34 Kurz-Krimis (German Edition)
im Safe hermachen. Er hatte inzwischen die Tür des Chefs erreicht. Albert C. Grossmann, so stand es da in silbernen Lettern und deutlich größer als an den anderen Zimmertüren.
Die Tür war abgeschlossen, wie Steffi es prophezeit hatte. Tom Klausen holte den nachgemachten Schlüssel aus der Tasche und drehte ihn im Schloß herum. Er paßte. Er ging durch das Vorzimmer, wo Steffis Platz war, schloß die nächste Tür auf und war dann im Allerheiligsten. Auf dem Schreibtisch von Albert C. Grossmann stand ein dunkles Laptop, das über ein Modem ans Telefonnetz angeschlossen war. Tom grinste. Während die anderen arbeiten, vergnügt sich der Chef mit Computerspielen oder surft zum Vergnügen im Internet herum! So ein Job würde mir auch gefallen! Der Safe war hinter einem Gemälde versteckt, so wie Steffi es gesagt hatte.
Die Kombination hatte sie ihm auch mitgeteilt.
Keine halbe Minute verging und der Inhalt des in die Mauer eingelassenen Stahlschranks lag offen vor ihm. Tom wühlte es schnell durch, steckte das Bargeld ein und verschloß den Safe wieder. Er wollte schon gehen, dann blieb sein Blick noch einmal bei dem Laptop hängen. So ein Ding hatte er sich schon seit langem gewünscht. Nach kurzem Zögern nahm er es einfach mit. Tom wohnte in einer Pension in der Bahnhofsgegend, die aber immerhin komfortabel genug war, um Telefonanschlüsse auf den Zimmern zu haben.
Am nächsten Tag kam etwas von dem Einbruch bei Grossmann & Partner in den Radionachrichten. Tom
lächelte dabei nur still vor sich hin, während er in dem schäbigen Frühstücksraum seinen Kaffee trank. Plötzlich betrat eine Frau in den dreißigern den Raum. Sie war adrett angezogen und wirkte etwas nervös. Ihr Blick streifte schnell über die anderen Hotelgäste und blieb dann an Tom hängen.
"Schön, daß du noch da bist, Tom!"
"Steffi!" rief Tom.
"Ich will meinen Anteil", sagte sie und streckte die Hand aus.
"So eilig?" fragte Tom zögernd.
"Die Hälfte des Geldes gehört mir."
Tom nickte. "Ich habe es oben", meinte er.
"In deinem Zimmer? Sei nicht albern, so ein Risiko würdest du nicht eingehen!" versetzte Steffi kühl. "Du hast es bei dir!"
"Laß uns trotzdem nach oben gehen! Die Leute schauen schon nach uns!" Steffi folgte Tom ins Obergeschoß. Gemeinsam gingen sie in sein Zimmer.
Ihr Blick fiel auf das Laptop, das auf dem Nachtisch stand und über Modem ans Telefonnetz angeschlossen war. Natürlich erkannte sie das Gerät sofort als das ihres Chefs wieder.
"Du bist ein Dummkopf!" schimpfte sie, während sie auf das Laptop deutete.
"Warum? Das ist ein feines Gerät. Man kann damit spielen, aber sich zum Beispiel vom hiesigen Flughafen auch Flugverbindungen in alle Welt heraussuchen lassen."
"Die Polizei wird jetzt vielleicht vermuten, daß jemand aus der Firma was mit der Sache zu tun hat und der ganze Einbruch vielleicht nur dazu diente, Geschäftsgeheimnisse, die in den Datenspeichern des Laptops enthalten sein könnten, zu erfahren..."
"Aber du hast doch ein Alibi, Steffi!"
Sie sah ihn an. "Ich will jetzt mein Geld."
Er griff langsam in seine Jackettinnentasche und stockte dann, als er in die Mündung eines zierlichen Revolvers blickte, den Steffi aus ihrer Handtasche gezogen hatte.
"Heh, was soll das?" ächzte er.
"Eine Vorsichtsmaßnahme, mehr nicht."
"Ich bin unbewaffnet!"
"Um so besser!"
Er holte ein Bündel mit Geldscheinen heraus und gab es ihr. Sie streifte mit dem Daumennagel daran entlang und legte die Stirn in Falten. "Ein bißchen zu wenig", meinte sie. "Das hier ist niemals die Hälfte. Du willst mich betrügen!"
"Hör zu, es war nicht so viel Geld im Safe, wie du versprochen hattest!"
"Ich will jetzt auch den Rest", erklärte sie.
"Zieh dein Jackett aus und wirf es mir herüber!
Ich habe gerade beschlossen, nicht mehr mit dir zu teilen!" Sie hob die Waffe und er gehorchte.
"Und wenn ich zur Polizei gehe?" fragte er.
"Tu es doch! Aber du solltest dabei bedenken, daß du den Einbruch unternommen hast, während ich für die Tatzeit ein wasserdichtes Alibi habe, wie du vorhin schon einmal richtig festgestellt hast!
Also los!"
Er atmete tief durch. Nein, das durfte einfach nicht sein! Er hatte die Drecksarbeit gemacht und sollte am Ende leer ausgehen! Er warf ihr das Jackett zu, aber so, daß es ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Sicht nahm. Sofort stürzte er sich auf sie und warf sie zu Boden. Sie rangen miteinander. Er versuchte ihren rechten Arm mit der Waffe in der Hand am Handgelenk
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