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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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werden die USA in einer halben Stunde im Kriegszustand sein. Captain, wann wurde diese Erklärung verlesen?«
    »Vor zehn oder fünfzehn Minuten, Sir. Genau kann ich es nicht sagen, ich bin gerade durch einige Höhlen voller alter Knochen gestiegen.«
    Der Vizepräsident wandte sich an Tate. »General, wie lange dauert der Flug nach Es Schu'uts?«
    »Eine halbe Stunde.« Die Worte fielen wie Steine.
    »Könnten wir einen Shrike für Mr. Bailey anfordern?« fragte Richter Seidel.
    »Nicht rasch genug«, erwiderte Tate. Zu O'Neill sagte er: »Schicken Sie einen Mann zu den Hubschraubern. Alles bereitmachen für einen Flug des Präsidenten …« Dieser Titel schmeckte bitter auf der Zunge. Tate befand sich in quälendem Zwiespalt, er wollte unbedingt so schnell als möglich Deborah suchen, anderseits trieb ihn die Gewissheit, dass schon eine Verzögerung von wenigen Minuten katastrophale Folgen haben könnte, zu sofortiger Entscheidung. Er blickte Bailey fest in die Augen. »Sir, ich muß Ihnen sagen, dass ich von Admiral Ainsworth persönlich meines Kommandos enthoben wurde. Diese Verfügung habe ich ignoriert. Ich glaube, er wird Alarmstufe Rot nur auf Ihre direkte Weisung aufheben. Das muß via TV erfolgen, denn, wie ich Ainsworth einschätze, gehorcht er nur, wenn er den Befehl von Angesicht zu Angesicht empfängt.«
    Innerhalb der Mauer ging das Gefecht weiter. Tate stand wie auf glühenden Kohlen, als Bailey erst lange überlegte.
    An der Pforte regte sich etwas, instinktiv hoben Tate und der Captain ihre Waffen. Aber es war ein Major der Marines, der mit zwei Soldaten gelaufen kam. Der Offizier pflanzte sich vor ihm auf und sagte atemlos, doch sehr hochtrabend: »General William Tate? Gemäß dem direkten Befehl des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs stehen Sie unter Arrest, Sir.«
    Sergeant Robinson grunzte zornig, und Colonel Seidel sagte scharf: »Major, jetzt ist nicht die Zeit, sich wie ein Idiot zu benehmen!«
    Gereizt fuhr der Offizier herum, dann erkannte er Talcott Bailey. Mit offenem Mund starrte er ihn an und stotterte verblüfft: »Mr. Vice President – Sir – wir haben soeben erfahren …«
    »›Mr. President‹ passt besser, Major«, fiel ihm Tate energisch ins Wort. »Bringen Sie jetzt den Präsidenten und dessen Begleitung zu den Hubschraubern, und zwar schleunigst!« Und zu Seidel gewandt: »An dem Ort, wo der Überfall stattgefunden hat, wird noch die TV-Übertragungseinheit postiert sein. Das ist um zwanzig Flugminuten näher als Es Schu'uts. Vielleicht ist es noch nicht zu spät …«
    Ein letzter Feuerstoß peitschte durch den Klosterbau, gleich darauf erschien ein Marinesoldat im Tor und rief: »Ich glaube, wir haben alle erwischt, Major!«
    Sichtlich konsterniert sagte der Offizier: »General Tate, ich kann von Ihnen keine Befehle entgegennehmen. Ich bedaure, aber Sie stehen unter Arrest …«
    Ärgerlich herrschte ihn Seidel an: »Major, haben Sie den Verstand verloren?«
    »Der General führt hier das Kommando, Major«, entschied Bailey ruhig. Er sprach zu dem Offizier, sah aber dabei Tate an. »Und er wird mich dorthin begleiten, wo ich mich ohne weiteren Aufschub mit Admiral Ainsworth in Verbindung setzen kann.«
    Das war eine Erklärung, ein Zugeständnis – und ein Befehl. Tate hatte das Gefühl, als werde er mitten entzweigerissen. Hier irgendwo in der Nähe war Deborah – er spürte eine aufsteigende Übelkeit, ihn schwindelte, und der Schmerz pochte in seiner Wunde. Robinson schien seine Gedanken zu erraten. »Ich kümmere mich hier um alles, Sir«, sagte er halblaut.
    Der Kodex, dachte Tate bitter. Dieser schreckliche, gebieterische Kodex, der das Leben des Berufssoldaten bestimmte: Pflicht, Ehre, Vaterland. Und wie immer stand die Pflicht an erster Stelle. »Gehen wir, Mr. President.«
    Im Kommandobunker einer Raketenabschussbasis tief unter den Feldern von Edmunds County, South Dakota, hatte Captain Harry Middleton die Zahlenkombination des Schlosses eingestellt und öffnete den Safe, der in die dicke Stahlwand des Raumes eingelassen war.
    »Ich entnehme meinen Schlüssel«, sagte er mit spröder Stimme, aber betont formell.
    Drei Meter weiter, bei seinem eigenen Safe, zögerte First Lieutenant Julius P. Epstein einen Moment und stieß beschwörend hervor: »Ich kann es nicht glauben, Harry, ich kann es einfach nicht glauben!«
    »Lieutenant Epstein!«
    Der junge Offizier wischte die schweißfeuchte Hand an seinem hellen Overall ab und griff in das Fach. »Ich

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