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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heimlich gegen ihn auf. Ich mußte Leute haben, welche mir dabei halfen. Er hatte von Ihnen gesprochen. Der Indianer erzählte von dem Deutschen, welcher mit seinen Begleitern wohl schon nahe sein könne. Darum hielt ich es für das allerbeste, Ihnen entgegen zu reiten, um Sie um Ihre Hilfe zu bitten.“
    „Natürlich stellen wir uns Ihnen sofort und vollständig zur Verfügung. Hoffentlich kommen wir noch zur rechten Zeit, die Bedrohten zu retten?“
    „Ich denke es. Nur dürfen wir nicht säumen. Die Männer sollen auf die Insel gelockt werden. Das ist vielleicht schon geschehen. Da sie aber nicht getötet werden sollen, so steht zu erwarten, daß wir sie befreien werden. Dann wird es uns wohl auch gelingen, die übrigen zu finden und ihnen Hilfe zu bringen.“
    „Wollen wünschen, daß uns dies gelinge. Ist Ihnen die Lage der Insel und der Ort, welchen Sie Nuestro Señor Jesu-Cristo de la floresta virgen nennen, bekannt?“
    „Nein. Doch steht zu erwarten, daß wir Spuren finden, welche uns dorthin führen.“
    „Spuren wird es jedenfalls geben; aber es dürfte dann bereits zu dunkel sein, um sie sehen und ihnen folgen zu können.“
    Da meinte Antonio Gomarra:
    „Die Insel weiß ich auch nicht, aber das Kreuz kenne ich genau. Wie es scheint, haben die Leute an der früheren Ansiedlung Pozo de Sixto gehalten; wenigstens führen die Wagenspuren dorthin. Ich kenne den Weg, welcher von diesem Platz nach dem Kreuz führt.“
    „Das ist sehr gut. Wir wollen uns beeilen, um das Tageslicht so viel wie möglich ausnutzen zu können.“
    Wir ließen die Pferde fühlen, daß wir Eile hatten, und sie griffen so wacker aus, daß wir wie vom Sturm getragen über den Camp flogen. Jeder hatte das Bewußtsein, vor einem Ereignis zu stehen, welches gefahrvoll war. In solcher Lage fällt der Mensch in Schweigsamkeit, und so sprach keiner von uns ein Wort, bis Señor Pena die Hand erhob und, vor sich hindeutend, sagte:
    „Sehen Sie dort die Baumgruppen? Da liegt die vereinsamte Niederlassung. Wir werden gleich an Ort und Stelle sein.“
    Wir waren den Wagenspuren gefolgt und gelangten nun an den Ort, wo die Leute gehalten hatten. Wir sahen die Spuren zerfallener Bauwerke, welche die Zeit in einen dichten Überzug von Schlingpflanzen gehüllt hatte. Dicht belaubte Bäume neigten ihre Wipfel darüber. Zur Seite erblickten wir die Spuren einiger Felder, welche aber so verwildert waren, daß ein scharfes Auge dazu gehörte, zu erkennen, daß hier einst der Spaten in Gebrauch gewesen sei. Der Ort hatte und machte den Eindruck tiefster Verlassenheit. Auch von den Leuten, welche hier gewesen waren und die wir suchten, war keiner zu sehen.
    Wir bemerkten, daß die Ochsen ausgespannt worden waren, um zu grasen; aber der Aufenthalt war kein langer gewesen. Man hatte Pozo de Sixto bald wieder verlassen, und zwar nach verschiedenen Richtungen, wie die Fährten deutlich erkennen ließen. Eine derselben führte nach rechts, nach Norden. Man sah deutlich, daß man nicht geritten, sondern gegangen war. Die zweite Fährte führte in der bisherigen Richtung weiter. Sie schlug einen Bogen um die verlassene Ansiedlung und ging dann genau westwärts fort.
    Als ich sie untersuchte, erkannte ich, daß sie von den Ochsenkarren stammte, an welche man die ledigen Reitpferde hinten angebunden hatte. Die Führer der Wagen waren nebenher gegangen, da sonst keine Fußabdrücke zu sehen waren, so mußten wir annehmen, daß die Frauen und Kinder sich in den Wagen befunden hatten.
    „Hier hat der Sendador die Unglücklichen nach dem Kreuz geführt“, sagte Pena. „Wie groß mag der Vorsprung sein, welchen er hat?“
    „Nur eine halbe Stunde“, antwortete ich, „wie ich aus den Fährten der Treiber sehe. Das von ihnen niedergetretene Gras liegt noch tief gesenkt. Wäre es vor länger als einer halben Stunde niedergedrückt worden, so hätten sich die elastischen Halme bereits wieder erhoben. Betrachten wir nun auch die andere Fährte!“
    Diese bestand, wie bereits erwähnt, nur aus Fußspuren. Sie ging wie ein dunkler Strich durch die Grasfläche, aber nur hier oder da war ein einzelner Fußstapfen noch zu unterscheiden. Diese Fährte war wenigstens drei Stunden alt. An einer Stelle trennten sich die Stapfen eines Fußgängers von den andern, um sich bald darauf wieder mit denselben zu vereinigen. Meine Gefährten beachteten das nicht, und als ich mich niederbückte, um die Eindrücke sorgfältig zu betrachten, meinte Kapitän Turnerstick:
    „Warum

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