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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Hals zusammenzudrücken, wie eine Maccaroninudel! Wenn Sie mich so oft erwürgen wollen, wie Sie mich erblicken, so ist es schlecht um mich bestellt!“
    „Ich hatte Sie in der Eile nicht erkannt. Warum entrissen Sie mir denn Ihre Hand?“
    „Ich? Ist mir gar nicht eingefallen, sie Ihnen zu entreißen. Während Sie mich fortzogen, stürzte ich über den Sendador, welcher gerade da lag, wohin wir uns vor ihm retten wollten.“
    „Das ist freilich Pech!“
    „Ja. Aber es war auch viel Glück dabei, denn der Kerl schien ebenso erschrocken zu sein, wie ich selbst. Wenigstens versäumte er, mich sofort zu packen.“
    „So nahmen Sie ihn fest?“
    „Ja. Ich warf ihm alle zehn Finger um den Hals; aber ich bin nicht ein geborener Würger wie Sie; er behielt Luft und faßte auch mich an der Gurgel, was freilich nicht viel sagen wollte.“
    „Sonderbar, daß er sich keiner Waffe bediente!“
    „O, er tat es dann. Ich bemerkte, daß er nach seinem Gürtel griff. Ich versuchte, ihm die Hand festzuhalten, aber er zog sie mitsamt dem Messer durch meine Faust; ich mußte ihn fahren lassen, denn ich glaube, er hat mir alle Finger zerschnitten. Das war gerade, als Sie riefen, wodurch er glücklicherweise so in Schreck versetzt wurde, daß er schleunigst entfloh.“
    „Welch ein Pech und abermals Pech und immer wieder Pech! Hätten Sie ihn nur noch zwei Sekunden festhalten können!“
    „Festhalten? Mit meinen abgeschnittenen Fingern? Das machen Sie mir doch gefälligst einmal vor!“
    „Abgeschnitten? – So schlimm ist es doch wohl nicht?“
    Er untersuchte seine Finger und erklärte dann:
    „Nein, die Finger sind noch dran und keiner ist verletzt; es ist ein Schnitt quer über die hohle Hand. Hoffentlich kehrt der Alte bald zurück. Er sprach vorhin von einem indianischen Wundermittel, welches augenblicklich jede Blutung stillt. Er hat es mitgenommen, weil ein Kampf zu erwarten ist.“
    Der viejo Desierto hatte unsere lauten Rufe gehört, und sich infolgedessen beeilt. Als er kam, war er nicht weniger als wir erzürnt über die Freundschaft, welche das Glück heute dem Sendador bewies. Er zog sein Wundzeug aus der Ledertasche, welche er umhängen hatte, verband Penas Hand und dann entfernten wir uns von unserem bisherigen Ort, um eine andere Stelle für uns zu suchen und es dem Sendador dadurch schwer zu machen, uns abermals zu finden.
    Unternahm er jetzt noch einmal den Versuch, durch unseren Kreis zu schleichen, so mußte derselbe gelingen, denn der Alte hatte befohlen, ihn durchzulassen und es uns dann aber sogleich zu melden. Aber es verging Stunde um Stunde, ohne daß uns eine derartige Mitteilung gemacht wurde. Mitternacht nahte und die Sichel des Mondes ging auf, um die Gegend mit einem fahlen Licht zu übergießen, welches es uns möglich machte, das innerhalb unseres Ringes befindliche Gebüsch als dunkle, verwischte Masse liegen zu sehen.
    So wenig hell dieser Mondenschein für andere Zwecke war, uns genügte er vollkommen. Für uns war es vorteilhaft, während er den Mbocovis Verderben brachte. Erstens verhinderte er den Sendador, sich abermals anzuschleichen, und zweitens, die Hauptsache, verriet er uns die Arrangements, welche die Roten getroffen hatten.
    Wie wir vorausgesehen hatten, waren sie durch die gefallenen Schüsse zur Vorsicht gemahnt worden. Auch sie hatten Wachen ausgestellt, im Kreis rund um das Gehölz, und zwar so, daß diese Leute sich ungefähr in der Mitte zwischen uns und dem Lagerplatz befanden. Als nun der Mond erschien, erblickten die Tobas diese Feinde und begannen sofort, auf dieselben zu feuern.
    Es zeigte sich, daß unsere Indianer keine schlechten Schützen waren, denn ihre Kugeln hatten getroffen. Viele der Mbocovis fielen; andere wurden verwundet und rannten mit den Unverletzten in höchster Eile nach den Büschen, um sich hinter denselben in Sicherheit zu bringen.
    Einige Zeit später bemerkten wir, daß sie sich paarweise hervorwagten. Sie krochen an der Erde nach ihren Toten und Schwerverwundeten hin, um dieselben in das Lager zu holen. Auch auf diese Leute wurde geschossen, ohne daß wir Einhalt taten. Es mag das als hart und wenig menschlich erscheinen; aber in unserer Lage galt es vor allen Dingen, den Mbocovis zu zeigen, daß wir nicht beabsichtigen, Scherz zu treiben. Dadurch, daß wir jetzt so streng wie möglich waren, konnten wir es erreichen, später Milde walten zu lassen.
    Natürlich sahen die Feinde uns ebensogut, wie wir sie. Sie mußten bemerken, daß sie

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