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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herauszuangeln, nicht wahr, Herr! Und meine Fäuste –“

Er hob sie empor und blickte sie wehmütig an. Ja, das waren Fäuste! Für diese Größe und Stärke hätte er keine passenden Glacehandschuhe bekommen, denn Handschuhe Nummer sechsunddreißig werden meines Wissens in keiner Fabrik der Welt gefertigt. Er schüttelte den Kopf, sah mich betrübt an und fuhr dann fort:
    „Herr, ja meine Fäuste, auf die halte ich große Stücke, denn ich brauche sie gar notwendig. Glauben Sie es mir oder nicht, mit diesen Fäusten schleppe ich einen Buganker zweimal längs der Reling um das ganze Deck, und wo ich sie nur hinlege, ohne groß zuzuschlagen, da wächst weder Reseda noch Ranunkel wieder. Darum ist es jammerschade, daß ich sie heute nicht in Gebrauch nehmen konnte; ich kam nicht recht dazu, denn es ging alles zu schnell. Einige Beulen werde ich wohl gequetscht haben, doch sind sie jedenfalls von keiner Bedeutung. Wenn man sich nicht sehr in acht nimmt, so greift man diese zarten La-Plata-Leute gleich durch und durch. Und geradezu zerdrücken wollte ich doch keinen.“
    Er schob ein Stück Fleisch in den Mund, welches wenigstens ein viertel Pfund wog, schüttelte abermals den Kopf und kaute ruhig weiter. Die Bekanntschaft war gemacht; was sollte da sonst noch viel gesprochen werden. Turnerstick fragte mich:
    „Gefällt er Euch, Charley?“
    „Sehr!“ nickte ich.
    „Ist mein liebster Mate, der Larsen. Ein Kerl aus Eisen und Buttermilch, so fest und doch so zart von Gemüt. Nun aber sagt mir, wie es Euch seit unserer Trennung ergangen ist, und was Ihr eigentlich hier in dieser traurigen, dummen Gegend wollt!“
    „Davon später, wenn's Euch beliebt, Capt'n. Für jetzt ist's von größerem Vorteil zu wissen, wie Ihr dazu gekommen seid, der Gefangene dieser Leute zu werden.“
    Er kratzte sich hinter dem Ohr, zog ein verlegenes Gesicht und antwortete.
    „Grad so, wie mein ‚The Wind‘ in das Loch gekommen ist, was sie da unten in Buenos Aires einen Hafen nennen – ohne eigentliche Absicht von mir. War nach Bahía in Ballast gekommen und erhielt Ladung nach Buenos Aires – schlechter Hafen, dieser Froschteich! Wollte neue Ladung nehmen, wußte aber nicht, was. Hörte da von den Produkten von Rio Grande do Sul, welche auf dem Uruguay verschifft werden, kostbare Holzarten, Paraguaytee, Kupfer, Zink, Bergkristalle, Achate, Jaspis und anderes. Wollte das selber sehen und machte mich per Dampfer nach da oben. Bin bis zum Salto Grande gekommen und habe Fracht bestellt. Wollte wieder hinab nach Buenos, hatte aber Lust, mir die Gegend etwas genauer zu betrachten, und setzte mich also mit meinem Mate auf das Floß, welches heute hier anlegte. Sind wohl fünf Tage lang auf demselben geschwommen, wie die Fliege auf dem Gurkenblatt.“
    „Und hier wurdet Ihr überfallen?“
    „Well! Sogar sehr. Wir lagen in der Koje, was diese Leute hierzulande eine Cabaña, eine Bretterhütte nennen, als das Floß anlegte. Was ging uns das an? Wir rauchten ruhig weiter und blieben liegen, denn morgen schwammen wir wieder fort. Da erhob sich auf dem Vorderdeck, wollte sagen, auf dem Vorderteil des Floßes ein Heidenspektakel, und eben als ich den Kopf aus dieser Cabaña stecken wollte, bekam ich einen Klaps auf denselben, daß ich ihn schleunigst zurückzog. War gar nicht überhöflich von diesen Leuten. Well! Dann krochen einige Kerle zu uns herein, welche sagten, wir dürften nicht weiter, wir müßten morgen und übermorgen hier vor Anker bleiben. Darauf gingen wir nicht ein, denn wir hatten das Passagegeld bezahlt, nicht aber sie. Sie wurden grob, und darum multiplizierten wir sie hinaus und krochen ihnen nach, um ihnen für den Klaps, den ich bekommen hatte, noch einen Extragrog zu geben. Aber alle Wetter, wir hatten geglaubt, es seien so zehn, fünfzehn oder zwanzig; aber Prosit die Mahlzeit, es waren über die fünfzig! Sie ließen uns gar nicht Zeit, ihre Gesichter einzeln auszuluven, sondern sie fielen gleich über uns her, bevor wir noch recht aus der Hütte waren. Wir bekamen keinen rechten Platz zum Zuschlagen und wurden von ihnen und mit ihnen nur so hin und her gewickelt, bis sie uns in ihren verteufelten Riemen hatten, was sie hierzulande Lasso oder Bola nennen. Aber einige Knüllen, Schrammen, Risse und sonstige Kleinigkeiten haben wir ihnen doch verehrt. Wir selbst sind mit heiler Haut davongekommen. Dann strickte man uns förmlich in Riemen ein und schaffte uns auf die Landzunge, die man hier vielleicht das

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