34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
groß sein; aber zu einem Aufstand gehören, wenn er glücken soll, Millionen!“
„Nun, so raubt er sich eben so viel, wie er braucht, zusammen. Wir haben ja selbst gesehen, daß er seine Spitzbuben sogar über die Grenze schickt, um Pferde zu stehlen. Und Geld stiehlt er auch, wie wir jetzt beschwören können.“
„Hat der Major auch Ihnen alles abnehmen lassen?“
„Alles, alles! Unsre Taschen sind vollkommen leer. Das viele Geld, welches mein Bruder bei sich hatte, ist auch fort.“
„Nur das meinige nicht!“ lachte Frick Turnerstick leise.
„Ihr habt es noch, Capt'n?“ fragte ich ihn.
„Yes! Habe euch ja bereits gesagt, daß es so gut verstaut ist, daß ich selbst es nicht finden würde, wenn ich es mir nicht gemerkt hätte, wo es steckt. Bin noch niemals auf die Nase gefallen gewesen!“
„Sagt einmal, Ihr seid doch gut in New York bekannt?“
„Will's meinen.“
„So will ich einmal sehen, ob Ihr vielleicht einen Mann dort kennt, welcher uns aus der Falle helfen soll.“
„Das wäre ein Hauptkunststück! Was ist denn der Mann?“
„Exporteur.“
„Also Seetransport! Wo hat er sein Geschäft?“
„Auf dem Exchange-Platz. Er arbeitet in allen möglichen Geschäften, ohne viel nach den Klar-Papieren zu fragen, und heißt –“
„Hounters etwa?“ unterbrach mich der Kapitän schnell.
„Ja, William Hounters.“
„Der also, der! Sir, den kenne ich freilich wie meine eigene Hand.“
„Habt Ihr Geschäft mit ihm gehabt?“
„Einige Male, bin aber dann nicht wieder zu ihm gekommen. Der Mann war zu sehr pfiffig und zu wenig ehrlich. Soll dieser Kerl es etwa sein, auf den Ihr euch verlaßt?“
„Ja.“
„So bleiben wir in der Buttermilch kleben, Sir! Wer uns befreien soll, der muß doch anwesend sein!“
„Ist nicht nötig, wenigstens in diesem Fall nicht. Die Hauptsache ist, daß Ihr in dieselbe Trompete blast wie ich.“
„Gebt sie nur her! Blasen werde ich schon.“
„Schön! Zunächst ist nur nötig, daß Ihr zwar sagt, daß Euer Schiff in dem Hafen von Buenos Aires liegt, was Ihr aber für eine Fracht habt, darüber dürft Ihr kein Wort verlieren. Ihr müßt so tun, als ob das Euer größtes Geheimnis sei.“
„Warum?“
„Davon später. Ihr wißt eigentlich selbst nicht, was in den Kisten und Fässern steckt, welche ich bei Euch verstaut habe.“
„Ihr?“ fragte er verwundert.
„Ja. Ich bin mit Euch von New York gekommen, direkt von New York. In Montevideo habt Ihr mich an das Land gesetzt und seid dann nach Buenos gegangen, um mich dort zu erwarten.“
„Aber Sir, von dem allem begreife ich kein Wort!“
„Ist auch gar nicht nötig. Ihr seid von New York halb in Ballast abgesegelt. Die Fracht besteht fast nur aus meinen Kisten und Fässern, welche eben dieser William Hounters verfrachtet hat. Mich hat er als Superkargo mitgegeben, und Ihr habt von ihm die Weisung erhalten, daß Ihr Euch in allen Stücken nach mir richten müßt.“
„Jetzt wird der Storch ein Elefant, Sir! Das sind ja lauter Sachen, die mir wie Raupen im Kopf herumkriechen.“
„So eine Raupe kann zum schönsten Schmetterling werden; paßt nur auf! Also ich bin in Montevideo ans Land gestiegen und habe nach ungefähr einer Woche in Buenos Aires wieder mit Euch zusammentreffen wollen. Die Zeit ist Euch zu lang geworden, und so seid Ihr den Uruguay aufwärts gegangen, um zu sehen, ob Ihr da Rückfracht finden könnt. Dabei sind wir ganz unerwarteter Weise hier zusammengetroffen.“
„Sir, ist das wirklich Euer Ernst? Diesen Unsinn soll ich jemandem weismachen? Man wird ihn nicht glauben!“
„Man wird ihn nur zu gern glauben. Ja, man wird außerordentlich erfreut sein, diesen Unsinn zu hören.“
„Und wem soll ich das sagen?“
„Keinem andern Menschen, als nur Lopez Jordan allein.“
„Aber, den kenne ich nicht! Mit ihm habe ich ganz und gar nichts zu tun!“
„Bisher nicht; aber wir werden sehr wahrscheinlich mit ihm zu tun bekommen. Nur ihm sagt Ihr das. Gegen jeden andern hüllt Ihr Euch in ein geheimnisvolles Schweigen. Und wenn Ihr es ihm sagt, muß auch ich dabei sein. Ihr dürft ihm nur in meiner Gegenwart dieses Geheimnis verraten, weil wir danach trachten müssen, daß wir bei jedem Verhör alle beisammen sind. Einer muß hören, was der andere sagt, damit keiner sich versprechen kann. Dadurch sorgen wir auch dafür, daß wir nicht so bald getrennt werden. Weiß einer von euch nicht, was und wie er antworten soll, so muß er den Betreffenden an mich
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