sache über die Bühne bringen..." "Das ist mir auch am liebsten, Phil!" "Ich bin gerade in meinem Wochenendhaus in den Bergen. Sie waren schon mal dort, erinnern Sie sich?" "Ja." "Auf halbem Weg gibt es einen Parkplatz. Man hat dort eine fantastische Aussicht. Als Sie mich damals besuchten, habe ich Ihnen die Stelle gezeigt. Dort treffen wir uns. Wenn Sie gleich losfahren, sind Sie in zwanzig Minuten dort..." Melinda zögerte.
Vielleicht witterte sie eine Falle. Jedenfalls schien es ihr reichlich merkwürdig vorzukommen, daß Anderson nun so bereitwillig auf ihre Erpressung einging... "Ja", hörte Anderson sie dann aber doch sagen und auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen.
*
Phil Anderson war als erster bei dem Parkplatz. Er sah ungeduldig auf die Uhr. Das Eis machte ihm sorgen. Wenn Melinda zu spät kam, wäre es geschmolzen. Aber das Eis spielte in dem Mordplan, den er sich zurechtgelegt hatte, eine entscheidende Rolle. Es gibt keinen anderen Weg!
sagte er zu sich selbst. Melinda hatte per Zufall davon erfahren, daß Anderson über Jahre hinweg Gelder aus der Immobilienfirma, für die er arbeitete, abgeschöpft hatte. Und daraus wollte sie jetzt Kapital schlagen.
Hunderttausend waren eine Summe, die er aufbringen konnte, aber Anderson war sich sicher, daß es damit nicht zu Ende sein würde. Melinda würde ihn nach kurzer Zeit erneut bluten lassen. Nein, die Sache mußte beendet werden. Ein für allemal. Anderson zog sich seine dünnen Lederhandschuhe an. Ein Motorengeräusch brauste auf. Das war Melinda.
Sie parkte ihren roten Sportflitzer und stieg aus. Melinda strich sich die lange gelockte Mähne zurück und kam gleich zur Sache. "Wo ist das Geld?"
fragte sie. Anderson kam ein paar Schritte näher. "Hören Sie, Melinda...", begann er. Er hatte sie fast erreicht, da erstarrte er plötzlich mitten in der Bewegung. Er blickte abwärts in Höhe seines Bauchs und bemerkte den blanken Lauf eines Kleinkaliber-Revolvers, den Melinda plötzlich in ihrer Hand trug. "Bleib, wo du bist", sagte sie. "Melinda, was soll das? Wir wollten uns doch einigen!"
"Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, Phil!" erklärte sie. "Ich
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