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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Haus, jedenfalls um seine Meldung zu machen. Die andern blieben zu Pferd und behielten uns in ihrer Mitte. Erst nach Verlauf von wohl einer halben Stunde kehrte der Major zurück. Sein Gesicht sah streng und verschlossen aus.
    „Herab mit ihnen!“ gebot er. „Bringt sie herein!“
    Wir wurden an den Beinen losgebunden und in das Innere des Hauses geführt. Dort standen einige Kerle, welche eine Tür öffneten, die in einen selbst jetzt am Tag völlig dunkeln Raum führte. Da hinein steckte man uns, und dann wurde die Tür hinter uns verriegelt.
    „Da also werfen wir Anker!“ sagte Frick Turnerstick. „Verteufelt schlechter Hafen! Fast noch schlechter als die Pfütze in Buenos Aires, wohin ich eigentlich wollte und nicht gekommen bin. Mein Kurs ist ein ganz anderer geworden. Bin neugierig, was man nun mit uns anfangen wird. Jetzt aber die Hände frei! Werde zunächst die Riemen zerreißen. Habe es bisher nur aus Vor- und Rücksicht nicht getan.“
    „Unterlassen Sie das!“ bat ich ihn. „Sie verwunden sich doch nur selbst. Die Riemen dringen in das Fleisch. Wir knüpfen uns gegenseitig die Riemen auf.“
    „Wie ist das möglich? Wir haben ja alle die Hände auf dem Rücken. Ja, wenn wir sie vorn hätten!“
    „Ist ganz dasselbe. Der Yerbatero ist kleiner als ich. Er mag sich Rücken an Rücken zu mir stellen. Auf diese Weise bekomme ich wohl die Knoten seiner Riemen in die Finger. Wollen sehen, ob ich sie aufknüpfen kann.“
    Das Vorhaben gelang, allerdings erst nach einiger Anstrengung. Dann löste der Yerbatero mir meine Riemen, und nun machten wir beide auch die andern los.
    „So!“ rief der Kapitän. „Mag nun kommen, wer es auch sei, ich gebe ihm eins auf die Nase, daß er zu Grund fährt!“
    „Das werdet Ihr hübsch bleiben lassen!“ warnte ich. „Mit Gewalt ist hier nichts zu erreichen. Ihr habt gesehen, daß sich wohl über tausend Soldaten hier in der Nähe befinden.“
    „Aber, warum habt Ihr uns da losgebunden?“
    „Weil wir wohl baldigst vor einen höhern Offizier geführt werden, vor welchem ich nicht gefesselt erscheinen mag.“
    „Pah! Man wird Euch wieder binden!“
    „Das mag man bleiben lassen. Ich ersuche Sie alle, Señores, keine Unvorsichtigkeit zu begehen. Wir würden uns damit nur schaden. Wieder binden werden wir uns freilich nur dann lassen, wenn es gar nicht zu umgehen ist. Im übrigen aber widersetzen wir uns nicht. Befindet Lopez Jordan sich hier, so verspreche ich Ihnen, daß wir bald frei sein werden.“
    Die Füße waren uns nicht wieder zusammengebunden worden, so daß wir uns jetzt frei bewegen konnten. Wir untersuchten unser Gefängnis. Es bestand aus den vier nackten, kahlen Wänden; auch der Boden war nur Erde. Wir ließen uns nieder und warteten der Dinge, die da kommen sollten. So vergingen einige Stunden. Dann wurde die Tür aufgeriegelt und es erschien der Major und ein schäbig angekleideter Soldat.
    „Der Deutsche mag kommen!“ sagte er.
    „Ich allein?“ fragte ich.
    „Ja.“
    Schnell flüsterte ich dem Yerbatero zu:
    „Schlingen Sie mir einen Riemen um die Hände, doch so, daß ich ihn leicht aufreißen kann!“
    Ich legte die Hände auf dem Rücken zusammen. Es war dunkel bei uns, so daß der Major nichts sah.
    „Nun, schnell!“ gebot er. „Zum General!“
    „Was soll ich dort?“
    „Das werden Sie hören.“
    „Warum ich allein und nicht auch meine Kameraden mit?“
    „Das geht Sie nichts an. Vorwärts!“
    Da der Yerbatero indessen fertig geworden war, so gehorchte ich jetzt. Es sah ganz so aus, als ob ich noch gefesselt sei. Nun erst konnte ich sehen, daß der Major noch vier Soldaten draußen bei sich hatte, welche mich in ihre Mitte nahmen.
    Gegenüber unsrer Tür wurde eine andre geöffnet. Wir traten in eine Stube, in welcher es sehr kriegerisch aussah. Soldaten hockten am Boden und spielten mit Karten oder Würfeln. Waffen aller Art standen umher. Überall lagen, als ob es geschneit hätte, weiße Zigarettenstummel, und eine Luft war hier, als ob man sich in einem Pesthaus befände. Durch diese Stube kamen wir in eine zweite, in welcher eine etwas, wenn auch nicht viel bessere Luft war. Ein Tisch stand da, auf demselben eine Öllampe. Neben demselben befanden sich mehrere Schemel, auf denen Männer saßen, welche ihrem stolzen Gebaren nach Offiziere sein mußten. Abzeichen ihres Ranges konnte ich nicht entdecken.
    Vor hier aus gelangten wir in einen dritten Raum, den feinsten von allen. Da standen zwei Tische, einer am Fenster,

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