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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sind, sehen, wie sie allein in den Himmel kommen oder in die Hölle fahren.‘
    ‚Gut, Señor. Aber ich muß den Ort wissen, an welchen Sie die Frauen bringen wollen.‘
    ‚Schön! Du behauptest, hier bekannt zu sein. Kennst du das Kreuz im Wald?‘
    ‚Welches? Die früheren Ansiedler haben mehrere Kreuze errichtet.‘
    ‚Ich meine das Riesenkreuz, welches man nur unter dem Namen# Nuestro Señor Jesu-Cristo de la# floresta virgen kennt.‘
    ‚Den Herrn Jesu Christus im Urwald? Ja, dieses Kreuz kenne ich.‘
    ‚Nun wohl. Richte dich so ein, daß ihr um Mitternacht dort seid. Wir werden um diese Zeit mit den Wagen dort ankommen. Ihr fallt über uns her, zum Schein auch über mich, und es gelingt mir, zu entkommen. Ich kann ja dann auch dem Deutschen erzählen, daß der Wagenzug von euch überfallen worden sei.‘
    ‚Ja, dann wird er die Männer nicht auf der Insel, sondern bei uns suchen.‘
    ‚Was die Insel betrifft, so kennt er sie nicht, wird also nicht nach derselben fragen und nie über sie etwas hören. Also hast du alles verstanden, Gomez?‘
    ‚Ja.‘
    ‚So brich auf, und reite weiter, damit du die Aripones zur rechten Zeit finden und zur Stelle bringen kannst!‘ –
    Das war das Gespräch, welches ich belauschte“, fuhr Pena fort. „Der Indianer verschwand mit seiner Mutter. Der Sendador aber blieb noch eine Weile sitzen, in tiefes Nachdenken versunken. Dann stand auch er auf und entfernte sich langsam von der Stelle, an welcher er gesessen hatte.“
    Wir alle hatten natürlich mit größter Aufmerksamkeit zugehört. Keiner aber war so gespannt gewesen, wie Monteso, der Yerbatero. Er besaß ein außerordentliches Vertrauen zu dem Sendador, dessen Freund er sich nannte. Was er jetzt hörte, kam wie ein Donnerschlag über ihn. Darum war es kein Wunder, daß er jetzt sein Pferd an dasjenige des Erzählers drängte und diesen fragte:
    „Señor, behauptet Ihr etwa, was Ihr erzählt habt, sei wahr?“
    „Das behaupte ich allerdings.“
    „Und wenn ich es nun nicht glaube?“
    „So werde ich nicht vor Trauer sterben. Nur bitte ich, mir nicht etwa direkt zu sagen, daß es nicht wahr sei. Glauben könnt Ihr alles, was Ihr wollt; aber eine Beleidigung würde ich sofort mit einer Kugel beantworten!“
    „Na, bitte Señor! Man wird doch wohl seine Meinung sagen dürfen!“
    „Nein. Man kann seine Meinung sehr wohl für sich haben; aber es ist keineswegs geraten, sie andern aufzudrängen. Ich habe erzählt, was ich gesehen und gehört habe. Wenn Sie es nicht glauben, so behalten Sie das für sich; bezeichnen Sie mich aber als einen Lügner, so fahren Sie in die Luft!“
    „Verzeihung, Señor! Der Sendador ist einer meiner besten Freunde. Es ist mir fast unmöglich, so etwas von ihm zu denken.“
    „Wenn Sie ihn Ihren Freund nennen, so sind Sie nur zu bedauern. Mehr kann und will ich nicht sagen. Die Folge wird ja zeigen, daß er Ihrer Freundschaft nicht wert ist. Der Beweis wird sehr bald vor Ihnen liegen, denn hoffentlich sind die Señores mit mir einverstanden, daß wir den schändlichen Plan dieses Menschen zunichte machen?“
    „Natürlich, natürlich!“ rief es rundum.
    Und ich erkundigte mich:
    „Was taten Sie, als der Sendador sich entfernt hatte?“
    Der Gefragte antwortete:
    „Mein erster Gedanke war natürlich, alles zu tun, den schrecklichen Anschlag zu verhindern. Aber wie das anfangen?“
    „Nichts leichter als das. Was Sie vorzunehmen hatten, das lag ja klar auf der Hand.“
    „Nicht so klar, wie Sie zu denken scheinen, Señor. Ich bin kein unerfahrener Mann und pflege mir alles, was ich zu tun habe, vorher genau zu überlegen. Ich glaube, Sie meinen, daß ich die Mitglieder der Expedition hätte warnen sollen?“
    „Natürlich ist das meine Meinung. Es war das nächste und kürzeste, was Sie vornehmen konnten.“
    „Die Leute hätten mir keinen Glauben geschenkt. Ich war ihnen unbekannt. Der Sendador aber war ihnen empfohlen worden als ein ehrlicher und zuverlässiger Führer. Auch nehme ich an, daß er bisher sein möglichstes getan hatte, sich ihr Vertrauen zu erwerben. Wäre ich nun als Unbekannter gegen ihn aufgetreten, so hätte er natürlich alles abgeleugnet und sich dadurch verteidigt, daß er mich als einen Feind hinstellte, welcher ihn in Schaden bringen wolle.“
    „Ich kann Ihnen nicht Unrecht geben. Sie mußten vor allen Dingen sich selbst zu erhalten suchen, um die Bedrohten beschützen zu können.“
    „Ganz richtig! Darum trat ich weder öffentlich noch

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