34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Flusses genau zu kennen, habe aber diesen Namen noch nicht gehört. Krokodile gibt es in den Lagunen genug, Halbinseln auch. Wollen Sie es sich nicht von den Gefangenen sagen lassen?“
„Nein. Sie werden uns falsch berichten, und wir können ihnen die Lüge nicht beweisen, sondern müssen sie wohl oder übel hinnehmen. Wir werden indessen nicht nur die Spuren der Bolaleute, sondern in der Nähe des Flusses jedenfalls auch Personen finden, welche diese Halbinsel kennen. Ich bin überzeugt davon.“
Jetzt eben meldete der Peon den Boten. Als der letztere hereintrat, warf er einen besorgten Blick rund umher, aber er fand gar nichts verändert. Unsere Gesichter waren zwar ernst, wie bei seinem ersten Besuch, aber nicht feindselig, und so fragte er den Estanciero:
„Nun, waren Sie bei dem Nachbar und haben Sie das Geld empfangen?“
„Leider nicht. Er war nicht daheim. Ich kann es erst morgen erhalten.“
„Aber so lange darf ich nicht warten!“
„Das sehe ich nicht ein. Warum können Sie nicht hierbleiben, bis ich das Geld habe?“
„Weil mein Auftrag lautet, höchstens zwei, drei Stunden zu warten. Geben Sie mir wenigstens das Vorhandene.“
„Dadurch würde ich meinen Bruder nicht retten. Sie haben ja gesagt, daß Sie nicht weniger nehmen dürfen.“
„So hole ich das Fehlende später.“
„Da schlage ich Ihnen doch lieber vor, das Ganze später zu holen. Teilzahlungen haben keinen Zweck, da sie den Gefangenen nur dann freigeben, wenn sie die volle Summe empfangen haben.“
Der Mann wurde verlegen. Er sah, daß der Bruder sich langsam nach der Tür begab, ahnte aber doch nicht, daß dies nur geschah, um ihm die Flucht abzuschneiden. Was mich betrifft, so hatte ich mich bis jetzt schweigend verhalten und war langsam nach dem einen Fenster gegangen, dessen Flügel offen stand. Ich sah da hinaus. Im Hof stand das Pferd des Mannes nicht mehr. Man war so vorsichtig gewesen, es zu entfernen.
„Da weiß ich wirklich nicht, was ich machen soll!“ sagte er mißmutig.
„Ich an Ihrer Stelle wüßte es“, sagte ich. „Sie reiten zu dem Major zurück und lassen sich neue Befehle geben.“
„Aber das dauert lange. Sollen die Gefangenen bis dahin schmachten?“
„Es ist eben nicht zu ändern. Übrigens ist die Península del crocodilo kein ganz unangenehmer Ort. Sie werden sich doch leidlich wohl befinden.“
„Mein Gott!“ rief er erstaunt. „Sie wissen, wo der Major ist und kennen die Insel?“
„Zweifeln Sie daran?“
„Señor, der Major hat Sie einen Teufel genannt. Sie sind wirklich einer!“
„Danke sehr! Grüßen Sie den Major von mir, wenn Sie sich neue Befehle holen, und sagen Sie ihm, er solle sich vor Latorre in acht nehmen!“
„Wir gehören zu Latorre!“
„Zu Lopez Jordan, wollen Sie sagen? Man darf solche Namen, hinter denen ganz verschiedene Länder, Völker und Parteien stehen, nicht verwechseln. Ich nehme an, daß Latorre ein sehr starkes Detachement nach Ihrer Halbinsel geschickt hat, um den Major auszuheben.“
Der Mann vergaß sich so weit, mir zu antworten:
„Niemand sagt ihm, wo diese Halbinsel und welche sie ist!“
„Pah! Sie hören ja, daß ich sie kenne.“
„So sind Sie der einzige Weiße, zu dem Petro Aynas von ihr gesprochen hat.“
„Petro Aynas?“ fragte der Frater schnell, indem er mir einen bezeichnenden Blick zuwarf, denn er hatte verstanden, daß ich den Mann nach der Lage der Halbinsel ausforschen wolle. „Den kenne ich und werde, wenn ich ihn wieder aufsuche, sicherlich von ihm willkommen geheißen.“
Ich wußte nun, daß wir erfahren würden, was wir wissen wollten; darum gab ich meine Aushorcherei auf und sagte:
„Sie sehen, daß Sie Ihre Geheimnisse nicht allein besitzen. Andere plaudern sie aus und sind ebenso unzuverlässig wie Sie selbst.“
„Ich, unzuverlässig?“
„Haben Sie mir nicht gesagt, daß wir Vertrauen zueinander fassen wollen? Und doch haben Sie mich belogen.“
„Nein, Señor!“
„Gewiß! Sie sagten, Sie seien ganz allein nach hier gekommen.“
„Das ist die reine Wahrheit.“
„Es ist vielmehr die reine Lüge! In einem kleinen Tal mit einem noch kleineren Weiher, an welchem Gras und Mimosensträucher stehen, lagern Ihre Kameraden.“
Er blickte starr zu mir herüber und brachte keine Entgegnung fertig. Endlich sagt er:
„Señor! Alle Wetter! Sie sind in Wirklichkeit ein Teufel!“
„Das ist gut. Man sagt, der Teufel sei kugel-, hieb- und stichfest. Also habe ich Ihren Messerstich nicht zu
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