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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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danach, weil mir dies gleichgültig sein kann. Wohl aber muß ich fragen, welch ein Recht Sie haben, mich einen Halunken zu nennen. Kennen Sie mich? Haben Sie bereits untersucht, weshalb ich vor Ihnen stehe? Können Sie sagen, daß man Sie nicht belogen habe? Die Halunken sind diejenigen, welche mich hierher brachten, und ich verlange von Ihnen die Bestrafung derselben!“
    Ich hatte das so schnell hervorgebracht, daß es unmöglich gewesen war, mich zu unterbrechen. Ganz unbeschreiblich waren die Gesichter, welche mir entgegenstarrten. Der General sah aus, als ob er ein Dutzend Ohrfeigen erhalten habe, ohne zu wissen, woher sie gekommen seien. Daß ich mich in dieser Weise benahm, war keineswegs zu viel gewagt von mir. Ich wußte sehr genau, was ich wollte. Vor diesen vier Männern brauchte ich mich nicht zu fürchten. Ein schneller Blick rundum hatte mir gleich bei meinem Eintritt die Situation klargemacht. Die Fenster waren so klein, daß niemand durch dieselben heraus oder herein konnte. Die Tür hatte den Riegel nach innen. Der General war ganz unbewaffnet, sein Säbel hing an der Wand. Und die beiden Offiziere trugen nur ihre Degen, weiter nichts. Und der Major? Nun der stand mir eben recht.
    Nachdem sie mich eine Weile angestarrt hatten, sagte der General, nach dem Fenster gewendet:
    „Setzen Sie sich wieder nieder, Señores! Der Mann ist verrückt. Man kann ihm nichts übelnehmen. Wollen aber doch einmal hören, welchen Unsinn er vorbringt.“
    „Bitte!“ fiel ich ein. „Darf ich nicht vielleicht vorher hören, welcher Unsinn gegen mich vorgebracht worden ist?“
    „Nein, mein Bester, das ist nicht nötig. Ich habe nicht Lust, diese Geschichte zweimal anzuhören. Beantworten Sie einfach folgende Fragen: Haben Sie sich an dem Major Cadera vergriffen?“
    „Ja, nachdem er sich an mir vergriffen hatte.“
    „Kennen Sie einen gewissen Señor Esquilo Aníbal Andaro?“
    „Ja.“
    „Wo lernten Sie ihn kennen?“
    „In Montevideo.“
    „Bei welcher Gelegenheit?“
    „Er hielt mich für den Obersten Latorre.“
    „Weiß schon, weiß! Sie haben dem Major den Degen zerbrochen, ihn gestern abend gefangen genommen und ihm sein Geld geraubt?“
    „Ja.“
    „Das ist genug. Weiter brauche ich nichts zu wissen. Treten Sie einmal an das Fenster und sehen Sie hinaus!“
    Ich gehorchte dieser Aufforderung.
    „Was sehen Sie?“
    „Zwölf Soldaten, welche vor der Tür aufmarschiert sind.“
    „Womit sind sie bewaffnet?“
    „Mit Gewehren.“
    „Sie werden die zwölf Kugeln dieser Gewehre binnen zehn Minuten im Kopf oder im Herzen haben. Sie werden erschossen!“
    Es war ihm Ernst mit diesen Worten. Ich kehrte vom Fenster nach der Tür zurück, stellte mich dort neben den Major und sagte:
    „Señor, Sie sagen da ein leichtes Wort, dessen Bedeutung für mich sehr schwer ist. Ich habe zwar Ihre Fragen beantwortet, aber diese Fragen behandeln Tatsachen, welche aus dem Zusammenhang gerissen sind und also anders erscheinen, als sie beurteilt werden müssen. Ich habe nichts getan, wofür ich auch nur einen Verweis verdient hätte, am allerwenigsten aber habe ich mich eines todeswürdigen Verbrechens schuldig gemacht. Und selbst wenn dies der Fall wäre, hätte ich das Recht, zu verlangen, von einem ordentlichen, zuständigen Gericht abgeurteilt zu werden!“
    „Das ist geschehen. Diese beiden Herren waren die Beisitzer, ich war der Vorsitzende des Gerichtes. Das genügt.“
    „Ah so! Und mein Verteidiger?“
    „Ist nicht nötig.“
    „Nicht! Und ich selbst, der Angeklagte? Wo war ich während des Verhöres?“
    „Wir brauchten Sie nicht. Es herrschen hier Ausnahmezustände. Sie haben sich an einem unserer Offiziere vergangen. Sie werden erschossen!“
    „So gibt es keine Appellation gegen dieses Urteil?“
    „Nein. Ich habe vom Generalísimo Generalvollmacht.“
    „Und wie ist der Name dieses hohen Señorissimo?“
    „Lopez Jordan.“
    „Jordan! Ist es dieser, so verlange ich, mit ihm sprechen zu dürfen.“
    „Er ist nicht hier. Und selbst wenn er anwesend wäre, würde ich diese Bitte nicht erfüllen dürfen. Ich kann ihn nicht mit solchen Dingen belästigen.“
    „Und was geschieht mit meinen Gefährten?“
    „Sie werden den Truppen eingereiht.“
    „So sage ich Ihnen, daß ich an Lopez Jordan eine höchst wichtige Mitteilung zu machen habe.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Ohne diese Mitteilung ist das Gelingen seines Pronunciamiento eine Unmöglichkeit!“
    „Jeder Verurteilte behauptet, eine

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