34 Kurz-Krimis (German Edition)
Grady versuchte ein versöhnliches Gesicht zu machen.
"Sie werden schon etwas Neues finden. Und bis dahin reicht die Abfindung!" - "Sie wissen genau, daß mich in meinem Alter niemand mehr nehmen wird!" murmelte Dexter tonlos und wandte sich niedergeschlagen zum Gehen. "Wollen Sie nicht doch einen Drink?" fragte Grady. Aber Dexter gab keine Antwort und ging mit stierem Blick davon. Grady zuckte die Achseln, nahm einen Schluck und ließ sich dann in einen Sessel fallen.
Auf dem Tisch lag eine Illustrierte. Er nahm sie und blätterte lustlos darin herum. Vielleicht zehn Minuten vergingen so. Dann hörte Grady ein Geräusch vom Flur aus. "Miles?" fragte er, bekam aber keine Antwort.
Grady hörte Schritte. Er stand auf und öffnete die Tür zum Flur. Das nächste, was er sah, war das Mündungsfeuer eines Revolvers.
*
"Ein schönes Haus!" meinte Inspektor O'Brian. "So nah am Strand! Das würde mir gefallen!" - "Mir auch!" meinte Smith von der Spurensicherung.
"Und?" fragte O'Brian. "Haben Sie schon was?" - "Der eine Tote, Mister Grady, ist der Besitzer der Papierwerke. Der andere ist sein Leibwächter.
Beide sind durch dieselbe Waffe getötet worden. Zuerst Grady. Dann kam wohl der Leibwächter hinzu und der Täter mußte ihn auch umbringen." -
"Hm", murmelte Inspektor O'Brian. "Wer lebt sonst noch im Haus?" -
"Gradys Frau. Sie ist auf einer Reise."
*
Einen Tag später saß Sylvia Grady vor O'Brians Schreibtisch im Präsidium. Sie hatte vom Tod ihres Mannes in der Zeitung gelesen und war sofort von ihrer Reise zurückgekehrt. "Können Sie sich vorstellen, wer Ihren Mann umgebracht haben könnte?" Sie schüttelte den Kopf und strich die langen blonden Haare zurück. "Nein", erklärte sie kühl. "Kennen Sie einen Mann mit steifem Genick?"
Sylvia schaute verdutzt drein. "Ja", sagte sie. "John Dexter hat ein steifes Genick! Er war bis vor zwei Wochen einer unserer leitenden Angestellten!
Warum fragen Sie?" O'Brian lehnte sich zurück. "Er ist zur Tatzeit in der Nähe Ihres Hauses gesehen worden!" Sylvia Grady beugte sich vor.
"Dexter? Das kann ich nicht glauben!" - "Und warum nicht? "Ich... glaube einfach nicht, daß er dazu fähig gewesen wäre..." - "Verstehe", nickte Inspektor O'Brian. "Wenn wir dann noch Ihre Fingerabdrücke nehmen könnten..." - "Verdächtigen Sie mich?" "Nein. Aber wir haben am Tatort welche gefunden und möchten Ihre gerne ausschließen." Sie nickte. "Ich verstehe..."
*
O'Brian stöberte John Dexter zu seiner Verwunderung in einem Firmenbüro der Grady Papierwerke auf. Er schien blendender Laune zu sein und stieß gerade mit einer Sekretärin das Sektglas an. O'Brian stellte sich knapp vor und Dexters Gesicht veränderte sich. Er schickte die Sekretärin hinaus. "Ich dachte, Grady hätte Sie hinausgeworfen", sagte O'Brian. "Und nun treffe ich Sie hier..." Dexter zuckte die Achseln. "Gradys Witwe hat mich wieder eingestellt!"
erklärte er. "Ach! Und warum?" Dexter grinste. "Ich nehme an, weil ich ein fähiger Kopf bin! Warum sonst?" - "Sie waren am Abend des Mordes bei Grady." "Wer sagt das?" - "Es ist ein Mann mit einem steifen Genick von einem Spaziergänger gesehen worden. Und da kommen eigentlich nur Sie in Frage." Dexter schluckte. Er schien einen Moment zu überlegen, dann zuckte er die Achseln.
"Und wenn schon! Würde das etwas beweisen!" - "Sie hätten die Gelegenheit gehabt, Grady umzubringen! Und ein Motiv! Haben Sie eine Waffe?" - "Ja, aber die ist mir aus dem Handschuhfach meines Wagens gestohlen worden!" - "Wann?" fragte O'Brian eisig. "Gestern." - "Wie praktisch!" Jetzt blies Dexter sich förmlich auf. "Kommen Sie wieder, wenn Sie Beweise haben!" fauchte er. "Das werde ich!" erwiderte O'Brian.
"Verlassen Sie bitte nicht die Stadt!" - "Sie meinen..." O'Brian zuckte die Schultern. "Es sieht schlecht für Sie aus... Es waren übrigens auch frische Fingerabdrücke in der Wohnung. Ich wette, die stammen von Ihnen!" -
"Okay!" rief Dexter. "Ich war in der Wohnung! Und es hat mit Mister Grady Streit gegeben! Aber ich habe ihn nicht umgebracht! Fragen Sie lieber mal die Witwe!" "Das müssen Sie mir erklären, Mr. Dexter!" - "Sylvia Grady erbt die Firma und kann sich endlich mit Steve Jones, ihrem Geliebten, zusammentun. Leider ist der ziemlich mittellos und bei einer Scheidung hätte Sylvia nicht genug bekommen, um ihren Lebensstil weiterführen zu können."
Dexter lächelte dünn. "Ich habe die beiden mal zusammen gesehen..." -
"Und damit Sie das nicht der Polizei sagen,
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