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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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viereckigen Platz, um welchen sich vier Umzäunungen gruppierten. Um zu ihm zu kommen, mußte man zwischen zwei derselben hindurch, mochte man nun von Nord oder Süd, von Ost oder West kommen.
    Diese Lage war ganz geeignet, eine gute Schutzwehr gegen etwaige Überfälle zu bilden. Ein Bach, der in der Nähe vorüberfloß, war in vier Armen in die einzelnen Korrals geleitet. Neben und hinter den Gebäuden gab es Gärten. Vor dem Hauptgebäude, welches aber die Bezeichnung Haus nicht verdiente, befanden sich einige auf Pfähle genagelte Bretter, welche als Sitze dienten.
    Kein Mensch ließ sich sehen. Die Tür war verschlossen. Wir klopften. Keine Antwort. Wir suchten hinter den Gebäuden und fanden keinen Menschen. Das war freilich keineswegs die gastliche Aufnahme, welche der Indianer mir versprochen hatte. Die Läden standen auf. Ich trat an einen derselben, um in das Innere zu blicken. Da aber sah ich den Lauf eines Gewehres, welcher mir entgegengehalten wurde, und eine Stimme rief in drohendem Ton:
    „Zurück, sonst schieße ich!“
    Ich wich aber nicht zurück, sondern antwortete:
    „Gott sei Dank! Endlich überzeugt man sich, daß hier Menschen wohnen! Warum schließen Sie sich ein?“
    „Weil es mir so beliebt. Sie sollen sich schleunigst wieder fortpacken.“
    „Wir sind friedliche Leute!“
    „Das glaube ich nicht. Spitzbuben seid ihr, welche keine Pferde haben und also stehlen wollen.“
    „Wir haben keine Pferde, weil sie uns lästig gefallen wären. Wir sind zu Schiff gekommen, und der Pampero hat uns an das Land getrieben.“
    „Das machen Sie mir nicht weis! Warum sind Sie nicht mit dem Schiff weitergefahren?“
    „Weil es ein Loch, ein Leck bekommen hat und nun hilflos am Ufer liegt. Dort sollten wir warten bis übermorgen; aber einer unserer Begleiter hat uns hierhergeführt und uns versprochen, daß wir da gastlich aufgenommen würden und bis übermorgen bleiben könnten.“
    „Ich brauche keine Gäste! Machen Sie, daß Sie fortkommen!“
    Ich wandte mich ratlos ab. Da trat der Indianer an das Fenster und fragte hinein:
    „Wo ist Señor Gomarra?“
    „Der ist nicht da“, erklang es von drinnen heraus. „Er ist fort.“
    „Aber wohin?“
    „Das geht euch nichts an.“
    „Aber so seien Sie doch verständig, Señor! Ich habe mich lange Zeit auf diesem Rancho befunden und bin sogar mit Señor Gomarra verwandt. Ich kann doch unmöglich von hier fortgewiesen werden!“
    „Wie heißen Sie denn?“
    „Gomez.“
    „Ah! So ist Ihre Mutter die Haushälterin gewesen?“
    „Ja. Sie ist auch mit hier.“
    „Das ist etwas anderes. Da werde ich Sie bei mir empfangen. Warten Sie, ich komme gleich!“
    Nach kurzer Zeit wurde die Haustür aufgeriegelt, und der Mann kam heraus. Er hatte das Aussehen eines echten, verwegenen Gaucho. Mit ihm kamen noch drei andere Männer, welche von ganz demselben Kaliber zu sein schienen und uns sehr aufmerksam betrachteten.
    „Also Sie sind Gomez!“ sagte er zu dem Indianer. „Hätten Sie das sogleich gesagt, so wären Sie sofort empfangen worden. Sie wollen also bis übermorgen dableiben?“
    „Bis übermorgen früh. Señor Gomarra, mein Vetter, wird nichts dagegen haben, sondern es gern erlauben und sich sogar darüber freuen.“
    „Der hat nichts mehr zu erlauben hier. Ich habe ihm den Rancho abgekauft.“
    „Also wohnt er nicht mehr da?“
    „Doch, aber nur als Gast.“
    „Das ist mir sehr unlieb. Warum hat er verkauft?“
    „Weil er das ruhige Leben nicht länger aushalten konnte. Er wollte wieder Abwechslung und Abenteuer haben. Er ist fortgeritten, kommt aber heute abend zurück.“
    „Erlauben Sie uns dennoch zu bleiben?“
    „Natürlich. Sie sind mir willkommen.“
    „Ich bleibe gern im Freien, die Yerbateros auch. Aber für die andern Señores werden Sie vielleicht einen Platz im Haus haben?“
    „Leider nicht. Dieser Platz ist bereits versagt. Es kommen noch andere Gäste. Wenn Sie sich ein Feuer anbrennen wollen, so werden Sie sich unter dem freien Himmel viel wohler als in der dumpfen Stube befinden.“
    „Das ist richtig“, fiel ich ein. „Wir werden also im Freien bleiben. Bitte, uns einen Platz anzuweisen, an welchem wir ein Feuer anbrennen können.“
    „Gleich hier vor dem Haus. Dieser Platz wird stets dazu verwendet.“
    „Und darf ich mein Pferd in den Korral bringen?“
    „Es ist besser, wenn Sie darauf verzichten, weil ich fast lauter störrische Tiere darin habe, welche einander gern beißen und schlagen. Ich werde Ihnen

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