34 Kurz-Krimis (German Edition)
kräftige Hände, die sie noch immer festhielten.
"Stefanie..." Dann stolperte Wilfried Bogner plötzlich. Er kam zu Fall; sein Griff um Stefanies Handgelenk lockerte sich. Bogner schlug schwer zu Boden und kam mit dem Kopf hart gegen eine Schrankkante.
Er lag reglos am Boden. Vorsichtig näherte sie sich, beugte sich über ihn und drehte ihn dann herum. Er hatte eine klaffende Wunde an der Stirn und obwohl sie noch nie in ihrem Leben einen Toten gesehen hatte, war ihr sofort klar, daß Wilfried Bogner nicht mehr lebte.
Stefanie überlegte fieberhaft, was jetzt zu tun war. Sie hätte es ihrem Mann wahrscheinlich nie verzeihen können, daß er sie offenbar betrogen hatte. Aber sie hatte ihn keinesfalls umbringen wollen. Es war ein Unfall!
hämmerte es in ihr.
Aber wer würde ihr das glauben? Da war einerseits die Frau, mit der Wilfried sie betrogen hatte. Eifersucht war immer ein gutes Mordmotiv und die Polizei würde nicht lange brauchen, um die Sache auszugraben. Und dann war da die Firma, die sie mit ihrem Mann zusammen aufgebaut hatte und die ihnen jeweils zur Hälfte gehörte. Sie hatten sich gegenseitig als Alleinerben eingesetzt. Ein zweites Motiv also - und eines zwingender als das andere.
Plötzlich klingelte es. Sie erschrak, ging dann aber doch zur Tür und blickte durch den Spion. Sie atmete auf. Gott sei dank! dachte sie. Es war Jürgen, ihr Sohn, der in der Firma inzwischen eine leitende Funktion innehatte.
"Es ist etwas furchtbares geschehen!" rief sie, als die Tür geöffnet hatte.
Jürgen Bogner runzelte die Stirn.
*
"Wir müssen die Polizei verständigen", sagte Jürgen Bogner, nachdem ihm seine Mutter berichtet hatte, was geschehen war. "Von dem Handgemenge brauchen wir ja nichts zu sagen. Vater kann doch einfach gestürzt sein! Sicherheitshalber werde ich aber Dr. Werner anrufen."
"Den Chef unserer Rechtsabteilung? Aber warum ein Anwalt?"
"Es ist besser so, glaub mir!" Es dauerte nicht lange, bis ein gewisser Lorant von der Kriminalpolizei vor der Tür stand. Er sah sich den Tatort an, und meinte dann, daß die Spurensicherung der Arzt noch kommen würden.
Als nächster kam allerdings ersteinmal Dr. Werner, der Rechtsanwalt.
"Vielleicht sollte ich etwas sagen...", meinte Stefanie dann an Lorant gewandt. Der Kriminalkommissar zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Bitte, wie Sie möchten!"
"Meine Mandantin wird zunächst einmal keine Aussage machen!"
mischte sich da Dr. Werner ein und wandte sich dann mit einem knappen, geschäftsmäßigen Lächeln an Stefanie. "Verzeihen Sie mir, Frau Bogner, aber ich fürchte, dieser Herr wird Ihnen am Ende jedes Wort im Munde herumdrehen! Da muß man auf der Hut sein!"
"Ist das auch Ihre Meinung, Frau Bogner?" erkundigte sich Lorant. Sie nickte, ohne dabei zu dem Kriminalbeamten aufzusehen.
*
Fast eine ganze Woche verging, ehe Lorant sich wieder bei Stefanie Bogner meldete.
"Haben Sie etwas dagegen, wenn ich nocheinmal bei Ihnen vorbeischaue, Frau Bogner?" fragte er am Telefon.
"Nein, natürlich nicht!"
Eine halbe Stunde später waren sie dann alle bei Bogners im Wohnzimmer versammelt: Stefanie Bogner und ihr Sohn Jürgen, Dr.
Werner und natürlich Lorant.
"Der Fall ist so gut wie aufgeklärt", sagte der Kriminalbeamte. "Es tut mir leid, aber ich bin hier, um eine Verhaftung wegen Mordes vorzunehmen."
"Mord?" Jürgen Bogner runzelte die Stirn. "Es war doch ein Unfall!"
"Ja", fügte seine Mutter hinzu. "Es war nicht beabsichtigt. Sie haben sicher herausgefunden, daß mein Mann ein Verhältnis hatte..."
Lorant nickte. "Ja. Und wir wissen auch, daß Sie sich gegenseitig als Alleinerben eingesetzt haben. Es gab Spuren eines Kampfes, mikroskopische Spuren von Nagellack an der Kleidung des Toten..."
"Sie wollen meiner Mandantin einen Mord anhängen?" meldete sich Dr.
Werner. Lorant wandte sich zu dem Anwalt herum und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
"Es würde eigentlich alles zusammenpassen, nicht wahr? Die Wahrheit ist aber, daß ihm ein langsam wirkendes Gift gegeben wurde, dessen lateinischen Namen ich Ihnen ersparen möchte. Der Schlag gegen den Kopf hätte ihn vielleicht bewußtlos gemacht - getötet hat ihn dieses Gift, das Sie, Herr Dr.Werner ihm verabreicht haben!"
"Ich... Ich protestiere!" schnaufte der Anwalt.
"Wilfried Bogner hatte die Angewohnheit, vor dem Weg vom Firmenbüro nach Hause noch eine Tasse Kaffee zu trinken, aber an diesem Tag wurde ihm der Kaffee nicht wie üblich von der Sekretärin, sondern von
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