Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Grund zu mir kommen lassen. Sie kennen einen jungen Mann, welcher Adolfo Horno heißt?“
    Er zuckte zusammen, antwortete aber doch:
    „Nein.“
    „Sie haben doch gestern zum Häuptling der Mbocovis von ihm gesprochen?“
    „Das ist eine Lüge!“
    „Mann, wahren Sie Ihre Zunge! Wir dulden kein solches Wort mehr! Wir haben gehört, was Sie sprachen. Sie haben für diesen Señor Horno von dem Desierto ein Lösegeld erpressen wollen. Nach dem Sieg über die Tobas sollte er ermordet werden.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Sie wissen nicht, wo dieser Mann ist, kennen ihn wohl gar nicht?“
    „Nein.“
    „Das tut mir leid um Ihretwillen. Ich will erfahren, wo er sich befindet, und also werde ich es erfahren; ist's nicht auf die eine, sodann auf die andere Weise. Wollen Sie es mir freiwillig sagen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ganz wie Sie wollen! Ich werde Sie so lange peitschen lassen, bis Sie mir den Ort nennen.“
    „Das wagen Sie ja nicht!“ fuhr er auf. „Sie haben kein Recht dazu!“
    „Wir sind im Chaco, folglich habe ich das Recht. Also, wollen Sie gestehen?“
    „Ich weiß nichts. Hauen Sie zu! Ich lache Sie doch aus!“
    Der Mensch wurde an den Baum gebunden mit dem Rücken nach auswärts. Die beiden Indianer bekamen unsere Peitschen und schlugen aus Leibeskräften zu, abwechselnd, jeder einen Hieb. Ich wandte mich ab und zählte. Nach dem vierzigsten Hieb drehte ich mich wieder um. Er wandte uns das Gesicht zu, hatte die Zähne zusammengebissen und sah uns hohnlachend an. Nach dem sechzigsten Hieb bestand sein Rücken aus blutigen Fleisch- und Kleiderfetzen, dennoch grinste er uns noch höhnisch an und sagte kein Wort.
    „Immer weiter!“ rief Pena. „Schlagt nur zu, bis er gesteht, und wenn ihr den Hund totprügelt!“
    „Nein“, sagte ich. „Haltet ein! Wer soll das ansehen!“
    Da stieß der Exekutierte ein heiseres Gelächter aus und brüllte:
    „Hört das Weib! Er kann das Blut nicht ansehen! Schlagt nur immer zu! Haut mir die Knochen entzwei! Reißt mir die Eingeweide heraus! Aber erfahren sollt ihr doch nicht, wo sich dieser Horno befindet!“
    „Doch Sie wissen es?“ fragte ich.
    „Ja, ich weiß es“, antwortete er. „Gerade um euch zu zeigen, wie ich euch nur auslache, will ich es sagen, daß ich selbst es bin, der ihn gefangen hat. Weiter aber erfahrt ihr kein Wort, und wenn ihr mir die Glieder mit glühenden Zangen auseinanderreißt!“
    „Solcher Anstrengung bedarf es nicht. Sie werden uns flehentlich bitten, es uns sagen zu dürfen, und wir werden es nicht hören wollen!“
    „Bitten? Flehen? Niemals, nein!“
    „Noch heute, noch an diesem Vormittag werden Sie mich um Gottes willen bitten, das Wort anzuhören, welches Sie mir jetzt verweigern.“
    „Das tue ich nicht, und wenn ich alle Qualen der Hölle erdulden sollte!“
    „Pah! Sie werden das Wort laut herausbrüllen, herausschreien, damit wir es hören sollen. Bindet ihn anders, so daß er auf dem Rasen sitzt und mit dem Rücken an den Stamm lehnt. Bindet ihm auch den Kopf fest, so daß er ihn nicht um ein Haar breit bewegen kann!“
    Während die beiden Indianer dieser Weisung gehorchten, holte ich den hohlen Teil eines Tagoarabambus herbei, welcher in der Nähe lag und wohl als kleines Wassergefäß benutzt worden war. Dieser hohle Zylinder war vielleicht zehn Zentimeter im Durchmesser. Ich arbeitete mit der Messerspitze ein kleines Löchelchen durch den Boden und verschloß dasselbe dann mit einem Holzpflöckchen in der Weise, daß das Wasser nur in einzelnen, langsamen Tropfen hindurchquellen konnte. Der Diener mußte das Gefäß mit Wasser füllen, und dann wurde es hoch über dem Kopf des Yerno an den Stamm gehängt. Ich hatte es so getroffen, daß vielleicht alle vier Sekunden ein kleiner Tropfen drei Ellen hoch auf die Mitte des Schädels des Yerno fiel. Dann rasierte ich mit der Schärfe meines Bowiemessers das Haar von dieser Stelle.
    Der ‚Schwiegersohn‘ hatte das alles wortlos geschehen lassen und mit angesehen. Jetzt lachte er trotz der Schmerzen, welche sein zerpeitschter Rücken ihm verursachen mußte, geradezu brüllend auf und geiferte dabei hervor:
    „Jetzt werde ich rasiert und frisiert! Und das soll mich zum Geständnis bringen? Ihr seid alle reif für das Narrenhaus!“
    Ich winkte den drei Indianern, sich zu entfernen und nahm Pena am Arm, um ihn in die nächste Laube zu führen.
    „Aber, lieber Freund“, sagte er dabei, „was ist das denn eigentlich für ein Kunststück, welches

Weitere Kostenlose Bücher