34 Kurz-Krimis (German Edition)
Davies, die Gerichtsmedizinerin über die Leiche beugte.
"Wann ist er gestorben?" fragte Sutton.
"Schwer zu sagen. Er hat eine ganze Weile im Wasser gelegen", gab Dr.
Davies Auskunft. "Jedenfalls ist er nicht ertrunken, sondern starb durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, den er auf den Hinterkopf erhielt."
"Vielleicht ist Bill von einer der Fähren ins Meer gestürzt", meinte Sutton.
Die Ärztin runzelte die Stirn.
"Sie kennen den Toten?"
"Ja." Sutton nickte leicht und sein Gesicht bekam etwas Düsteres. "Der Tote ist Bill Brooks, Privatdetektiv. Ich habe ein paar mal mit ihm zusammengearbeitet." Inspektor Sutton sah Dr. Davies fragend an. "Sie müßten sich eigentlich auch an Brooks erinnern..."
Dr. Davies zuckte die Achseln. "Kann sein, aber wissen Sie, wenn ein Mann so lange im Salzwasser geschwommen hat, sieht das Gesicht nicht mehr ganz so aus, wie man es vielleicht in Erinnerung hat.."
Sutton machte ein unbestimmtes Gesicht und meinte dann: "Da haben Sie natürlich recht."
Die Ärztin packte ihre Sachen zusammen und erhob sich. Der kalte Wind hatte ihre Wangen gerötet.
"Es wäre möglich", sagte sie dann an Sutton gewandt.
"Ja?"
"Dieser Brooks muß nicht unbedingt ermordet worden sein."
"Ach nein?" Sutton musterte die Gerichtsmedizinerin aufmerksam.
"Wenn er wirklich auf einer der Fähren war und über Bord gestürzt ist, könnte er sich den Schlag auf den Hinterkopf bei dem Sturz zugezogen haben."
"Hm", brummte Sutton.
"Brooks war Ihr Freund?" hörte er die Stimme der Ärztin.
"Kann man so sagen", brummte Sutton.
"Sein Tod geht Ihnen sicher nahe, Inspektor.
Aber Sie sollten sich dadurch in Ihrem Urteil nicht beeinflussen lassen."
Sutton verzog das Gesicht. "Das passiert schon nicht, Dr. Davies", knurrte er.
*
Sutton fuhr auf direktem Weg zu Brooks Büro, das er sich im dritten Obergeschoß eines Gebäudes eingerichtet hatte, in dessen Erdgeschoß sich kleine Läden befanden. Es war keine ganz feine Adresse, aber immerhin zentral genug gelegen, um gut erreichbar zu sein.
Sutton klingelte zweimal.
Als niemand zur Tür kam, öffnete der Inspektor sie eigenhändig mit Hilfe eines Stück Drahtes.
Sutton kannte sich in Brooks Büro aus. Er war oft genug dort gewesen.
Es bestand aus zwei Räumen voll mit Karteischränken, in denen die Unterlagen und Berichte zu den einzelnen Fällen aufbewahrt wurden.
Ein Geräusch ließ Sutton zu seiner Dienstwaffe greifen, während er den ersten Raum mit wenigen Schritten durchschritt. Nebenan war jemand und wühlte in Brooks' Unterlagen herum. Sutton stürzte durch die Tür ins Nebenzimmer. Ein Mann und eine Frau erstarrten mitten in der Bewegung, während sie die Aktenschränke zu durchsuchen schienen.
Die Frau kannte Sutton. Sie hieß Glenda Johnson und war Brooks'
Lebensgefährtin.
"Sie, Inspektor?" fragte Glenda.
Sutton deutete auf den Mann, der Mitte Dreißig und hochgewachsen war. "Wer sind Sie?"
Glenda antwortete für ihn. "Das ist Kevin Grossner. Er ist Bills Partner."
"Seit wann hatte Bill einen Partner", fragte Sutton irritiert.
"Seit gut drei Monaten", antwortete Grossner jetzt ruhig. Er bewegte dabei kaum den Mund. Seine Lippen blieben ein dünner, blasser Strich.
Sutton steckte seine Waffe weg und eröffnete dann, daß Bill Brooks tot war. "Bitte fassen Sie hier nichts mehr an, bis die Spurensicherung hier ist...
Wonach haben Sie beide übrigens so eifrig gesucht?"
Glenda wechselte einen kurzen Blick mit Kevin Grossner, dann erklärte dieser: "Nach Steuerunterlagen. Bill ist - ich meine war leider kein sehr ordentlicher Mensch, seine Buchhaltung ist ein einziges Chaos. Und übermorgen ist der Abgabetermin für die Steuererklärung."
In Glendas Augen glitzerten indessen ein paar Tränen.
Sie trat auf Sutton zu und fragte: "Was ist passiert?"
"Ich weiß es nicht", gestand Sutton ein.
*
Ein paar Tage später hatte sich verschiedenes herausgestellt. Erstens hatte Brooks enorme Steuerschulden gehabt.
Sein Detektivbüro war so gut wie pleite gewesen.
Trotzdem fand sich in seinem Büro der Schlüssel zu einem Schließfach, in dem sich ein ziemlich hoher Betrag an Bargeld befand. Außerdem waren da noch ein paar Unterlagen über besonders brisante Fälle, sowie ein Notizbuch, in dem sorgsam Namen und Beträge notiert waren. Das ließ nur einen Schluß zu:
Brooks hatte sich nicht nur als Privatdetektiv, sondern auch als Erpresser verdingt.
Und dann war da noch etwas Interessantes. Eine Serie von Fotos, die Glenda
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