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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf dem westlichen Teil der Insel lagern, um den Feind möglichst bald zu hören.“
    „So! Also auf der anderen Seite, wo die Bäume sind, ist niemand?“
    „Kein Mensch.“
    „So können wir dort landen und uns unter den Bäumen verbergen, bis wir alle beisammen sind.“
    „Das ist sehr klug. Daran habe ich gar nicht gedacht. Ja, das ist das Beste, denn unter den Bäumen befinden sie sich im Freien, wo sie alles sehen können. Das ist also viel besser, als sich im Bethaus versammeln, wie ich dachte.“
    „Im Bethaus? Die Idee ist nicht übel. Kann man denn in das Haus?“
    „Ja, denn es ist kein Schloß, sondern nur ein Riegel oder eine Klinke an der Tür.“
    „Vortrefflich. Unter den Bäumen könnten wir gesehen werden, ehe wir stark genug beisammen sind. In dem Haus aber sieht uns kein Mensch. Ich glaube nun zu wissen, was ich brauche, und werde mit meinen Leuten reden.“
    Er wandte sich zu den Roten, denen er eine zusammenhängende Rede hielt. Sie hörten ihm aufmerksam zu und warfen zuweilen verächtliche Blicke auf uns. Er sagte ihnen wohl, daß wir nicht nur Dummköpfe, sondern auch Hasenfüße seien. Dann unterhielt er sich einige Zeit mit dem Häuptling allein. Ich verstand natürlich nichts. Aber am Schluß der Unterredung wurde ein Wort wiederholt, welches mir auffiel; es klang wie Horno. Dieses Wort hatte ich in der spanischen Sprache nicht gefunden. Sollte das deutsche ‚Horn‘ gemeint sein, welches im Spanischen cuerno heißt?
    Eine auch für mich wichtige Bedeutung hatte das Wort jedenfalls, denn Pena sah mich, als es ausgesprochen wurde, mit einem zwar heimlichen aber bedeutungsvollen Blick an. Sonst aber saß er mit der gleichgültigsten Miene da, und wer ihn auch noch so scharf beobachtete, konnte doch nicht vermuten, daß er jedes Wort verstand.
    Endlich war das Zwiegespräch zu Ende, und der Yerno wandte sich wieder an uns beide:
    „Da man in jedem Augenblick das Eintreffen der Chiriguanos erwarten muß, so ist Eile nötig. Wir sind also entschlossen, schon jetzt aufzubrechen. Sie gehen in unserer Mitte!“
    Die Bande erhob sich. Das Feuer wurde ausgelöscht, und dann traten wir die zweite Hälfte unserer Aufgabe an; die erste war gut gelungen. Daß wir während des Marsches in die Mitte genommen wurden, sah ich nicht als ein Zeichen von Mißtrauen an. Man hielt uns jetzt nicht mehr für Menschen, welche geistig genug begabt sind, um in diesem Fall Argwohn zu erwecken. Da ich Arm in Arm mit Pena ging, so befanden wir uns einander so nahe, daß wir uns zuweilen einige leise, ungehörte Worte zuflüstern konnten.
    „Wir sollen ermordet werden!“ raunte er mir in deutscher Sprache zu.
    „Wann?“
    „Wenn das Geld gefunden worden ist.“
    „Und was geschieht mit der Goldmine, die wir entdeckt haben wollen?“
    „Das Geheimnis soll uns durch Qualen entlockt werden.“
    „Was war es mit dem Horno?“
    „Ein Mann, welcher bei den Mbocovis gefangen ist. Man hat von den Desierto Lösegeld von ihm erpressen wollen, was aber nun natürlich nicht als nötig erscheint!“
    „Was sprechen Sie?“ fragte der Yerno. „Haben Sie etwa Heimlichkeiten?“
    „Wir sollen doch nicht laut reden!“ antwortete ich.
    „Sprechen Sie gar nicht!“
    Um nicht etwa erst jetzt noch Argwohn zu erwecken, trennten wir uns und hielten uns so weit voneinander, daß wir gehört worden wären, wenn wir gesprochen hätten. Von Minute zu Minute trat die Gefährlichkeit unserer Lage deutlicher hervor. Es bedurfte nur einer kleinen Berührung mit einer vergifteten Pfeilspitze, so war es um uns geschehen.
    Endlich erreichten wir den Carapawald und das Ufer der Lagune. Es ging jetzt nur sehr langsam vorwärts, da der Yerno so vorsichtig war, sich nicht allein auf meine Aussage zu verlassen, sondern mehrere Späher voranschleichen ließ. Die Leute fanden nichts Verdächtiges und machten erst an dem das Dorf jetzt umgebenden tiefen Wassergraben Halt. Der Yerno fand nichts Verdächtiges darin, daß die Tobas ihr Dorf in dieser Weise vor dem ersten Anprall der Feinde geschützt hatten, sandte aber mehrere Leute über den Damm in das Dorf, um nachzusehen, ob dasselbe wirklich verlassen sei. Als sie zurückkehrten, verstand ich ihre Meldung nicht, erfuhr aber später von Pena, daß sie in mehreren Häusern gewesen waren und dieselben vollständig leer gefunden hatten. Nun schlichen wir nach der Stelle, an welcher das Boot am Ufer lag. Der ‚Schwiegersohn‘ untersuchte dasselbe und meinte dann enttäuscht:
    „So klein!

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