34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
jedenfalls die Waffen abgenommen; wir müssen ihnen andere mitbringen.“
Der Haziendero zeigte uns nun ein festes Gelaß, in welchem die drei Gefangenen bis zu seiner Rückkehr untergebracht und auf das strengste bewacht werden sollten. Als wir sie da hinunterschafften, erging der Lieutenant sich in allerhand Drohungen. Er blieb bei der Behauptung, daß seine Truppe nur aus Soldaten der Banda oriental bestehe und man uns infolgedessen für unser gewalttätiges Verhalten in hohe Strafe nehmen werde. Wir achteten aber nicht darauf.
Kurze Zeit später brachen wir auf. Es wurde ein Packpferd mitgenommen, welches den Proviant und allerlei Effekten zu tragen hatte. Da unser Unternehmen kein ungefährliches war, so verstand es sich ganz von selbst, daß die Damen den Estanciero nicht ohne große Besorgnis von sich ließen. Ich mußte seiner Frau und Tochter heimlich versprechen, über ihn zu wachen, damit er nicht zu viel wage und ihm infolgedessen ein Unglück geschehe. Ich konnte ihnen das nicht übelnehmen, obgleich sie damit indirekt sagten, daß ihre Sorge für uns andere nicht so groß sei, wie diejenige, welche sie um ihn hegten.
Wir waren vom Rancho her spät auf der Estancia angekommen; das auf der letzteren Erlebte hatte eine lange Zeit in Anspruch genommen, und so war ein bedeutender Teil des Nachmittags vergangen, als wir die Grenze der Besitzung Montesos hinter uns hatten. Wir waren, wie bereits erwähnt, acht Personen, der Estanciero, der Frater, ich und die fünf Yerbateros, welche ganz darauf brannten, ihren Kollegen und Anführer zu befreien. Wir mußten zunächst nach dem Rancho, um dort den Toten zu begraben, wie wir es versprochen hatten. Willkommenerweise lag diese Besitzung ziemlich in der Richtung, welche wir einzuschlagen hatten, so daß unser Zeitverlust nicht bedeutend werden konnte. Wir ritten ganz durch dieselbe Gegend, durch welche wir herzugekommen waren, und erreichten, da wir die Pferde tüchtig antrieben, den Rancho kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Dort erzählten wir, was geschehen war. Der brave Bürgli war darüber so erzürnt, daß er sich erbot, sich uns anzuschließen, um die Bolamänner bei der ‚Parabel‘ zu nehmen, wie er sich ausdrückte. Wir schlugen ihm die Erfüllung dieses Wunsches natürlich ab. Er konnte uns nicht verbessern, ganz davon abgesehen, daß seine Gegenwart auf dem Rancho nur schwer zu entbehren war.
Das Begräbnis fand noch am Abend statt unter Assistenz des von Montevideo geholten Priesters, dann nahmen wir Abschied von den lieben Leuten. Der Ranchero brachte uns trocken über den Fluß, denn er besaß ein Boot, welches an einer Stelle des Ufers untergebracht war, an welcher es von Fremden nicht so leicht entdeckt werden konnte. Ich mußte versprechen, ja wieder einzukehren, falls mein Weg mich wieder in diese Gegend führe. Möglich war es, daß wir mit dem Yerbatero und seinem Neffen zurückkamen; ebenso leicht aber konnte es geschehen, daß sich dieser sogleich bereit zeigte, die Reise nach dem Gran Chaco fortzusetzen. Überhaupt waren wir keineswegs Herren unserer Zukunft. Wir gingen ja einem Unternehmen entgegen, dessen Resultat keiner von uns wissen konnte.
Vom jenseitigen Ufer des Rio Negro an war der Frater unser Führer. Er glaubte, die Gegend besser als der Haziendero und selbst als die Yerbateros zu kennen und es stellte sich heraus, daß er recht hatte.
Der Mond schien so hell, daß der nächtliche Ritt keinerlei Beschwerde für uns hatte. Wir kamen an Ranchos, Estanzias und Haziendas vorüber, zuweilen auch an einem kleinen, bewohnten Ort, dessen Namen mir wohl genannt, von mir aber schnell vergessen wurde. Bei Anbruch des Tages hatten wir eine bedeutende Strecke zurückgelegt. Der Estanciero hatte für sich und die Yerbateros seine besten Pferde ausgewählt; das Tier, welches der Frater ritt, war ausgezeichnet, obgleich sein Aussehen nicht darauf schließen ließ, und mein Brauner hatte seine Schuldigkeit auch getan. Wir beiden letzteren hatten im Rancho unsere Pferde natürlich wieder umgetauscht. Jetzt wollten wir sie ein wenig ausruhen lassen und ihnen Wasser geben. Die Yerbateros hielten dies freilich nicht für nötig. Sie sagten, daß wir überall Pferde bekommen könnten, falls die unserigen abgetrieben seien. Ich drang aber durch, da auch der Bruder meiner Meinung war, daß die Pferde auch Geschöpfe Gottes seien und jeder brave Reiter ebenso auf sein Tier, wie auf sich selbst zu sehen habe.
Wir sahen uns nach einem Ort um, an
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