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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er jetzt zu stecken scheint.“
    „Falle? Nein. Wir könnten doch wieder zurück!“
    „Wenn er es uns erlaubt. Bedenken Sie, daß er glaubt, die Kunde von unserem Nahen drei Stunden vorher zu erhalten. Er hat also vollständig Zeit genug, uns einen Hinterhalt zu legen, welcher erst unsichtbar ist, uns aber sofort folgt, wenn wir in die Falle gehen. Ich gäbe etwas darum, wenn wir dort auf die Höhe könnten, ohne von dem Sendador gesehen zu werden.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Ja, dort hinauf führt nur der eine steile Weg, den wir als dunklen Streifen da drüben sehen“, stimmte Pena bei.
    „Die Señores sind vielleicht nur kurze Zeit dort oben gewesen“, fiel der Aymara ein. „Da findet man keine verborgenen Wege. Ich aber habe da oft gejagt und nach Wollmäusen gesucht. Dabei habe ich einen Pfad entdeckt, von dem nur das eine zu verwundern ist, daß andere ihn nicht auch längst kennen.“
    „Ist er gefährlich?“ fragte ich.
    „Gar nicht. Sogar Reiter können hinauf. Mühevoll ist er nur eine ganz kurze Strecke, einige Ellen lang.“
    „Und wo hat der Sendador denn die Pferde?“
    „Eben da oben auf dem Felsen, von welchem Sie sprachen. Man kann sie nur von hier nicht sehen.“
    „Ah, vortrefflich! Da haben wir ihn und seine Chiriguanos im Sack. Wie gelangt man denn eigentlich zu dem Pfad, den Sie kennen?“
    „Indem wir wieder umkehren. Auf dem Weg, den wir soeben gekommen sind, gibt es links eine Felsenspalte, deren unterer Teil mit Geröll verschüttet zu sein scheint. Ich kroch einst hinein, um nach Wild zu suchen, und gewahrte zu meinem Erstaunen, daß ich schon nach wenigen Schritten ins Freie gelangte. Ich kam von da in einer halben Stunde ganz leicht auf die Höhe.“
    „Das ist ein Umstand, den wir ausnützen müssen. Jetzt tun wir mit dem Sendador genau das, was er mit uns vornehmen wollte, wir nehmen ihn in unsere Mitte.“
    Wir hielten nicht etwa im Freien, sonst hätten die Chiriguanos uns bemerken müssen, sondern am Rand der Pampas, hinter Schutthöhen und Gestein. Ich wählte die zehn Tobas aus, welche der Desierto uns mitgegeben hatte, und noch zehn Stammesgenossen von ihnen. Auf diese zwanzig konnte ich mich verlassen. Mehr Leute brauchte ich nicht, da das Terrain ihrer Aufgabe sehr zu Hilfe kam. Die übrigen mußten zurückbleiben, um meine Rückkehr zu erwarten. Dann führte der Aymara uns fort, den bisherigen Weg eine kurze Strecke zurück, bis zu der Spalte, von welcher er gesprochen hatte. Am Fuß derselben gab es Geröll, welches wohl mannshoch lag. Wir kletterten über dasselbe weg – wir waren nämlich zu Fuß, da wir oben die Pferde der Chiriguanos zu finden hofften, und drangen in den Spalt ein. Bereits nach kurzer Zeit senkte sich das Geröll, und wir traten in das Freie. Der scheinbar gewaltige Felsblock war nur eine dünne Steinwand, weiter nichts.
    Nun befanden wir uns am Fuß einer nackten Berglehne, welche wir unschwer erstiegen. Drüben ging es in einer Mulde weiter. Eine nicht gar steile Spitze hinan, und als wir uns da oben befanden und ich sorglos weiterschreiten wollte, hielt der Aymara mich am Arm zurück und warnte:
    „Señor, nicht so rasch. Die Wächter, welche sich bei den Pferden befinden, würden Sie zu früh sehen.“
    „Wo sind sie denn?“
    „Kommen Sie langsam!“
    Er ergriff meine Hand und führte mich einige Schritte zur Seite. Dort fiel das Gestein in gelinder Senkung, vielleicht dreißig Fuß, abwärts, und gerade da weideten die Pferde, von den zwei Chiriguanos bewacht.
    „Ah! Wer konnte das ahnen“, sagte ich. „So schnell am Ziel zu sein, hielt ich nicht für möglich.“
    „Am Ziel? Das sind wir noch nicht. Sie müssen doch erst die Wächter haben.“
    „Wir sind über zwanzig Mann und sie nur zu zweien!“
    „Aber wenn sie hier oben Lärm machen, ist der Sendador unten gewarnt.“
    „Das weiß ich gar wohl und beabsichtige darum nicht, mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Leute kennen Sie doch und werden es nicht verdächtig finden, wenn Sie kommen und mich mitbringen.“
    „Wenn ich dabei bin, wird man Sie nicht für einen Feind halten.“
    „So gehen wir jetzt zu ihnen. Die anderen folgen nach, sobald ich rufe.“
    Wir beide, ich und der Aymara, schritten also weiter, die kurze Senkung hinab. Die Wächter hielten uns den Rücken zugekehrt; sie blickten hinab auf den See, dessen jetzt dünne Salzkruste wie mattes Silber heraufglänzte. Als sie unsere Schritte hörten, blickten sie sich um. Daß der Aymara kam, befremdete

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