34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
glücklich aus der vom Mond beschienenen Fläche in den dunkeln Bereich derselben. Nur zwei Männern konnte ich Hilfe bringen; die andern waren mir fern. Ihnen mit dem Messer die Riemen durchschneidend, forderte ich sie auf, mir schleunigst nachzurennen, und kehrte um.
Die zwei kamen hinter mir her und wahrhaftig, sie hatten Flinten in der Hand. Sie waren so geistesgegenwärtig gewesen, die Gewehre der Wachen aufzunehmen.
„Heigh-day! Qué alagria!“ sagte der eine von ihnen, als sie bei mir ankamen, in englischer und spanischer Sprache. „Das war brav! Ich sah Sie kommen. Rief dann dem Steuermann zu, nach der alten Schlüsselbüchse zu greifen, die am Baum lehnte. Ist Rettung in großer Not. Wohin jetzt, Sir? Wer seid Ihr, und wohin gehört Ihr, Señor?“
Diese Stimme mußte ich schon früher gehört haben; aber welchem Bekannten konnte ich hier an diesem Ort und unter diesen Umständen begegnen? Ich hatte auch keine Zeit, auf ihn zu achten. Ich sah nur, daß er einen Panamahut mit fürchterlich breiter Krempe trug, unter welcher sein Gesicht verschwand, und antwortete ihm:
„Nur immer mir nach, und zwar schnell!“
Ich nahm mir nicht Zeit, dem Major den Säbelriemen aufzuschnallen; ich schnitt ihn einfach durch, riß den Mann in die Höhe und stieß ihn wieder vor mir her.
„Alle Teufel!“ meinte der Breitkrempige. „Das ist der General dieser Spitzbuben! Da habt Ihr einen herrlichen Lachs gefangen. Werde ihn mit in den Hafen bugsieren!“
Er faßte den Major am andern Arm, und dann ging es mit verdoppelter Geschwindigkeit vorwärts, genau denselben Weg zurück, den ich gekommen war, bis wir das Versteck erreichten, in welchem die Gefährten auf mich warteten.
Da sie anstatt einen Mann vier Männer kommen sahen, schöpften sie Verdacht. Sie sprangen auf und griffen nach ihren Waffen.
„Bleiben Sie sitzen, Señores!“ rief ich ihnen zu. „Sie haben nichts zu befürchten. Ich bin es!“
„Sie? Gott sei Dank!“ antwortete der Bruder, indem er mir entgegentrat. „Wir hatten bereits große Sorge um Sie. Wen bringen Sie denn da mit?“
„Zwei Gefangene, welche ich befreit, und einen Freien, den ich gefangengenommen habe.“
„Die beiden Fremden vom Floß!“ rief der Indianer.
„Der Major!“ rief der Bruder.
„Ja, der Major“, antwortete ich. „Ich habe den Señor ersucht, Ihnen seinen Besuch zu machen, und da ich annehmen mußte, daß er nicht gleich dazu bereit sein werde, kam ich seinem Widerstand zuvor, indem ich ihn band.“
„So haben wir gewonnen; so haben wir gewonnen!“ jubelte der Estanciero. „Nun müssen die Kerle meinen Bruder und meinen Sohn gegen diesen Mann auslösen!“
„Nicht so laut, Señor!“ bat ich. „Wir haben noch keine Veranlassung, wissen zu lassen, daß wir hier sind und wo wir uns verborgen haben. Ich vermute, daß man nach diesen drei Personen suchen wird. Hier könnte man uns leicht finden. Petro Aynas, haben Sie keinen Ort, wo wir die Nacht zubringen und ein Feuer brennen können, ohne gesehen zu werden?“
„Ich weiß einen. Kommen Sie! Wie freue ich mich, daß die Sache so glücklich abgelaufen ist!“
Er führte uns durch schilfige Stellen, über mooriges Grün, durch dichtes Gebüsch bis an einen Platz, wo wir zu unserer Überraschung unsere Pferde stehen sahen. Er hatte während meiner Abwesenheit über alles Aufklärung erhalten und also auch erfahren, daß wir bei seinem Weib gewesen waren und ihr unsere Pferde übergeben hatten.
Der Platz war ausgezeichnet zum Lagern. Er wurde von Laubbäumen überdacht und ringsum von Büschen umgeben. Ein kleines Wasser floß dem Strom zu. Die lästigen Mücken konnten wir durch Feuer vertreiben, welches wir anzündeten.
Kaum hatte es begonnen, seinen Schein zu verbreiten, so tat der Breitkrempige einen Sprung auf mich zu und schrie:
„Heavens! Ist es die Möglichkeit? Ihr seid es, Charley, Ihr? Kommt in meine Arme, in alle meine Arme! Schnell, schnell!“
Er riß den Hut vom Kopf, so daß ich sein Gesicht erkennen konnte, schlang die Arme um mich und drückte mich an sich, als ob es seine Absicht sei, mich und sich zu gleicher Zeit zu zermalmen.
Man denke sich mein Erstaunen: Es war mein alter Turnerstick, mein alter Kapitän Frick Turnerstick, der originelle Seebär und Sprachkünstler, mein Gefährte in China und Bekannter schon von früher her! Meine Verwunderung war ebenso groß wie meine Freude über dieses so ganz unerwartete Wiedersehen, doch hatte ich augenblicklich keine Zeit, die
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