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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verkehrt, auch morden. Keine Partei schont die andere. Machen Sie sich so schnell wie möglich fort! Ich mag mit Ihnen nichts mehr zu tun haben.“
    „Gut, so werde ich gehen. Aber haben Sie nicht eine Person bei sich, welche mir helfen kann, den Bravo nach der Polizei zu schaffen?“
    „Was denken Sie! Das wäre die größte Dummheit, welche ich begehen könnte. Selbst wenn ich tausend Diener hätte, würde ich Ihnen keinen einzigen von ihnen zur Verfügung stellen. Ich bin viel zu klug, als daß ich etwas tun könnte, was die Rache der Bravos gegen mich herausfordern würde. Lassen Sie ihn liegen und – Gott sei Dank, da kommt mein Frauchen! Sie bringt Licht, und nun kann mir nichts mehr geschehen. Laufen Sie, laufen Sie! Es ist das allerbeste, was Sie tun können!“
    Ich sah einen Lichtschein hinter dem Türgitter und hörte eine scheltende weibliche Stimme. Der gute Organista verschwand. Vielleicht erwartete ihn ein zarter Verweis wegen nächtlicher Ruhestörung. Ich wandte mich zu dem Bravo.
    Da mußte ich erkennen, daß mein unnötiges Geschwätz mit dem Kleinen eine Dummheit gewesen war, denn noch war ich nicht ganz bei dem vermeintlich Bewußtlosen, so sprang er plötzlich auf. Er mochte eben in diesem Augenblick die volle Besinnung wieder erlangt haben und schnellte sich nach der Stelle hin, an welcher sein Messer lag. Ich mußte ihm zuvorkommen, denn ich war nicht bewaffnet, und wenn er das Messer erreichte, so konnte er mir wenigstens eine Wunde beibringen. Ich tat also einen raschen Sprung nach der betreffenden Stelle hin, welche mir näher lag als ihm, und streckte zu gleicher Zeit den Arm nach ihm aus. Er warf sich zur Seite, so daß ich ihn nicht fassen konnte, sprang einige Schritte zurück, erhob drohend die Faust und rief mir zu:
    „Später werde ich besser treffen!“
    Dann rannte er fort, nicht in das Gäßchen hinein, durch welches er sich herbeigeschlichen hatte, sondern in die entgegengesetzte Richtung, in welcher das freie Feld lag.
    Ich hätte ihn wohl ergreifen können, hatte aber davon abgesehen, weil es große Anstrengung erfordert hätte, ihn zu transportieren, und ich konnte dem Organista nicht ganz Unrecht geben, nach dessen Versicherung es überhaupt geraten war, den Bravo laufen zu lassen. Da ich nun wußte, daß man es von irgendeiner Seite auf mich abgesehen hatte, bedurfte es nur der nötigen Vorsicht, mich vor ähnlichen Überfällen zu bewahren.
    Ich hob das Messer auf und ging durch das Gäßchen zurück, natürlich langsam und sorgfältig acht gebend, ob sich vielleicht noch jemand da befinde. Kein Mensch war zu sehen. Dann wandte ich mich nach links, nach Quinta Tupidos zu, ging aber auf der Mitte der breiten Straße, wo der helle Mondschein mir erlaubte, das Terrain scharf zu überblicken.
    An meinem Ziel angelangt, schob ich das Messer in die Tasche. Ich stand an der Tür eines schmalen Vorgartens, hinter welchem die Villa lag. Rechts sah ich den Klingelzug und links ein Messingschild, dessen Inschrift mir sagte, daß ich an der richtigen Stelle sei. Ich klingelte.
    „Wer ist da?“ fragte darauf eine Stimme vom Haus her.
    Ich nannte meinen Namen, worauf eine männliche Dienstperson kam und aufschloß. Der Mann führte mich, ohne ein Wort zu sagen, in das Haus und öffnete dort eine Tür, hinter welcher sich ein kleines, behaglich eingerichtetes Zimmer befand. Tupido saß, einen Cigarro rauchend, auf dem Sofa. Er erhob sich, bot mir die Hand und sagte in sehr verbindlichem Ton:
    „Endlich! Sie kommen fast eine Viertelstunde später, als ich Sie erwartete, Señor. Da ich mich auf Sie freute, mußte ich diesen Zeitverlust natürlich sehr bedauern!“
    „Und ich habe um Verzeihung zu bitten. Ich hatte eine kleine Abhaltung, welche von mir nicht verschuldet war. Hoffentlich erdrücken Sie mich nicht unter Ihrem Zorn!“
    „O nein“, lachte er. „Ich kann Ihnen leicht verzeihen, da die Señora glücklicherweise ihre Vorbereitungen zum Souper noch nicht beendet hat. Sie werden sich also noch einige Minuten mit mir begnügen müssen. Nehmen Sie Platz, und stecken Sie sich einen Cigarro an!“
    Er zog mich neben sich auf das Sofa und schob mir das Kästchen und Feuerzeug hin. Natürlich machte ich von beiden sofort Gebrauch. Er war die Liebenswürdigkeit selbst, ganz anders als am Nachmittag. Als meine Zigarre brannte, legte er mir vertraulich die Hand auf den Arm und sagte:
    „Ich will Ihnen aufrichtig gestehen, daß ich es meinem Kompagnon herzlich Dank weiß, Sie an

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