Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Petro verraten es nicht. Sie wissen auch, warum.“
    „Nun, warum?“
    „Das sagt Daya nicht.“
    „Auch nicht, wenn ich dir noch einen schönen Knopf gebe?“
    „Auch für den Knopf nicht!“
    „Aber warum auch dann nicht? Ich habe so schöne Knöpfe und du liebst sie ja!“
    „Petro hat es verboten.“
    „Richtig! So mußt du gehorchen. Das ist wahr. Aber befindet sich wirklich niemand hier?“
    „Nein.“
    „Willst du nicht lieber noch einmal nachschauen?“
    „Ich sehe nach, Bruder.“
    Sie verschwand. So still und bewegungslos wir standen, es war kein Laut, nicht das Rascheln eines Schilfhalmes zu hören. Dieses Weib war außerordentlich gewandt im Schleichen. Als sie nach ungefähr zwei Minuten zurückkehrte, meldete sie, daß kein Mensch vorhanden sei.
    „Gut, gehe nun in deine Hütte zurück!“ sagte ihr der Bruder.
    „Ja, ich kann nicht dableiben“, sagte sie; „ich muß Gift kochen. Soll ich wiederkommen?“
    „Nein. Wir kommen selbst, wenn es Tag geworden ist.“
    „Was tut ihr hier?“
    „Das wirst du später erfahren.“
    „Darf Petro wissen, daß ihr hier seid?“
    „Ja, Daya. Aber sage es ihm so, daß nur er allein es hört.“
    „Es wird niemand bei ihm sein, denn es ist kein Mensch da.“
    Sie huschte fort, und nun waren wir auf uns selbst angewiesen.
    „Nun, Señor, Sie wollten uns Ihre Vorschläge machen“, sagte der Estanciero zu mir. „Wir befinden uns jetzt bei der Halbinsel. Was sollen wir tun?“
    „Warten, bis sie kommen“, antwortete ich, „vorausgesetzt, daß sie wirklich noch nicht da sind.“
    „Diese Daya behauptete es doch!“
    „Ich traue ihr nicht.“
    „Sie tun ihr unrecht“, sagte der Bruder. „Ich kenne sie. Die Indianer sind ja alle listig und verschlagen, wenn es gilt, einen Weißen zu betrügen. Mich aber und meine Begleiter wird diese Frau niemals täuschen.“
    „Dennoch will ich mich lieber auf mich selbst verlassen. Ich werde die Halbinsel selbst untersuchen. Warten Sie hier! Ich lasse mein Gewehr da. Es würde mir hinderlich sein.“
    Wenn die Erwarteten sich hier befanden, so hatte ich es mit Bolamännern, aber nicht mit Apachen oder Sioux zu tun. Ich brauchte mir also keine Mühe zu geben, zumal es so dunkel war, daß ich mich nicht zu verbergen brauchte. Ich ging also aufrecht vor und suchte zunächst die Umrisse der Halbinsel kennenzulernen. Sie war schmal und lief auch nicht sehr weit in den Fluß hinein.
    Warum hatte man ihr den Namen der Krokodilhalbinsel gegeben? Es befand sich sicherlich kein einziges dieser Tiere auf ihr, denn sie hatte hohe Ufer, und Krokodile klettern nicht. Sie war mit Bäumen ziemlich dicht bestanden. Ich schritt von Baum zu Baum. Mein Auge war das Dunkel gewöhnt. Ich hätte die Kavalleristen sicher bemerkt, wenn sie dagewesen wären, aber sie waren eben wirklich nicht da.
    Als ich dieses Resultat den Gefährten brachte, sagte der Bruder:
    „Jetzt werden Sie zugeben, daß Daya ehrlich gewesen ist.“
    „Dennoch möchte ich noch zweifeln. Die Bolaleute müssen hier sein. Und ferner sage ich mir, daß sie da, wo sie sind, auch ihre Pferde haben werden und daß die Stelle, an welcher sie sich befinden, zum Übersetzen geeignet sein muß.“
    „Dieser Ansicht bin ich auch. Sie müssen sich bereithalten, in jedem Augenblick an das andere Ufer zu gehen. Dazu scheint aber diese Stelle gar nicht passend zu sein.“
    „Auch Pferde können hier nicht gestellt werden. Ich werde wirklich ganz irre.“
    „Warten wir, bis der Mond kommt! In einer halben Stunde ist er da. Dann können wir uns leichter orientieren als jetzt.“
    Wir setzten uns, so gut es eben ging, in das Schilf nieder und warteten. Nichts, gar nichts regte sich rund um uns her, und nur zuweilen hörten wir das Wasser des Flusses am Ufer gurgeln. Auch wir schwiegen. Die Augenblicke der Entscheidung waren nahe, und in solcher Lage wird der Mensch am liebsten wortkarg.
    Eine Viertelstunde verging und noch eine. Der Mond kam herauf, aber wir sahen ihn nicht. Sein Licht färbte die Oberfläche des Flusses, daß sie wie flüssiges Silber erglänzte. Nun konnten wir unsere Umgebung deutlich sehen.
    Blickten wir über die Bucht hinüber, so bemerkten wir, daß der Strom durch einzelne Inseln eingeengt wurde, jedenfalls ein schlechter Punkt zum Übergang über den Fluß, da das Wasser zwischen den Inseln eine doppelte Schnelligkeit erhielt, welcher die Pferde wohl kaum widerstehen könnten. Gerade vor uns hatten wir das Wasser der Bucht, links lag die

Weitere Kostenlose Bücher