34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Vorgebirge der Prügeleien nennt. Dort wurden wir wenigstens von der Übermasse der Riemen befreit und nur so an die Bäume gebunden, daß es Euch gelang, uns mit zwei Schnitten wieder flottzumachen. Werde Euch das nicht vergessen, Sir! War zwar keine gefährliche Situation, aber verteufelt unangenehm.“
„Wie steht es mit Eurem Eigentum? Hat man Euch in dieser Beziehung geschädigt?“
„Nein, obgleich man große Lust dazu zu haben schien. Aber Frick Turnerstick ist nicht dasjenige Mannskind, welches sich so leicht den Kopf barbieren läßt. Habe ihnen gar keine Haare gezeigt. Hatte im Beutel nur einige Papiere, welche sie in dieser gesegneten Gegend ‚Taler‘ schimpfen. Das andere ist versteckt, ausgezeichnet versteckt, so daß ich selbst es nicht zu finden vermöchte, wenn ich nicht wüßte, wo es steckt. Die Taler haben sie mir freilich abgenommen. Mögen sie immerhin behalten. Will sie ihnen gern als Almosen lassen. Aber, Sir, was hat nun zu geschehen? Bin zwar nicht sehr pressiert, möchte aber doch gern so bald wie möglich nach Buenos Aires, und mich nicht in diesen Sumpf setzen, um das Fieber zu bekommen.“
„Hoffentlich könnt Ihr bereits morgen fort von hier.“
„Wird die Bande das Floß freigeben?“
„Ich denke es. Wenn sie es nicht gutwillig tut, werden wir sie dazu zwingen.“
„Wohl dadurch, daß Ihr nur unter dieser Bedingung den Major freigebt?“
„Ja.“
„Hm! Die Sache hat aber doch einen Haken. Gesetzt den Fall, Ihr gebt den Offizier frei und erhaltet dafür die Gefangenen heraus und die Erlaubnis für uns, mit dem Floß in See zu stechen, so seid Ihr doch nicht eher sicher, als bis die Kerle fort sind, hinüber an das andere Ufer. Ist das richtig?“
„Ja.“
„Ihr müßt also dafür sorgen, sie so bald wie möglich loszuwerden. Das kann aber eben nur mit Hilfe unseres Floßes geschehen. Ferner kalkuliere ich, daß auch dem Major daran liegen wird, schnell von hier zu verschwinden. Er wird dazu eben auch unser Floß benutzen wollen. Ich kann also die Sache betrachten, wie ich will, so kommt nur das heraus, daß die Bolamänner mit Hilfe unseres Floßes über den Fluß setzen. Dagegen aber muß ich Einsprache erheben.“
„Warum?“
„Weil diese Entscheidung mir großen Schaden machen würde. Es würde da einer von zwei Fällen eintreten. Entweder die Kerle fahren ohne mich über; dann ist das Floß für mich fort, denn es kann nicht wieder zurück. Oder ich fahre mit Larsen gleich mit; dann falle ich den Kerlen in die Hände, und sie nehmen Rache an mir. Ich kann also auf keinen Fall zugeben, daß sie unser Floß benutzen. Das wird Euch freilich nicht sehr lieb sein.“
„Es wird sich wohl ein Ausweg finden lassen. Vielleicht kommt am Morgen ein anderes Floß vorüber, welches diese Leute benutzen können.“
„Das ginge wohl an. Oder – hm, ich glaube, es wird am besten sein, wenn ich es ihnen dennoch lasse und lieber hier warte, bis ein Dampfer talwärts kommt. Es ist ja in diesem guten Land Sitte, daß man nur vom Ufer aus zu winken braucht, um aufgenommen zu werden.“
„Das rate ich Euch an, Capt'n, denn durch diesen Entschluß vermeiden wir alle Unbequemlichkeiten für uns und jede Gefahr für Euch.“
„Richtig! Also mögen sie mit dem Floß abdampfen; ich warte auf den nächsten Dampfer oder das nächste Schiff, welches mich aufnehmen wird. Wo aber wollt Ihr von hier hin, Sir?“
„Das kommt auf den Ausgang an, welchen das gegenwärtige Abenteuer nimmt. Ich kann nicht eher einen Entschluß fassen, als bis ich mit dem Yerbatero gesprochen habe, welcher jetzt noch gefangen ist.“
„Wollt Ihr nicht mit nach Buenos Aires? Zwar ist der Hafen miserabel; aber wir könnten doch ein wenig beisammen sein, um über vergangene Zeiten zu sprechen.“
„Da hinab komme ich wohl nicht. Ich will nach einer ganz andern Richtung.“
„Wohin denn, wenn ich fragen darf?“
„Nach dem Gran Chaco und dann durch die Pampa hinüber nach Tucuman.“
„Hm!“ brummte er dann nachdenklich. „Eigentlich beneide ich Euch, Sir. Habe mir oft gewünscht, auch einmal so einen Ritt durch diese Pampa zu machen, doch fehlt mir die Gelegenheit. Bevor die Ladung für meinen ‚Wind‘ beisammen ist, kann eine lange Zeit vergehen, die ich dazu benutzen könnte, einmal einen wilden Gaucho aus mir zu machen. Wenn ich nicht erst nach Buenos Aires müßte, würde ich sagen, daß ich Euch begleite.“
„Versteht Ihr die Sprache des Landes.“
„Ausgezeichnet! Ich spreche
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