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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Colonel Trask, enthebe ich Sie Ihres Kommandos und schicke Sie unter Arrest nach Washington zurück. Ist das klar?«
    Trask schluckte. »General, ich …«
    »Ist das klar?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich möchte Ihnen etwas klarmachen, Colonel. Ich sage es Ihnen jetzt und werde es nicht wieder tun. Ich habe nicht um Sie gebeten, Colonel. Ich habe Sie widerwillig aufgenommen, denn ich befürchtete, Sie könnten etwas Unüberlegtes tun. Wir sind ein politisches Kommando und bewegen uns ständig auf des Messers Schneide. Bei uns muß ein Offizier gutes Urteilsvermögen besitzen und davon auch Gebrauch machen. Sie sind noch keine drei Tage hier und haben bereits bewiesen, dass meine Zweifel berechtigt waren. Ich werde Sie nicht ablösen, weil ich das gute Klima in meinem Kommando nicht gefährden will. Aber bis auf weiteres haben Sie Startverbot. Keine Einzelflüge mehr. Alle Aktionen sind ab sofort mit meinem Stabschef abzustimmen, bis ich persönlich diesen Befehl aufhebe. Haben Sie mich verstanden, Colonel?«
    Trasks vernarbter Mund zuckte. Es kostete ihn große Mühe, seinen Zorn zu zügeln. »Jawohl, Sir!« erwiderte er heiser.
    »Ihre Bewegungsfreiheit bleibt auf das militärische Areal des taktischen Geschwaders und die Echo-Sierra-Kontrollstation beschränkt. Ist auch das klar?«
    Es klang, als ob Trask am Ersticken wäre. »Jawohl … Sir!«
    »Sie können wegtreten, Colonel Trask.«
    Trask salutierte, vollführte eine Kehrtwendung, wie sie an keiner Militärakademie präziser geübt wurde, und marschierte, das Gesicht zur Maske erstarrt, aus dem Zimmer.
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, fragte Tate den Sergeant: »Hat er Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten gemacht, Crispus?«
    Robinsons Gesicht blieb unbewegt. »Keine, mit denen ich nicht fertiggeworden wäre, General.«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte Bill Tate. Eine kleine Weile blickte er nachdenklich Robinson an, der kerzengerade vor ihm stand. Das kurz geschnittene Haar des Negers schien die Decke zu berühren. »Ich möchte, dass Sie morgen in die Zentrale Zone mitfahren, Sergeant. Ich kann Ihnen noch nicht sagen, wie groß die Eskorte sein wird, die den Vizepräsidenten begleitet – das muß ich erst mit ihm besprechen. Aber ich möchte, dass Sie dabei sind. Richten Sie sich danach.«
    Das schwarze Gesicht blieb unbewegt. Aber Tate wußte, dass der Sergeant sich freute. Weil die Unterzeichnung des neuen Abkommens in der Zentralen Zone ein historisches Ereignis war? Robinson interessierte sich für Geschichte und begriff sehr wohl, wie lebenswichtig die morgige Zeremonie für das amerikanische Engagement im Nahen Osten war. Oder war er erfreut, weil dieser Befehl wieder bewies, wie hoch ihn der General einschätzte? In all den Jahren, die Tate und Robinson zusammen gedient hatten, war die Schranke, die einen Sergeanten von einem General trennt, nie durchbrochen worden. Sie verstanden sich in allen wesentlichen Punkten ohne viel Erklärungen, aber es gab vage abgegrenzte Bereiche in ihren Beziehungen, die jeder von ihnen respektierte.
    »Jawohl, Sir«, sagte Sergeant Robinson.
    »Versetzen Sie die Sondereinheit in Bereitschaft. Sie wird die Eskorte übernehmen.«
    »Jawohl, Sir. Ich werde mich darum kümmern.«
    Tate lächelte. »Sagen Sie den Leuten, dass sie sich auf keine politischen Diskussionen mit den Begleitern des Vizepräsidenten einlassen sollen.«
    »Es wird keine Diskussionen geben, General. Ich verbürge mich dafür.«
    »In Ordnung, Sergeant. Das ist alles.«
    Robinson salutierte, tat den vorgeschriebenen Schritt zurück, machte kehrt und verließ das Zimmer.
    »Warum keine politischen Diskussionen?« fragte Jason Seidel.
    »Mehr als die Hälfte der Angehörigen der Sondereinheit ist schwarz. Wenn vielleicht einige aus der Umgebung des Vizepräsidenten hoffen sollten, antimilitärische Äußerungen zu hören zu bekommen, werden sie den Schock ihres Lebens erleiden. Diese Schwarzen sind nämlich anders als die, mit denen Talcott Baileys Leute für gewöhnlich zu tun haben«, antwortete Tate ironisch.
    »Das bezweifle ich nicht. Und Robinson ist eine verdammt imposante Erscheinung.«
    »Er ist ein verdammt guter Soldat«, sagte Tate kühl. »Er versteht nicht nur das Wie, sondern auch das Warum. Er lebt nach seinen Überzeugungen. Propagandareden lassen ihn kalt.«
    Seidel konnte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, seinem jungen Kommandanten auf den Zahn zu fühlen; solche Gelegenheiten boten sich zu selten, um sie

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