34 Kurz-Krimis (German Edition)
zu greifen, doch sie entwand sich ihm. Ein Schuß löste sich und dann noch einer. Steffi atmete tief durch und erhob sich dann. Die Waffe hielt sie immer noch fest umklammert, während sie auf den leblosen Tom Klausen hinabblickte. Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft. Was sollte sie jetzt machen?
"Ist da drinnen etwas passiert?" fragte eine Stimme von außen. Es war der Portier.
"Ein Sektkorken!" rief Steffi.
"Na, dann ist es ja gut." Steffi hörte, wie der Portier wieder die Treppe hinunterging. Dann beugte sie sich über das Jackett und holte den Rest des Geldes heraus. Tom hatte sie tatsächlich zu betrügen versucht. Das Laptop würde sie mitnehmen und irgendwo in den Fluß werfen. Dann gab es keine Verbindung zwischen Tom, dem Einbruch und ihr. Sie wartete noch etwas.
Der Portier sollte keinen Verdacht schöpfen und das Knallgeräusch schon halb vergessen haben, wenn sie an ihm vorbeikam. Als sie dann vorsichtig die Zimmertür öffnete, erlebte sie eine Überraschung. Zwei Polizisten in Zivil und mit gezogenen Dienstwaffen standen ihr gegenüber, einer hielt ihr seinen Ausweis hin.
Sehr viel später, nach stundenlangen Vernehmungen im Präsidium, als sie ihr Geständnis längst unterschrieben hatte, erfuhr sie dann auch, woher die Polizei so plötzlich gekommen war. "Ihr Komplize hätte das Laptop nicht stehlen dürfen", erklärte der Kommissar. "Das hatte nämlich eine Diebstahlsicherung, die so funktioniert, daß es selbständig bei seinem Besitzer anruft, sobald es per Modem ans Netz geht. Und das war heute Morgen der Fall, als dieser Klausen sich in den Informationsdienst des Flughafens einklinkte."
MILLYS ERSTER MORD
"Erschrecken Sie nicht", wisperte eine tiefe Stimme. Milly wirbelte herum, sah aber nicht viel mehr, als eine schemenhafte Gestalt, die sich als dunkler Umriß gegen das Licht der Straßenlaterne abhob.
"Was wollen Sie?" fragte sie. Und dabei wich sie ein paar Schritte zurück. Ihren Wagen hatte sie ein paar Straßen weiter geparkt. Bereits seit einigen Minuten hatte sie das ungute Gefühl, daß ihr jemand folgte. Ihr Verdacht bestätigte sich nun. Sie blickte sich um. Sie war allein mit dem Fremden.
"Ich will Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Mrs. Cross", sagte der Fremde.
Milly Cross verengte ein wenig die Augen.
"Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe."
"Sie sollten mir zuhören."
"Verschwinden Sie!"
"Ist es Ihnen lieber, ich rede mit der Polizei über den allzu plötzlichen Tod ihres Mannes?"
Milly stockte einen Moment. Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals.
"Gehen wir etwas trinken", schlug der Fremde vor. "Hier draußen ist es doch recht ungemütlich.
Und wenn man über, sagen wir hunderttausend Dollar redet, sollte man das in einer gepflegteren Atmosphäre tun. Finden Sie nicht?"
"Ich weiß nicht, wovon Sie reden."
"Ich weiß, daß Sie Ihren Mann umgebracht haben, Mrs. Cross. Und im Gegensatz zur Polizei, kann ich es beweisen." Sie folgte dem Fremden in ein Lokal und sah ihn dann zum ersten Mal im Hellen. Er war Mitte Vierzig, grauhaarig und hager.
"Was möchten Sie trinken, ich lade Sie ein", säuselte er.
"Danke. Kommen Sie zur Sache."
"Also der Reihe nach", begann der Fremde.
"Ihr Mann kam vor drei Wochen aus dem Zuchthaus, in dem er wegen betrügerischer Anlagegeschäfte hatte einsitzen müssen. Nach kaum einer Woche Freiheit war er dann tot."
"Verschwunden", korrigierte Milly.
"Man fand blutbefleckte Kleidungsstücke von ihm.
Es war sein eigenes Blut, so steht es in der Zeitung."
"Die Polizei untersucht den Fall", erwiderte Milly kühl und mit unbewegtem Gesicht.
Der Fremde nickte. "Ja, aber sie kann ohne Leiche wenig beweisen. Und wahrscheinlich wird sie nie zu einem Ergebnis kommen, das ausreicht, Sie für diesen Mord hinter Gitter zu bringen. Es sei denn... es meldet sich ein Zeuge."
"Und der sind Sie."
"Ja." Sein Lächeln hatte etwas Teuflisches an sich und er entblößte dabei einen Goldzahn. "Ich habe gesehen, wie Sie die Leiche ihres Mannes in den Fluß befördert haben", erklärte er dann. "Ganz zufällig natürlich." Er schob ihr einen Umschlag hin. "Glücklicherweise hatte ich eine Kamera dabei. Es war eine einsame Stelle, an der ein paar Sumpfhühner brüteten und ich bin zufälligerweise ein leidenschaftlicher Naturfotograf." Milly versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber nachdem sie sich die Abzüge angesehen hatte erbleichte sie. "Hunderttausend", sagte der Fremde.
"Ich komme morgen bei Ihnen vorbei und hole mir das Geld ab."
"So
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