34 Kurz-Krimis (German Edition)
schließlich.
"Das war ein Fehler, Harry!" kam es zurück. Zu dumm! Ich hätte mir nicht gerade dein Wochenendhaus aussuchen sollen!" Er zuckte mit den Schultern.
"Wenn ich dich jetzt gehen lasse, wirst du mich sofort an die Polizei verpfeifen! Vielleicht ist es das beste, wenn ich dich einfach..."
"Umbringen?" Kammerer zitterte.
Jensen blickte einen Augenblick lang zu Boden und nickte leicht. "Ja, dieser Gedanke kam mir gerade.
So, wie es aussieht, habe ich keine andere Wahl, Harry. Tut mir Leid!"
"Kurt, ich würde dich bestimmt nicht verraten!"
"Ach, Harry..."
Draußen war ein Geräusch zu hören. Jensen schnellte zum Fenster und blickte hinaus, den Revolver im Anschlag. Dann entspannte sich seine Haltung wieder. Blinder Alarm.
"Ist dir die Polizei schon so dicht auf den Fersen?"
"Die Polizei? Nein, die tappt noch im Dunkeln.
Und so wird es auch bleiben, wenn ich dich zum Schweigen bringe.
Mein Komplize ist es, der hinter mir her ist..."
"Dein Komplize? Ihr wart also zu zweit..." In Gedanken ging Kammerer verschiedene Kriminalfälle durch, die in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht hatten "Ist es dieser Sparkassenüberfall vor zwei Wochen?"
Jensen sagte nichts, aber das war auch eine Antwort. Kammerer hatte ins Schwarze getroffen.
"Was will dein Komplize von dir?"
Jensen lachte heiser. "Ich bin mit der Beute durchgebrannt!" war die Antwort. Er deutete auf ein Köfferchen, das er neben sich auf den Boden gestellt hatte.
"Wieviel ist denn drin?" erkundigte sich Kammerer.
"Mein Komplize hat - ohne mein Wissen - die Zahlenkombination geändert, weil er mir mißtraute.
Ich konnte noch nicht genau nachzählen!"
*
"Bringen wir es hinter uns!" sagte Jensen schließlich kalt und packte den Revolver fester.
Kammerer schluckte. "Man wird den Schuß weithin hören!" gab er zu bedenken, aber Jensen schien zu allem entschlossen.
"Keine Sorge, ich habe nicht vor, hier herumzuballern...", sagte Jensen mit hochrotem Kopf. Jensen begann indessen seinen Gürtel aus dem Hosenbund herauszuziehen.
Er will mich erwürgen! durchzuckte es Kammerer.
Da kam ihm ein Verdacht! Was, wenn es sich am Ende bei der Waffe nur um ein Spielzeug handelte?
Es war nichts weiter als eine Vermutung - und dazu eine, für die es kaum Anhaltspunkte gab.
Aber was hatte Kammerer jetzt noch zu verlieren?
Kammerer schnellte nach vorne und stürzte sich auf den völlig entgeisterten Kurt Jensen, der in der einen Hand seinen Gürtel, in der anderen den Revolver hielt.
Aber aus der Waffe löste sich kein Schuß. Und körperlich war Kammerer seinem ehemaligen Schulkameraden schon früher überlegen gewesen. Jensen bekam einen Fausthieb, ging ächzend zu Boden und schlug mit dem Kopf hart gegen eine Schrankkante.
Er rührte sich nicht mehr.
Kammerer atmete tief durch. Dann trat er näher und beugte sich über den Maskierten. Er zog ihm den Strumpf vom Kopf. Kurt Jensen war tot.
Es war Notwehr! ging es Kammerer durch den Kopf. Niemand konnte ihm einen Vorwurf machen.
Dann untersuchte er die Waffe. Es war tatsächlich ein Spielzeug, so wie er vermutet hatte.
*
Als Harry Kammerer den ersten Schrecken überwunden hatte, dachte er daran, die Polizei zu benachrichtigen, aber dann sah er den Geldkoffer.
Es gab für die Polizei keinerlei Grund, ihn mit dem Banküberfall in Verbindung zu bringen. Es schien daher nichts dagegen einzuwenden zu sein, wenn er nicht zur Polizei ging, den Koffer einfach behielt und... Ja, da war noch eine Schwierigkeit: Wohin mit der Leiche?
In den See mit ihr! hatte Kammerer sogleich eine Lösung.
Den ganzen Nachmittag über versuchte er, den Metallkoffer mit der Beute zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Er würde nach Hause fahren müssen. Dort hatte er geeignetes Werkzeug.
Am Abend fuhr er dann im Schutz der Dunkelheit mit seinem Boot hinaus auf den See, und versenkte den Toten.
Dann fuhr er zurück zu seiner Stadtwohnung. Dort hatte er eine Bohrmaschine und mit deren Hilfe gelang es ihm schließlich doch noch, den Geldkoffer aufzubrechen. Das Ergebnis war allerdings ziemlich ernüchternd. Kammerer fand nichts als Zeitungsfetzen. Dazu ein kleiner Zettel, auf dem zu lesen war:
Hallo Kurt,
wer mich übers Ohr hauen will, muß schon früher aufstehen! In jener Nacht, die wir in der baufälligen Scheune verbrachten, habe ich die Beute an einen Ort gebracht, an dem sie vor Deinem Zugriff sicher ist.
Alles Gute
Dein H.
SARAS FLUCHT
Sie war auf der Flucht und wäre da nicht dieser übermächtige Hunger
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