34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
schleunigst nach dort aufbrechen.“
„Teufel!“ stieß er hervor.
„Sie haben vorhin selbst gesagt, daß Sie dort erwartet werden, und daß dieser Ort sehr geeignet für Ihre Zwecke sei. Es mag sein, daß der Major auf dieser Krokodilhalbinsel sich sehr leicht zu verteidigen vermag, noch wahrscheinlicher aber ist es, daß er durch unsern Angriff von der Halbinsel hinunter ins Wasser getrieben und dort von den Krokodilen gefressen wird.“
„Vorher wird er die Gefangenen diesen Tieren als Fraß vorwerfen!“
„Wir werden das zu verhüten suchen. Und damit wir die dazu nötige Zeit gewinnen, wollen wir jetzt aufbrechen. Erlauben Sie mir, Ihnen beim Aufsteigen behilflich zu sein!“
„Ich bleibe liegen!“
„Pah! Meine Höflichkeit bringt Sie sehr schnell in die Höhe. Lassen Sie sich folgendes sagen: Wir binden Ihnen die Hände auf dem Rücken und die Füße unter dem Bauch des Pferdes hinweg zusammen. Sie lassen sich das ohne Gegenwehr gefallen, sonst erzwingen wir uns den verweigerten Gehorsam.“
„Wie wollen Sie das tun?“
„Sehr einfach: durch Ohrfeigen. Leute Ihres Schlages dürfen nicht zarter behandelt werden.“
„Wagen Sie es nicht, sich an mir zu vergreifen!“
„Mensch, drohe nicht noch!“ donnerte ich ihn nun an. „Du bist ein Schuft und wirst als solcher angefaßt. Ihr habt mich morden wollen. Ihr habt Menschen gestohlen, um Lösegeld zu erpressen! Sag noch ein Wort, so werfe ich dich hier in das Wasser! Ich kann es verantworten, wenn ich es tue. Und nun auf mit dir! Und keinen Widerstand, sonst soll dich der Teufel reiten!“
Ich riß ihn auf und stieß ihn zum Pferd. Er knirschte mit den Zähnen, wagte aber kein Wort und keine Bewegung des Widerstandes. Damit er auf das Pferd steigen könne, ließ ich ihm die Füße frei, welche ich dann festband, als er im Sattel saß. Monteso tat dasselbe mit dem andern, welcher kein Wort sprach und ganz starr vor Entsetzen war. Wir führten die Tiere fort, hoben vorn an dem Gesträuch unsere Flinten auf und kehrten zu unsern Pferden zurück. Nachdem wir diese bestiegen hatten, ergriffen wir die Zügel unserer Gefangenen, und fort ging es im Galopp, der Estancia zu. Dort hatte sich das, was geschehen war, unter den Gauchos herumgesprochen. Als diese Leute uns mit den Gefangenen kommen sahen, empfingen sie uns mit Jubelrufen. Ich war gezwungen, sie versammeln zu lassen, um ihnen zu sagen, wenn der dritte Bolamann komme, sollten sie freundlich zu ihm tun und ihn ja nicht ahnen lassen, welch ein Empfang seiner warte. Die beiden Kerle wurden in eine Nebenstube geschafft und dort auf Stühle gesetzt und so an dieselben gebunden, daß sie weder Hände noch Füße, noch den Oberkörper zu bewegen vermochten. Dann erzählte Monteso. Der Frater hörte leuchtenden Auges zu. Als der Bericht beendet war, gab er mir die Hand und sagte:
„Señor, Sie sind der Mann, mit dem ich gern nach dem Gran Chaco gehen will. Wir werden uns verstehen und einander nicht im Stich lassen. Aber was soll nun mit den beiden Männern geschehen?“
„Zunächst müssen die vier Pferde in den Korral geschafft werden, damit der zurückkehrende Bote sie nicht sieht. Er würde sogleich ahnen, was geschehen ist, und die Flucht ergreifen.“
„Das sollte ihm nicht gelingen!“ meinte Monteso. „Herein läßt man ihn, aber nicht hinaus; dafür werde ich sorgen.“
„Haben Sie ein Gelaß, in welchem Sie die Gefangenen sicher aufbewahren können, Señor?“
„Mehr als eins. Eine Flucht ist unmöglich. Aber wie lange soll ich sie hierbehalten?“
„Das steht in Ihrem Belieben. Wollen Sie sie sofort der Behörde übergeben?“
„Soll ich das überhaupt tun?“
„Um ihrer Gefangenen willen wenigstens nicht sofort. Übergeben Sie die Kerle gleich heute der Behörde, so spricht sich die Sache schnell fort. Sie wissen ja, welche Flügel die Fama besitzt. Wir müßten gewärtig sein, der Major erführe es, ehe wir ihn erreichten. Dann würde er sich aus dem Staub machen.“
„Sie haben recht. Ich werde die Gefangenen hier einschließen, bis ich zurückkehre.“
„Das ist das beste. Dann können Sie je nach den Verhältnissen tun, was Sie für klug halten, können sie dem Strafrichter übergeben oder auch, um Scherereien zu entgehen, sie laufenlassen. Was uns aber jetzt betrifft, so müssen wir uns auf den Ritt machen, sobald wir den dritten festgenommen haben. Frater Hilario, ist Ihnen in Uruguay die Krokodilhalbinsel bekannt?“
„Nein. Ich glaubte, die beiden Ufer des
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