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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeigen. Es fragt sich, seit welcher Zeit er sich in der Pampa de Salinas befindet.“
    „Seit vorgestern“, antwortete der Aymara. „Am Tage vorher traf er uns und nahm uns mit nach dem See.“
    „Das ist nicht ganz ungünstig. Habt ihr euch dann gleich auf die Jagd begeben müssen?“
    „Ja.“
    „So hast du gar keine Zeit und Gelegenheit gehabt, den Sendador zu beobachten?“
    „Nein.“
    „Du hast nichts Auffälliges oder wenigstens Unregelmäßiges bemerkt?“
    „Nein – und doch; er entfernte sich in der ersten Nacht von uns und kehrte erst am frühen Morgen zurück.“
    „Das ist gerade von Wichtigkeit für uns. Er ist da fort gewesen, um die Flasche anderswo zu verstecken. Wie weit haben wir noch bis zur Pampa?“
    Der Indianer machte eine Angabe, welche mit derjenigen Penas und Gomarras genau stimmte. Daraufhin wurde unser Plan gegründet. Wir begaben uns zunächst nach dem Wasserfall, wo die Pferde trinken konnten und auch Futter fanden, da sich infolge der Feuchtigkeit ein lebhaftes Grün gebildet hatte. Als die Pferde sich erquickt und auch leidlich ausgeruht hatten, brachen wir wieder auf. Unterwegs nahm der Bruder den Aymara vor, um ihm in das Gewissen zu reden, da ja die Möglichkeit immerhin vorliegen konnte, daß der Indianer gewisse Nebenabsichten gegen uns hegte. Der Frater teilte mir aber mit, er sei überzeugt, daß der Mann es ehrlich mit uns meinte. Um den letzteren zu prüfen, ließ ich mir von ihm alle Einzelheiten des vor uns liegenden Weges beschreiben und sowohl Pena wie auch Gomarra versicherten, daß er die Wahrheit gesagt habe. Infolgedessen schenkte auch ich ihm mein Vertrauen, welches freilich nicht so weit ging, daß ich gesonnen war, ihn aus den Augen zu lassen.
    Wir ritten trotz der Anstrengungen, welche die Pferde hinter sich hatten, auch den Abend über und dann sogar die halbe Nacht hindurch, bis der Aymara uns sagte, daß wir uns nun in der Nähe der beiden Wächter befänden. Diese hätten, wenn wir noch weiter geritten wären, den Hufschlag unserer Pferde gehört. Darum hielten wir an, und der Aymara beschrieb uns die Örtlichkeit.
    Der Weg stieg an einer Halde empor, auf deren Höhe mehrere Felsblöcke lagen. In der Nähe derselben waren die Wächter postiert. Leider bestand die Halde aus lockerem Gestein, so daß es in der Dunkelheit schwierig war, kein Geräusch zu verursachen. Doch war anzunehmen, daß der Saumpfad hartgetreten sei; nur galt es, nicht von ihm abzuweichen.
    Fast jeder einzelne meiner Gefährten erbot sich, mit mir zu gehen; ich wählte aber nur den Steuermann aus, und zwar infolge seiner Körperstärke, welche mir für das beabsichtigte Vorhaben vom größten Wert war. Während die anderen halten bleiben mußten, entledigten wir beide uns unserer Fußbekleidung, um unsere Schritte unhörbar zu machen, ließen die langen Gewehre zurück und nahmen mehrere Riemen mit.
    Vor uns lag die Halde in tiefster Dunkelheit. Droben auf der Höhe aber mußte es heller sein, da sich dort der Schein der Sterne geltend machen konnte. Der Weg ging in mehreren Windungen, die der Aymara uns beschrieben hatte, bergan und an den Felsblöcken vorüber. Ich mußte sehr oft niedergreifen, um mit den Händen zu untersuchen, ob wir uns auf dem Weg befanden.
    Je höher wir kamen, desto weiter wurde unser durch die Dunkelheit so begrenzter Gesichtskreis. Wir konnten schließlich den Weg erkennen und wohl zehn oder zwölf Schritte weit selbst kleinere Gegenstände, wie Steine oder Unebenheiten, sehen. Unser Gang war so leise, daß wir uns gegenseitig selbst nicht hörten. Nach wohl einer halben Stunde befanden wir uns oben; in gewöhnlichen Verhältnissen aber war die Strecke natürlich in kürzerer Zeit zurückzulegen. Vor uns tauchten einige dunkle Gebilde auf, die Felsblöcke, in deren Nähe wir die Gesuchten zu finden hofften.
    „Legen Sie sich nieder!“ flüsterte ich dem Steuermann zu. „Von jetzt an müssen wir am Boden kriechen.“
    „Nach welcher Seite? Rund um die Blöcke herum?“
    „So weit vielleicht nicht. Ich denke, die Roten liegen auf derjenigen Seite, nach welcher sie ihre Aufmerksamkeit zu richten haben, nach uns zu. Sie schlafen gewiß. Das stete und scharfe Ausschauen in die Ferne ermüdet sehr. Es fällt ihnen gar nicht ein, zu denken, daß wir des Nachts kommen können. Wer reitet einen solchen Weg in der Finsternis! Er hat uns auch weidlich angestrengt. Also kriechen Sie immer nur hinter mir her!“
    Ich wendete mich der angegebenen Seite zu und

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