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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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leisten, teils weil sie Stammesgenossen waren und teils aus Dankbarkeit. Ihr Anführer gestand, daß wir ihn aus einer ziemlich großen Gefahr befreit hätten. Er wäre, wenn er uns nicht getroffen hätte, mit seinen Leuten nach der Salinas geritten, ganz ahnungslos, dort auf Chiriguanos zu treffen, und mit denselben jedenfalls in Kampf geraten.
    Diese Leute waren reichlich mit Proviant versehen, was uns natürlich nur lieb sein konnte. Mit ihnen vereint, setzten wir unseren Weg fort. Das geschah in der Weise, daß ich wieder mit Pena voranritt, eine Strecke von den Nachfolgenden getrennt. Diese Maßregel bewährte sich auch heute. Wir hatten eine Stunde bis zur Pampa zu reiten, aber kaum den dritten Teil dieses Weges zurückgelegt, als wir laute Stimmen vor uns vernahmen. Sofort kehrten wir um, bis zu einer Stelle, an welcher sich der Weg soweit verengte, daß vielleicht drei Reiter nebeneinander Platz hatten.
    Dort hielten wir, bis wir die Nahenden erblickten. Es waren zwei Chiriguanos, welche kamen, um die beiden Wächter abzulösen, wie wir später erfuhren. Sie waren auch zu Pferd, hatten aber so laut gesprochen, daß ihre Stimmen eher als der Hufschlag ihrer Tiere zu hören gewesen waren.
    „Was tun?“ fragte Pena. „Sehen sie uns, so jagen sie zurück und machen Alarm.“
    „Natürlich werden sie uns sehen, denn sie kommen auf uns zu. Es wird gar kein Federlesens gemacht. Wir drücken uns hinter diesen Felsen, und wenn sie nahe genug sind, reiten wir in Karriere auf sie zu, an ihnen vorüber und wenden dann hinter ihnen um. Auf diese Weise kommen sie zwischen uns und unsere Gefährten, ohne sich nur fragen zu können, was da vorgegangen ist. Die Furcht vor unseren besseren Waffen und unserer Überzahl wird dann das übrige tun. Passen Sie auf! In einigen Augenblicken müssen sie uns sehen. Jetzt vorwärts!“
    Die Chiriguanos hatten die Enge erreicht und waren in dieselbe eingedrungen. Wir gaben unseren Pferden die Sporen und jagten ihnen entgegen. Sie blieben erschrocken halten und schrien laut auf. Wir flogen, ohne ihre Schreie mit einem Wort zu beantworten, an ihnen vorüber und rissen dann unsere Pferde herum. Nun hielten wir am Ausgang der Enge, sie in der Mitte derselben, und am Eingang waren soeben unsere Gefährten zu sehen, welche sich nicht wenig darüber wunderten, zwei Feinde zwischen sich und uns zu sehen.
    Diese letzteren waren so außerordentlich verblüfft, daß sie sich gar nicht bewegten. Der Aymara rief ihnen eine Aufforderung zu, welche sie zagend beantworteten. Es entspann sich zwischen ihm und ihnen eine kurze Verhandlung, deren Ergebnis das war, daß die beiden sich uns überlieferten. Nachdem wir sie entwaffnet, ihnen also Bogen und Pfeile abgenommen hatten, begannen wir den unterbrochenen Ritt von neuem. Wenn die Chiriguanos alle von der Art waren, wie diejenigen, welche wir bis jetzt kennengelernt hatten, so befand sich der Sendador keineswegs in zuverlässigen Händen.
    Nach einer halben Stunde erreichten Pena und ich, die wir abermals voranritten, die Stelle, an welcher der Weg auf die Pampa mündete. Da bot sich uns ein eigener, aber auch großartiger Anblick dar.
    Eine weite, langgestreckte Ebene lag vor uns, welche von der Stelle aus, wo wir uns befanden, vielleicht eine englische Meile breit war. Jedenfalls hielten wir vor einer Bucht des Salzsees. Nach vorn und rechts dehnte sich die Ebene bis zum Horizont aus, welcher von den Bergen der Anden gebildet wurde, die sich hinter- und übereinander emportürmten. Links zog sich eine steile, unzugängliche Felswand im Halbkreis um den See herum, bis das Wasser desselben uns gerade gegenüber so hart an sie herantrat, daß niemand zwischen ihr und ihm vorüberkonnte.
    Und gerade dort an diesem Punkt lagerte der Sendador mit seinen Roten, eingekeilt zwischen Fels und Wasser, eine Unvorsichtigkeit, welche ich nicht begreifen konnte. Freilich machte Gomarra, welcher mit den anderen jetzt nachgekommen war, mich auf einen dunklen Streifen aufmerksam, welcher unweit des Lagers zu bemerken war. Er sagte, indem er nach demselben deutete:
    „Dort führt der Weg empor zu dem Punkt, an welchem dieser Satan meinen Bruder ermordete. Von der hohen Kante des Felsens blickte ich herab, als er die Flasche vergrub.“
    „Ist es so!“ nickte ich. „Jetzt weiß ich, warum er gerade dort lagert. Er will uns hinüberlocken, wenn wir ihn fast erreicht haben, verschwindet er auf dem Weg nach der Höhe, und wir stecken in derselben Falle, in welcher

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