34 Kurz-Krimis (German Edition)
Theorie."
"Das ist Ihr gutes Recht. Ich muß Ihnen jetzt allerdings die Frage stellen, wo Sie zur Tatzeit gewesen sind. Ach, übrigens... Die Schreibmaschine Ihres Mannes würde ich gerne mitnehmen!"
*
Frau Rosener hatte behauptet, zur Tatzeit bei Ihrem Sohn Jürgen gewesen zu sein, der ein kleines Geschäft betrieb. Als Lorant bei Jürgen Rosener auftauchte und ihn vernahm, bestätigte dieser das Alibi seiner Mutter. Vielleicht war es die Wahrheit, vielleicht deckten sie sich auch nur gegenseitig. Lorant wußte nicht, was er von dieser Aussage halten sollte.
"Was glauben Sie, wer Ihren Vater umgebracht haben könnte?"
erkundigte sich Lorant dann. Jürgen Rosener zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht, ob Sie es schon herausgefunden haben, aber in unserer Familie stimmt einiges nicht... Mein Vater hatte ein Verhältnis mit einer Sekretärin, die für ihn Schreibarbeiten erledigte." - "Glauben Sie, daß das für Ihre Mutter ein Mordmotiv gewesen sein könnte?"
"Ich habe Ihnen doch gesagt, daß sie hier bei mir war.
Haben Sie irgendeinen Grund, an meiner Aussage zu zweifeln?
Sie war zur Tatzeit bei mir und kann es daher logischerweise nicht gewesen sein! Es ist deshalb wohl überflüssig, sich über eventuelle Mordmotive meiner Mutter Gedanken zu machen!"
Er schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, hinter dem er saß.
Lorants Blick blieb an der Schreibmaschine haften, die dort stand.
"Gut", sagte Lorant schließlich. "Sprechen wir also nicht über die möglichen Motive Ihrer Mutter, sondern über Ihre!"
"Über meine? Was soll das?"
"Ihr Geschäft geht nicht gut, nicht wahr? Ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen. Sie wären pleite, wenn Ihr Vater Ihnen nicht finanziell unter die Arme gegriffen hätte.
Aber er wollte diese Zuwendungen einstellen, denn er glaubte nicht, daß Sie jemals Erfolg haben würden. Er sah in Ihnen ein Faß ohne Boden..."
"Das ist nicht wahr!"
Lorant deutete auf die Schreibmaschine. "Diese Maschine scheint mir derjenigen recht ähnlich zu sein, die Ihr Vater benutzte."
"Sie ist baugleich. Eine elektronische Schreibmaschine."
Lorant stand auf, beugte sich über die Maschine, öffnete sie und nahm die Farbbandkassette heraus. "Ah, wie ich sehe, benutzen Sie - genau wie Ihr Vater - die teuren Karbonkassetten..." - "Ja, natürlich! Das Schriftbild ist einfach besser. Aber was soll das ganze?"
"Bei Karbonkassetten läuft das Farbband nur einmal durch die Maschine
- das ist ein Grund für das gestochen scharfe Schriftbild. Die Typen werden förmlich aus dem Band herausgestanzt..." - "Worauf wollen Sie hinaus?"
"Ich will darauf hinaus, daß man bei einem Karbonband sehen kann, was zuvor auf der Maschine geschrieben wurde. Und bei Ihrem Vater war es nicht der Abschiedsbrief eines Selbstmörders, sondern eine Anweisung an seine Bank, Ihnen die regelmäßigen Zuwendungen zu sperren!
Seltsamerweise war dieses Schriftstück aber nicht bei seinen Unterlagen zu finden..." Lorant hielt die Kassette in die Höhe. "Darf ich raten, was auf diesem Farbband zu lesen sein wird?"
Jürgen Rosener wurde bleich.
IRISCHER MORD
Sie saßen zusammen an der Theke, vor ihnen die halbleeren Gläser auf dem massiven Schanktisch. "Irland ist das einzige Land der Welt, in dem es kein Scheidungsrecht gibt!" schimpfte Timothy Marley, wobei er mit der flachen Hand zornig auf den Schanktisch schlug. "Jedenfalls kenne ich sonst keins!"
"Steht es so schlimm mit dir und Carol?" fragte Mike ÒConnor, der neben ihm saß und ihn mit einem bedauerndem Blick bedachte. Marley nickte. Er wirkte niedergeschlagen.
"Überall sonst auf der Welt könnte man vor den Richter treten, einigermaßen anständig auseinandergehen und anschließend ein neues Leben beginnen, nocheinmal den Versuch unternehmen, eine Familie zu gründen..." - "Kannst du deine Ehe nicht von der Kirche annullieren lassen?" erkundigte sich ÒConnor. Marley lachte heiser und freudlos.
"Für eine Annullierung müssen schwerwiegende Gründe vorliegen! Aber mit Carol und mir ist es nicht so dramatisch.
Es ist nur einfach so, daß wir nicht mehr miteinander leben können, doch das reicht der Kirche nicht." Marley hob sein Glas, leerte den darin enthaltenen Rest in einem Zug und ließ sich anschließend nachschenken.
Eine zerbrechende Ehe war deprimierend genug, dabei ein Ire zu sein, war eine zusätzliche Strafe.
"Und auswandern?" fragte ÒConnor. "Du könntest nach Großbritannien gehen!" - "Einen Job, wie ich ihn im Moment habe,
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